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Kochroboter des Leipziger Startups Davinci Kitchen
Diesen ersten Prototypen hat das Startup Davinci Kitchen in vier Monaten gebaut. Anfang des Jahres wurde der Roboter in der Leipziger Innenstadt getestet.

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Es klingt futuristisch: Ein Roboter, eingesperrt in einem gläsernen Kasten, der auf Knopfdruck Pasta oder Bowls frisch zubereitet und sogar persönliche Wünsche annimmt. An solch einer Maschine arbeiten sowohl das Berliner Startup Aitme als auch die Leipziger Firma Davinci Kitchen schon heute.

Aitme ist das neue Projekt von Foodora-Gründer Emanuel Pallua und seinem ehemaligen Marketingmanager Julian Stoß. Seit etwa einem Jahr arbeitet das Duo an seiner vollautomatisierten Küche. Bekannte Investoren wie Rocket Internet, Vorwerk Ventures und Atlantic Food Labs steckten insgesamt rund drei Millionen Euro in das Startup, wie Pallua im Gespräch mit Gründerszene erzählt.

Knapp eine halbe Million Euro Entwicklungskosten

Davinci Kitchen wurde vom Leipziger Produktdesigner Vick Manuel und dem niederländischen Entwickler Ibrahim Elfaramawy aufgebaut. Finanzielle Unterstützung bekamen sie bislang vom Leipziger Inkubator 2B Ahead Ventures und dem Großcaterer Apetito. Die Gesellschafter hätten knapp 500.000 Euro in die Entwicklung des Roboters gesteckt, so Manuel zu Gründerszene.

Beide Produkte funktionieren ähnlich: Die Maschinen sind einer Glasbox verbaut, in der sich auch Kühleinheiten, Herdplatten und die Zutaten befinden. Der Kunde wählt ein Gericht am Bedienfeld aus, passt gegebenenfalls die Zutaten an und der Kochroboter bereitet das Essen in etwa vier Minuten frisch zu. Das Aitme-Modul benötigt dafür zwei Roboterarme, Davinci Kitchen verkauft seine Miniküche mit nur einem. Die Maschinen können mehrere Gerichte gleichzeitig zubereiten und reinigen die Utensilien nach jedem Vorgang.

Kochroboter des Leipziger Startups Davinci Kitchen

Hinten lagert der Davinci-Roboter die Zutaten, vorn kocht der Arm bis zu zwei Gerichte parallel.

Auch wenn sich die Technologie kaum unterscheidet, haben die Startups verschiedene Geschäftsmodelle für ihre Container erarbeitet. Pallua spricht mit Aitme in erster Linie Firmenkunden an, die die Kochroboter in ihre Kantine stellen sollen. Sie zahlen eine monatliche Gebühr für Gerät und Service. Aitme-Mitarbeiter oder ein lokaler Cateringdienstleister befüllen das Modul täglich mit frischen Zutaten, die bereits geschnitten und vorgekocht sind. Auf der Speisekarte stehen vor allem Bowls mit Reis, Quinoa oder Pasta für 6,50 Euro. Was Aitme die Unternehmen kosten soll, könne er noch nicht sagen, sagt Pallua.

Profiköche sind skeptisch

Davinci verlangt hingegen einen einmaligen Kaufbetrag, um Zutaten und die abendliche Endreinigung müssen sich die Besitzer selbst kümmern. Im Gegensatz zum Aitme-Produkt zerkleinert der Roboterarm Gemüse und Fleisch auch selbst. Die Leipziger setzen allerdings ausschließlich auf Nudelgerichte. Da ihre Maschine autonomer arbeitet als die von Aitme, soll sie vor allem in Hotels und Kantinen oder als Showroboter bei Veranstaltungen eingesetzt werden. Den ersten Prototyp hat Davinci bereits in einem Pop-Up-Restaurant vorgestellt. Ende des Jahres soll der Gesellschafter Apetito seine eigene Minikantine bekommen. Ab dem nächsten Jahr gehe der Kochroboter in Serienproduktion, sagt Manuel. Einen ähnlichen Zeitplan hat auch Aitme: Im Oktober will das Berliner Startup seinen ersten Prototypen bei einem Kunden testen.

Emanuel Pallua gründete 2014 Foodora und baut seit 2019 an seinem Aitme-Roboter.

Anfragen von Unternehmen haben beide Startups bereits, wie die Gründer erzählen. Daniel Schade, Vizepräsident des Verbands der Köche Deutschlands sieht das Produkt hingegen skeptisch: „Als digitale Omelette-Station in Hotels oder in Universitätskantinen könnte ich mir Kochroboter durchaus vorstellen. Auf individuelle Kundenwünsche eingehen kann er allerdings nicht so, wie es ein Koch oder eine Köchin kann.“ Schade sagt gegenüber Gründerszene außerdem, dass gewisse Arbeiten weiterhin von Menschen übernommen werden müssen und sich dadurch der personelle Aufwand kaum verringert. „Kochroboter sind ein netter Hingucker in Sachen Live-Cooking. Einer Funktion in der Profiküche stehe ich eher skeptisch gegenüber.“

„Am Ende kommt es auf den Geschmack an“

In den USA haben Startups schon vor einigen Jahren Restaurants eröffnet, die von Robotern betrieben werden. Spyce bekam über 20 Millionen Euro für sein Roboteressen, musste zwischenzeitlich aber seinen Laden schließen und das Menü überarbeiten. Der Pizzaroboter Zume bekam Hunderte Millionen Euro, unter anderem von Softbank, und musste sein Geschäft im Januar nach fünf Jahren wieder einstellen. Ist der Markt also noch nicht bereit?

„Wir wollen keine Maschine machen, die einfach nur kocht. Das kommt bei den Leuten nicht an“, sagt Davinci-Gründer Manuel. Daher habe sich sein Startup für einen gläsernen Kasten entschieden, damit die Kunden dem Roboter zuschauen können. Das Team habe sich bewusst gegen ein Fließbandsystem entschieden, wie es etwa Zume gebaut hat.

„Am Ende kommt es auf den Geschmack an“, sagt Aitme-Gründer Pallua. Sind die Gerichte lecker, sei es den Kunden egal, ob ein Stück Metall oder ein Mensch die Pasta-Bowl zubereitet hat.

Hier könnt ihr euch den Artikel anhören:

 

Bilder: Davinci Kitchen, Foodora
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