Beyond-Meat-Opt
Beyond-Meat-Opt Beyond-Meat-Gründer Ethan Brown

Zu viel Fleisch essen ist schlecht. Für die Gesundheit, für die Umwelt, für die Tiere. Das ist kein Geheimnis mehr. Dennoch: Millionen Menschen konsumieren täglich Fleisch. Wie der Ernährungsreport 2016 aufzeigt, essen 47 Prozent der Männer in Deutschland täglich Fleisch. Bei Frauen sind es 22 Prozent. Und so rechtfertigen viele Fleischproduzenten die Massentierhaltung mit der starken Nachfrage der Kunden.

Doch langsam kippt die Stimmung, mehr und mehr Kunden setzen auf fleischlose Alternativen. Den Trend nutzen Produzenten für sich, in Deutschland wird zum Beispiel aktuell das Familienunternehmen Rügenwalder Mühle für seine Ersatzprodukte gelobt. Das „vegetarische Fertig-Schnitzel“ oder die „vegetarische Fleischwurst“ sehen den Originalen zwar verdammt ähnlich, echte Fleisch-Fans dürften diese Produkte dennoch nicht überzeugen. Soja und Seitan schmecken eben doch nicht wie Schweine- oder Hühnerfleisch.

Die Investoren? Ein Fleischproduzent und eine Tierschutzorganisation

In den USA versuchen deswegen einige Firmen, Fleischersatz-Produkte, häufig Vleisch genannt, herzustellen, die nicht nur wie Fleisch aussehen, sondern ebenso schmecken und sich in der Konsistenz so verhalten. An der Spitze dieser Bewegung stehen zwei junge Unternehmen: Zum einen Impossible Meat, ein 2011 gegründetes Unternehmen aus Redwood, das bisher 182 Millionen US-Dollar von Investoren einsammeln konnte und seine Produkte bereits in Restaurants anbietet. Zum anderen Beyond Meat.

Das in Los Angeles ansässige Unternehmen Beyond Meat produziert Fleischersatz auf Basis von Erbsenproteinen und wurde 2009 von dem Columbia-Absolventen Ethan Brown gegründet. 2013 stiegen Microsoft-Milliardär Bill Gates, die Twitter-Gründer Evan Williams und Biz Stone sowie der legendäre VC Kleiner Perkins bei Beyond Meat ein. Für Kleiner Perkins war es das erste Investment in ein Food-Startup überhaupt. 170 Millionen US-Dollar konnte sich das Beyond Meat in den ersten Finanzierungsrunden sichern.

Vor wenigen Wochen hat Beyond Meat nun seine Serie-F-Finanzierungsrunde verkündet, allerdings ohne den genauen Betrag zu nennen. Der neue Investor war ohnehin viel interessanter: Tyson Food, einer der führenden Fleischproduzenten der USA, erkaufte sich fünf Prozent der Anteile an Beyond Meat. In einem langen Beitrag äußerte sich Brown zu dem Investment und seiner Entscheidung. „Glaube ich, dass Tyson und seine Führungskräfte unsere Feinde sind, weil sie eine komplett unterschiedliche Sicht auf unsere Beziehung zu Tieren haben? Das tue ich nicht“, stellt Brown in dem Text klar. „Und ich weiß, dass das hier viele Personen enttäuschen wird.“

Pikant: Auch die Human Society of the United States, die größte Tierschutzorganisation der Welt, gehört zu den Geldgebern. Kontroverser könnte es nicht sein. Welches Startup holt sich schon zwei Widersacher – eine Tierschutzorganisation und einen riesigen Fleischfabrikanten – an Bord?

„Die Qualität der Beyond-Burger ist großartig“

Bisher gibt es die Produkte von Beyond Meat in dem beliebten Supermarkt Whole Foods zu kaufen. Dort werden sie nicht etwa in der Öko-Ecke angeboten – sondern direkt neben den Erzeugnissen aus Schwein, Rind und Huhn.

Sein erstes Produkt brachte Beyond Meat 2012 auf den Markt: „Beyond Chicken“ basiert auf Erbsen- und Sojaproteinen. Es sieht aus wie angebratene und anschließend gefrorene Hühnerstreifen in einer tütenartigen Verpackung. Der Unterschied zu Hühnerstreifen, die aus Fleisch bestehen? Kaum erkennbar. Neu im Sortiment von Beyond Meat ist der Beyond Burger, der nicht nur ähnlich verpackt ist wie ein gewöhnlicher Burger.

In einem Video auf der Homepage bewirbt Beyond Meat seinen Burger mit einer typischen Barbecue-Szene – und will so zeigen: Dieser Burger sieht aus wie Fleisch und brutzelt genauso auf dem Grill. Angeblich soll er genauso schmecken wie sein Pendant aus Hack. Dabei besteht der Burger aus Erbsen und Roter Beete, deren Saft – ähnlich wie Bratensaft bei einem Rinderburger – ausläuft.

Mit dem Beyond Burger hat das Startup ein Produkt entwickelt, das als eine ernstzunehmende Alternative zu Fleisch gehandelt wird. Und die Industrie bekommt langsam Angst, einen Trend zu verpassen – so könnte man zumindest den Einstieg von Tyson Food deuten.

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Der Unterschied zwischen Kühen und Hunden

Gründer Ethan Brown ist selbst Veganer – und sieht aus wie ein Farmbesitzer aus den Südstaaten. Tatsächlich verbrachte Brown Teile seiner Kindheit auf einer Farm in Maryland. Dort habe ihm schon als Kind nicht eingeleuchtet, wieso Hunde und Kühe unterschiedlich behandelt werden, nur weil das eine ein Haustier ist, sagte er einmal in einer US-amerikanischen Talkshow.

Als Zielgruppe sieht Ethan Brown alle Menschen weltweit, die ähnlich ticken wir er und ihren Fleischkonsum reduzieren wollen. Diese Gruppe, die schon Millionen Menschen umfasst, wird ständig größer. Alleine hierzulande leben mittlerweile rund 7,8 Millionen Vegetarier, wie der Vegetarierbund Deutschland angibt. Ein gutes Argument für Browns Investoren: Je größer die Zielgruppe, desto schneller das Wachstum. Theoretisch. Bisher sieht es gut für Brown und sein Team aus.

Bild: Beyond Meat