Zwischen 300 und 350 Biersorten gibt es laut Gründer Christian Klemenz in jeder der neun Bierothek-Filialen

Christian Klemenz war früh dran. 2014 trat der Gründer in der ersten Staffel der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ (DHDL) auf. Sein Produkt: Craft Beer. Seine Forderung: 350.000 Euro. Unter anderem, um seine Marke St. Erhard in Indien zu vermarkten. Doch keiner der Investoren erkannte Potential im Craft-Beer-Markt, Klemenz bekam kein Geld. 

Trotz der Abfuhr machte der studierte Betriebswirt und Absolvent der Leipziger Gründerhochschule HHL weiter, gründete 2015 zusätzlich eine Handelsgesellschaft, um Vertriebsstrukturen und einen Fachhandel für Craft Beer aufzubauen. Die Bierothek verkauft heute online und in Ladengeschäften an neun Standorten in Deutschland hunderte Biersorten. Vier der neun Filialen sind an Franchise-Nehmer verpachtet. 

So geht die Geschichte der Bierothek, wenn man sie schnell erzählt. Doch es lohnt ein Blick auf die Hintergründe der Branche, um zu verstehen, was für einen Weg Klemenz hinter sich hat.

Ein Angebot wie eine Vinothek

Insgesamt nämlich kaufen die Deutschen immer weniger Bier. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch ist seit den Neunzigerjahren um fast 40 Liter gesunken und die deutschen Bierbrauer beklagen für 2017 einen Absatzrückgang gegenüber dem Vorjahr. Für Klemenz hat diese Entwicklung allerdings auch positive Seiten. Der Trend – diesen Eindruck gewinnt man nicht nur in Hipster-Hochburgen wie Berlin – geht weg von der Massenproduktion und hin zu kleinen, lokalen und unabhängigen Brauereien, die traditionelle bis exotische Biersorten herstellen, sogenanntes Craft Beer eben. Sie sind beliebt – trotz des meist deutlich höheren Preises im Vergleich zu konventionellen Marken wie etwa Beck’s oder Krombacher.

Und hier setzte Klemenz an, bevor die meisten die Dimension dieses Trends erkannten. Namentlich und konzeptionell ist die Bierothek an eine Vinothek angelehnt. Das Sortiment jeder Filiale umfasst zwischen 300 und 350 Biersorten, so Klemenz. Darunter sind Rauchbiere aus Bamberg, belgische Sauerbiere oder Indian Pale Ale aus Hawaii. Im Schnitt kostet der Liter um die zehn Euro. Immer noch dabei: die DHDL-Sorte St. Erhard. Man versuche, mit dem Sortiment die komplette Bandbreite an Bierstilen weltweit abzudecken, gibt Klemenz an.

DHDL hatte keine Bedeutung für die Bierothek

Sein Konzept bietet noch mehr Spielraum. Da die Bierothek neben dem Einzelhandel auch bundesweit einen Großhandel von Craft Beer betreibt, ist es nach Klemenz‘ Worten relativ einfach, selbstständig neue Produkte an den Kunden zu bringen: „Wenn wir merken, die Leute haben Interesse an Mate Bier, können wir es in unserer Versuchsbrauerei entwickeln, produzieren lassen und acht Wochen später in unseren Läden stehen haben“, beschreibt Klemenz. Der stationäre Handel ist dem Gründer zufolge derzeit größer als der Onlinehandel, wobei man online „starke Zuwachsraten“ beobachte. Die Filialen und die Online-Bestellungen werden direkt aus dem Zentrallager der Bierothek in Bamberg beliefert.

Bier ist ein nicht gerade unkompliziertes Produkt für E-Commerce: Glasflaschen können beim Versand brechen, zudem sind viele Craftbiere weniger stark verarbeitet als Industrieware und dadurch kürzer haltbar. Dennoch gibt es online weitere Anbieter, die Craftbier verschiedener Marken vertreiben, zum Beispiel Beerwulf mit Sitz in Amsterdam oder BeerJack aus München.

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Zwar hat Klemenz keine Löwen an Bord, doch zwei Investoren unterstützen Klemenz’ Unternehmen finanziell. Neben dem Geschäftsführer gibt es außerdem zwei Mitgesellschafter. Diese Struktur habe bereits vor der DHDL-Aufzeichnung bestanden, so Klemenz, weshalb es auch nicht ins Gewicht gefallen sei, dass kein Deal zustande kam. „De facto hat die Sendung für unsere Unternehmensentwicklung keine Bedeutung gehabt“, sagt der Gründer.

Wie viel Klemenz mit seinen Unternehmen erwirtschaftet, dazu will er im Detail keine Angaben machen. „Wir bewegen uns in mittleren siebenstelligen Dimensionen. Bisher haben wir es zudem auch immer geschafft, die einzelnen Filialen innerhalb eines Jahres profitabel arbeiten zu lassen.“

Bilder: Bierothek/Martin Riehm