Erst vor einem Monat gab Bonaverde-Gründer Hans Stier bekannt, dass er seinen CEO-Posten aufgibt.
Erst vor einem Monat gab Bonaverde-Gründer Hans Stier bekannt, dass er seinen CEO-Posten aufgibt.

Die Mitteilung von Bonaverde liest sich dramatisch: Mit „Bedauern, Widerwillen und Trauer“ müsse man Insolvenz anmelden, heißt es. Nach sechs krisengebeutelten Jahren gibt das Berliner Startup offenbar auf.

Grund für die finanziellen Probleme ist laut Unternehmen, dass man zum Rückruf von 500 Bonaverde-Kaffeemaschinen gezwungen sei. Die Geräte hat das Startup selbst entwickelt, sie können Kaffee rösten, mahlen und brühen. Der chinesische Hersteller der Maschinen habe bei der letzten Charge „zur Kosteneinsparung“ eine Komponente „von schlechterer“ Qualität eingesetzt. Dies könne zu einem Kurzschluss führen, durch den ein „unkontrollierbarer Röstvorgang“ ausgelöst werden könne. Welche Seriennummern von dem Mangel betroffen sind, können Kunden auf der Bonaverde-Website nachlesen. Wer eine fehlerhafte Maschine besitzt, solle sie nur unter Aufsicht verwenden und bei Nichtbenutzung vom Strom trennen, empfiehlt das Startup.

Dem Unternehmen war der Fehler bereits seit März bekannt. Das Ausmaß des Produktionsmangels wurde Bonaverde aber erst kürzlich klar, sagt Gründer Hans Stier auf Nachfrage von Gründerszene. Schadhafte Geräte können Kunden einsenden, das Startup will ihnen nach eigenen Angaben neue Maschinen zukommen lassen. Die dadurch entstehenden Kosten könne man allerdings „nicht aus der eigenen Reserve stemmen“. Wie das Startup die Rückrufaktion stattdessen finanzieren will, ist unklar. Von den Investoren wird es kein Geld geben: „Der Rückruf (…) hat bei unseren Bestandsinvestoren dafür gesorgt, sich gegen eine erneute Zwischenfinanzierung zu entscheiden“, so Stier.

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Maschinen früherer Produktionschargen seien nicht von Mängeln betroffen, so das Startup. Insgesamt 5.000 Geräte habe die Firma bisher ausgeliefert, sagte Gründer Hans Stier kürzlich gegenüber der Berliner Zeitung.

Urban Coffee Club auch betroffen 

Ende 2013 begann Bonaverde mit der Entwicklung der Kaffeemaschine. Das Startup sammelte in mehreren Crowdfunding-Kampagnen eine Millionensumme ein. Außerdem bekam es Kapital von mehreren Business Angels, unter anderem vom ehemaligen StudiVZ-Chef Michael Brehm. Doch statt wie angekündigt im Oktober 2014 begann die Auslieferung erst 2017 – offiziell wegen Produktionsschwierigkeiten. Dadurch hagelte es Kritik seitens der Crowd. Noch heute wartet ein Teil der Anleger auf seine Geräte.

Auch das neueste Produkt von Bonaverde, die Kaffee-Flatrate Urban Coffee Club, ist von den Geldproblemen betroffen. In seiner Mitteilung schreibt das Startup, es sei geplant gewesen, dass der Urban Coffee Club auf eigenen Beinen stehe. Doch dem Projekt seien zuletzt wegen mangelnder Liquidität „die Hände gebunden“ gewesen. Noch im September kündigte Stier an, man werde eine eigene GmbH für den Club gründen. Öffentlich trat die Marke bereits als Urban Coffee Club GmbH auf. Doch in Wahrheit wurde die Gesellschaft nicht angemeldet – „aus finanziellen Gründen“, wie Stier nun sagt. Erst vor einem Monat kündigte der Gründer an, seinen CEO-Posten bei Bonaverde aufzugeben, um sich voll auf die Kaffee-Flatrate zu fokussieren. So zumindest begründete er es damals gegenüber Gründerszene.

Laut Stier ist die Insolvenz bereits beantragt, im Insolvenzregister ist aber noch kein entsprechender Eintrag zu finden. Die Anmeldung dürfte das endgültige Aus für Bonaverde bedeuten: Aktuell gebe es keinen Plan B, so das Startup auf seiner Website. Die 15 Mitarbeiter müssen sich voraussichtlich neue Arbeitgeber suchen, sagt Stier auf Nachfrage von Gründerszene.

Update vom 23. Oktober um 16:14 Uhr: Inzwischen sind die Insolvenzanträge der Bonaverde GmbH sowie der Bonaverde Coffee AG im Insolvenzregister einsehbar. 

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Bild: Bonaverde