Hans Stier hat 2013 Bonaverde gegründet und im Sommer Urban Coffee Club.

Sechs Jahre lang führte Hans Stier sein Berliner Startup Bonaverde. Kernprodukt war bislang eine Maschine, die Kaffeebohnen rösten, mahlen und den Kaffee aufbrühen kann. Umgerechnet rund 3,4 Millionen Euro sammelte Bonaverde in vier Crowdfunding-Kampagnen seit 2013 insgesamt ein, dazu kamen mehrere Millionen Euro Wagniskapital. Die Auslieferung der Geräte musste das Startup aber mehrfach verschieben. „Es ist richtig, dass wir super viele Qualitätsprobleme hatten“, so Gründer Stier im Gespräch mit Gründerszene und NGIN Food. Mittlerweile seien die Kaffeemaschinen fertig und lieferbar. Einige Anleger warten allerdings noch immer auf ihr Produkt. Das geht aus Kommentaren auf Kickstarter hervor. 

Nun verlässt der CEO sein Unternehmen: „Ich gebe zum Oktober die Geschäftsführung von Bonaverde auf, weil ich nicht zwei Unternehmen gleichzeitig bauen kann“, so Stier. Im Juli startete der Berliner ein neues Produkt: Ein Kaffee-Abo über die App Urban Coffee Club. Die Idee – und offenbar auch den Namen – für die Flatrate habe Stier vom Geschäftsmodell des Fitness-Anbieters Urban Sports Club abgeguckt. Kunden zahlen eine wöchentliche oder monatliche Gebühr und bekommen dafür schwarzen Kaffee bei diversen Restaurants und Cafés umsonst.

Das operative Geschäft von Bonaverde übernimmt Lucian Plaumann, ein Kollege aus dem Vertrieb. Die GmbH habe Stier aber nicht verkauft. Die Maschine werde nicht mehr nur in Deutschland, sondern auch in den USA, Korea und anderen Ländern angeboten. Der Gründer behält nach eigener Aussage Anteile an Bonaverde, wechselt in den Vorstand. Den Handel für die Länder mitsamt Kunden übernehmen diverse Distributoren als Lizenznehmer. Ähnlich will er auch sein Vertriebssystem für die neue App aufbauen. Noch ist Urban Coffee Club nur in Berlin-Mitte verfügbar. Um in andere Städte zu expandieren, wolle Stier für die Kaffee-Flatrate lokale Franchisenehmer finden. Diese würden eine Lizenzgebühr an Stier zahlen, das Geschäft aber selbst aufbauen und die Umsätze einbehalten. „Bei Bonaverde hat das so gut funktioniert“, erklärt der CEO. „Und wir sind zu klein, um das selbst zu machen.“

Geld von Michi Brehm und Finn Hänsel

Wir, das sind Stier und die 15 verbliebenen Angestellten aus dem Bonaverde-Team. Fünf Mitarbeiter habe er nicht übernehmen können. Sie mussten das Kaffee-Startup im Zuge der neuen Geschäftstätigkeit verlassen. Die neue App habe der Berliner ausgegründet und über Wagniskapital finanziert. Aus dem Crowdfunding-Geld von der Kaffeemaschine sei nichts mehr übrig, sagt er. Michael Brehm, ehemaliger Chef von StudiVZ, sowie der Ex-Tchibo-Aufsichtsratsvorsitzende Jens Odewald seien an Urban Coffee Club beteiligt. Auch Hellofresh-CEO Dominik Richter, Parship-CTO Marc Schachtel und Movinga-Gründer Finn Hänsel besitzen Stier zufolge Anteile. Im Handelsregister ist die neue Gesellschaft noch nicht auffindbar. 

Lest auch

Die App finanziert sich erstrangig über die Mitgliedsgebühren der Nutzer. Einige Partner zahlen zudem zehn Cent pro ausgeschenktem Kaffee. Die Cafés erhalten im Gegenzug aber kein Geld, weder vom Startup noch vom Nutzer. Stier glaubt, dass die Kooperationspartner davon profitieren, dass Kunden wiederkehren oder zusätzlich ein Mittagessen oder Kuchen kaufen. Die Kundendaten wolle Stier künftig auch nutzen, um den Cafés Marketingpakete anzubieten.

Die App listet nicht nur hippe Cafés, sondern auch Friseure, Spätis und indische Restaurants auf, die Kaffee ausschenken. Auf Wunsch stellt Urban Coffee Club Partnern Kaffeebohnen von lokalen Röstereien und gibt zudem Barista-Workshops. Das Startup wolle auf diese Weise sicher gehen, dass die Partner hochwertigen Kaffee anbieten. Teilnehmende Cafés nutzen das Angebot wiederum, um nicht ihren eigenen Kaffee an die App-Nutzer zu verschenken, wie ein Inhaber zu Gründerszene und NGIN Food sagt. In der Testphase von Mitte Juli bis Mitte September haben sich laut Urban Coffee Club 2.500 Nutzer in der App registriert. Eine dreistellige Anzahl an Kunden hätten auch für die Kaffee-Flatrate bezahlt, sagt der Chef. Und in manchen Cafés stehe sogar die Bonaverde-Maschine.

Bild: Urban Coffee Club