Seit der Corona-Pandemie kochen die Menschen mehr denn je. Davon profitieren auch die Kitchenstories-Gründerinnen Verena Hubertz und Mengting Gao (v.l.)
Seit der Corona-Pandemie kochen die Menschen mehr denn je. Davon profitieren auch die Kitchenstories-Gründerinnen Verena Hubertz und Mengting Gao (v.l.)

Wie geht es der deutschen Startup-Szene nach Monaten der Krise? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, jedes Unternehmen musste in den vergangenen Wochen andere Herausforderungen bewältigen. Einige wuchsen so schnell wie noch nie, andere fürchteten täglich die Pleite.

Um zu erfahren, wie einzelne Startups die Situation bewältigen, haben wir als Gründerszene-Redaktion einen Fragebogen an Unternehmerinnen und Unternehmer geschickt – unter anderem an Verena Hubertz, Gründerin von Kitchen Stories. Das Unternehmen produziert und teilt Rezepte sowie Kochvideos, finanziert wird das Geschäft über Partner wie beispielsweise Nutella, Rügenwalder Mühle oder Zwilling.

Verena, welche Auswirkungen hatte die Corona-Krise auf euer Unternehmen?

Die Menschen kochen mehr denn je. Seit Februar dieses Jahres haben wir mehr als eine Million monatliche User organisch hinzugewonnen. Mittlerweile nutzen mehr als vier Million Menschen pro Monat aktiv unsere Koch-Plattform über die Webseite und unsere App. Wir sind also nutzerseitig in der Zeit stark gewachsen und konnten zudem unsere B2B-Kooperationen ausbauen. Als Unternehmen haben wir zudem gelernt, wie Remote Work auch in schwierigen Situationen funktionieren kann und wie kreativ und erfolgreich unser Team die Situation gemeistert hat. 

Waren oder sind eure Angestellten in Kurzarbeit? 

Glücklicherweise sind wir in einem Segment unterwegs, dass in dieser Zeit weiter wachsen konnte. Daher mussten wir keine Kurzarbeit anmelden.

Musstet ihr möglicherweise Teammitglieder entlassen?

Ganz im Gegenteil: Zurzeit sind wir sogar auf der Suche nach weiteren Teammitgliedern für die Bereiche Redaktion, Projektmanagement, Sales aber auch Tech.

Arbeiten eure Angestellten noch im Homeoffice?

Wir sind zu einem „Soft Opening”, wie wir es nennen, übergegangen. Wir sind also teilweise im Büro, teilweise im Home Office. Wir haben dazu eine Art Shift-System eingeführt, und die Tage auf Teams aufgeteilt. So können wir sicherstellen, dass immer ein Arbeitsplatz und damit 1,5 Meter Abstand frei bleibt. 

Könnt ihr euch vorstellen, künftig komplett auf ein eigenes Büro zu verzichten?

Für mich sind hier zwei Themen essenziell: Zum einen basiert unser Business Modell auf dem Alles-aus-einer-Hand-Prinzip, alle Inhalte werden in unseren eigenen Büro- und Studioräumen produziert. Die Teams arbeiten, coden, kochen und produzieren in einem Kitchen-Stories–Büro. Zum anderen – und das für mich persönlich auch sehr wichtig – werden durch ein gemeinsames Büro natürlich auch der informelle Austausch und das Team-Zusammengehörigkeitsgefühl erheblich getragen. Von daher brauchen wir auch weiterhin ein gemeinsames Büro. Aber wir werden sicherlich in Zukunft stärker auf Home Office setzen, da das sehr gut für uns in der Zeit funktioniert hat.

Welche Tools und Tricks haben eurem Team in den vergangenen Wochen geholfen?

Neben den essenziellen Video Tools, also Zoom und Google Meet, haben wir neue Tools für digitales Brainstorming, beispielsweise Google Jamboard oder für Metro Retro ausprobiert. Zur zentralen Kommunikation haben wir einen extra #Corona-Channel bei Slack eingerichtet.

Was hat in den vergangenen Wochen nicht funktioniert?

Was definitiv verloren gegangen ist, sind die kulturellen Teamaktivitäten, die üblicherweise im Office stattfinden, beispielsweise unsere Lunch-Events oder das gemeinsame Bier am Freitag, das wir Friday Beers nennen. Bei den Friday Beers haben wir es anfangs auch remote versucht, aber uns wurde schnell klar, dass nach einer Woche voller Video Meetings die Motivation auf ein Bier am Bildschirm nicht allzu groß ist.

Was hast du als Führungskraft in der Krise gelernt?

Ich habe gelernt, in der Krise noch transparenter und umfassender zu kommunizieren, damit die soziale Bindung und der Austausch, so gut es geht, erhalten bleibt. Konkret bedeutet das: Mehr Informationen in Team-Präsentationen, mehr One-on-One-Gespräche, mehr Checkins. Zudem haben wir unserem Team zusätzliches Vertrauen entgegengebracht und alle MitarbeiterInnen ermutigt, verantwortungsvoll ihren Tag zu gestalten und teilweise asynchron zu arbeiten, sofern es Meetings erlauben. Zum Beispiel kann jeder nachmittags, wenn eine Pause benötigt wird, eine Runde laufen gehen, um danach konzentriert weiter zu machen.

Bild: Kitchen Stories