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Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg läutet an der Börse die Glocke
Für Niklas Östberg und seinen Lieferdienst Delivery Hero ging es in den vergangenen Jahren steil bergauf.

 

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Seit Montagmorgen ist die Aktie von Delivery Hero im Leitindex gelistet, gemeinsam mit milliardenschweren Konzernen wie Adidas, BMW und Siemens. Während so manche Dax-Firmen schon seit über 150 Jahren bestehen, wurde Delivery Hero erst vor neun Jahren gegründet. Wie hat es der Essenslieferdienst zu seiner Größe geschafft? Wir werfen einen Blick in die Firmengeschichte.

Vorher

Der Schwede Niklas Östberg startet 2008 den Lieferdienst Pizza.nu – später Onlinepizza.se –, und geht damit nach Finnland, Österreich und Polen.

Mit Lieferheld wagt sich der Berliner Inkubator Team Europe Ende 2010 auf den deutschen Markt. Gemeinsam mit Team-Europe-Kopf Lukasz Gadowski bauen Nikita Fahrenholz, Kolja Hebenstreit, Mohammadi Akhabach, Markus Fuhrmann und Claude Ritter das Startup auf und holen Fabian Siegel als CEO an Bord. Der Inkubator sowie Holtzbrinck Ventures stecken zum Start eine Million Euro in Lieferheld. Die Software bekommt Lieferheld vom Österreicher Wettbewerber Mjam, an dem Fuhrmann beteiligt ist. 

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2011

Um das Geschäft zu internationalisieren, gründet Team Europe im Mai den Lieferdienst Delivery Hero aus. Damals noch unter dem Firmennamen RGP International Holding GmbH. Lieferheld läuft trotzdem weiter. Östberg verlässt seinen Pizzalieferdienst in Schweden, um bei Delivery Hero mitzuwirken. Der damals 31-Jährige lernte die Team-Europe-Manager auf der Dachterrasse im Soho House kennen und ließ sich direkt überzeugen, als CEO einzusteigen. 

Noch im selben Jahr expandiert der Lieferdienst in weitere Kontinente. Acht Millionen Euro investieren Geldgeber in die beiden Team-Europe-Firmen Delivery Hero und Lieferheld.

2012

Wenige Monate später rutscht Lieferheld unter das Dach seiner internationalen Schwester. Siegel und Östberg teilen sich anfangs die CEO-Rolle. Delivery Hero kauft außerdem die ersten Lieferportale auf: etwa Hungryhouse aus Großbritannien, Onlinepizza Norden Group aus Skandinavien – Östbergs alte Firma – und Foodik aus Russland. Investoren schießen in mehreren Finanzierungsrunden noch einmal 65 Millionen Euro nach.

Die Wachstumskurve von Delivery Hero fängt früh an: Nach mehr als eineinhalb Jahren am Markt sammelte das Startup bereits 80 Millionen Euro Kapital ein, bearbeitet Bestellungen im Wert von 300 Millionen Euro und beschäftigt 400 Mitarbeiter. 

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Allerdings nicht ohne Wettbewerber: 2012 wird gegen die Lieferheld-Geschäftsführer wegen des Verdachts auf Computersabotage ermittelt, das Berliner Landeskriminalamt durchsucht die Büroräume des Startups. Der Konkurrent Lieferando wirft dem Startup vor, seine Seite lahmgelegt zu haben, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Lieferheld streitet die Cyberattacke ab. Es wird vermutet, dass Lieferando die Razzia aus PR-Gründen angezettelt hat. Die Berliner Staatsanwaltschaft stellt das Verfahren daraufhin ein.

Ende des Jahres erlässt die Staatsanwaltschaft dann aber einen anderen Strafbefehl gegen die Lieferheld-Macher. Weil sie Teile der Pizza.de-Datenbank ungefragt kopiert haben sollen, müssen die Gründer 58.000 Euro zahlen.

Hier könnt ihr euch den Artikel anhören:

Bild: Delivery Hero

Niklas Östberg Delivery Hero
Niklas Östberg (hier 2014) hat es in drei Jahren zum Fast-Unicorn geschafft.

2013

Fabian Siegel verlässt die Geschäftsführung von Delivery Hero und gründet ein Jahr später den Kochboxenversender Marley Spoon. Obendrein bekommt der Lieferdienst weitere 23 Millionen Euro. Östberg kündigt an, 2013 erstmals auf Konzernebene profitabel wirtschaften zu wollen, erreicht dieses Ziel aber nicht. 42 Millionen Euro setzt der Lieferdienst um bei einem negativen Ebitda von 26 Millionen Euro.

2014

Innerhalb von drei Monaten schließt Delivery Hero zwei Finanzierungen ab und erhält insgesamt 127 Millionen Euro, unter anderem vom Twitter-Investor Insight Ventures. Später im Jahr folgt eine weitere Runde über 266 Millionen Euro. Die Gründer Claude Ritter und Nikita Fahrenholz verlassen das Unternehmen, um gemeinsam den Putzservice Bookatiger aufzubauen. 

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2014 kauft das Essensportal außerdem den 2007 gegründeten Service Pizza.de aus Braunschweig, der als eigenständige Marke weitergeführt wird. Gerüchten zufolge soll der Deal das fusionierte Lieferunternehmen fast zum Unicorn gemacht haben. CEO Östberg spricht erstmals über mögliche Börsenpläne. Etwa 88 Millionen Euro setzt Delivery Hero 2014 um. Mehr als 1.000 Leute beschäftigt der Lieferdienst. 

2015

Das neue Jahr beginnt mit einer erneuten Megafinanzierung: 496 Millionen Euro steckt Rocket Internet in Delivery Hero. Der Inkubator nutzt die Hälfte der Summe, um Altgesellschafter rauszukaufen und hält nun 30 Prozent. In einer weiteren Runde über 100 Millionen Euro bewerten Investoren das Portal mit 2,7 Milliarden Euro – die zweithöchste Bewertung eines europäischen Startups. Das Geld nutzt Östberg unter anderem, um den von Rocket Internet gekauften Lieferdienst Foodora für 13 Millionen Euro zu übernehmen. Rund 200 Millionen Euro setzt Delivery Hero in 2015 um, die Verluste sind mit 174 Millionen Euro ähnlich hoch.

2016

Anfang des Jahres entlässt das Unternehmen 30 seiner 190 Entwickler, um sich stärker auf seine Kernprodukte zu fokussieren. Im selben Jahr schließt Delivery Hero sein Chinageschäft und den Logistikdienst Valk Fleet, über den Kuriere Essen ausfahren. Hunderte weitere Stellen werden gestrichen. Ein Teil der Lieferfahrer geht an Foodora weiter. 

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