Delivery-Hero-CEO Niklas Östberg will jetzt auch Kochboxen versenden.
Delivery-Hero-CEO Niklas Östberg will jetzt auch Kochboxen versenden. Delivery-Hero-CEO Niklas Östberg will jetzt auch Kochboxen versenden.

Es waren keine leisen Töne, die Niklas Östberg anschlug, als er sich neulich zum Interview mit der Süddeutschen Zeitung traf. Er sprach davon, dass Delivery Hero irgendwann 80 Milliarden Euro wert sein könnte (aktuell sind es rund neun Milliarden) und nannte das von ihm geführte Essensliefer-Startup „eine Art Super-Prime-Amazon“.

Was er mit diesem Superlativ meint, führte Östberg später aus: Delivery Hero könnte in naher Zukunft nicht mehr nur heißes Essen liefern, es werde bereits damit experimentiert, auch andere Dinge zuzustellen. Eine Idee scheint es ihm besonders angetan zu haben schien: Delivery Hero will künftig Zutaten von Restaurants verschicken, die die Kunden zuhause selbst zubereiten können – Kochboxen also. „Für uns wäre es eher sinnvoll, wenn unsere Restaurants den Kunden die Zutaten für ihr Lieblingsessen zusammenstellen und liefern, damit der Kunde es auch daheim zubereiten kann“, so Östberg.

Nun ist die Idee der Versand-Kochbox nicht neu. Zahlreiche Startups haben sich an dem Geschäftsmodell versucht, der Markt ist hart umkämpft. Mit HelloFresh hat sich ein Berliner Startup mit dem Modell zum Unicorn entwickelt und ist in die USA expandiert. Wenn nun ein Player wie Delivery Hero, ebenfalls ein Unicorn, in das Kochboxen-Geschäft einsteigen würde, müsste sich der Markt neu sortieren. Für viele Kunden wäre es fraglos reizvoll, die Gerichte ihrer Lieblingsrestaurants selbst nachkochen zu können. Ob die Gastronomen allerdings ihr Kapital, ihre Rezepte, so einfach preisgeben wollen, muss sich erst noch zeigen.

So hart ist das Geschäft mit Kochboxen

Marley Spoon

Die Ankündigung, dieses neue Geschäftsfeld in Betracht zu ziehen, kommt nur wenige Tage, nachdem Delivery Hero mitgeteilt hatte, den Break Even zugunsten weiterer Investitionen zu vertagen. Anlässlich der Halbjahreszahlen hatte Östberg in der vergangenen Woche gesagt, in der zweiten Jahreshälfte 2018 werde er rund 80 Millionen Euro in die Bereiche Marketing, Restaurantabdeckung, Technologien und in den Produktbereich investieren. Eigentlich sollte in diesem Zeitraum die Gewinnschwelle erreicht werden. Wann Delivery Hero nun profitabel werden will, blieb unklar. Die Aktie des Unternehmens hatte daraufhin über zwei Euro an Wert verloren und sich seitdem noch nicht wieder erholt. 

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Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung nahm Östberg außerdem Stellung zu den Vorwürfen, die Arbeitsbedingungen der Fahrradkuriere von Delivery Hero seien schlecht. „Die meisten wollen sich nur etwas dazu verdienen, als Teilzeitjob, neben dem Studium mit dem Rad fahren, sie haben gerne große Flexibilität, sie arbeiten einen halben Tag, mal zwischendurch eben“, sagte er, räumte aber ein, dass die Tätigkeit als Vollzeitjob „tatsächlich nicht einfach“ sei.

Gleichzeitig attackierte er seine Konkurrenten und sprach sich für einheitliche Regelungen in der Branche aus. „Wir haben höhere Kosten, aber denselben Preis für den Kunden“, meint Östberg. „Wir brauchen klare Regelungen für alle.“ Seine Wettbewerber würden noch immer „machen, was sie wollen“.

 

Bild: Delivery Hero