Flaschenpost
Flaschenpost liefert Getränke innerhalb von zwei Stunden aus. Am Hauptsitz in Münster können Kunden auch Supermarkteinkäufe zur Haustür bringen lassen. © Flaschenpost

Der Lebensmittelkonzern Dr. Oetker übernimmt den Münsteraner Getränkelieferdienst Flaschenpost. Das bestätigte ein Sprecher des Konzerns am Sonntag der Münsterschen Zeitung. Zuerst hatte Deutsche Startups über den Deal berichtet und eine Kaufsumme von einer Milliarde Euro genannt. Die Summe ist allerdings noch nicht offiziell bestätigt. Gegenüber Gründerszene erklärte ein Sprecher von Dr. Oetker, man wolle sich erst am Montag zu Einzelheiten der Übernahme äußern.

Über die App von Flaschenpost können sich Kunden innerhalb von zwei Stunden Getränke liefern lassen. Bisher ist Flaschenpost in 23 deutschen Städten aktiv und verzeichnet nach eigenen Angaben pro Jahr rund zwei Millionen Bestellungen. Das Startup richtet an jedem Standort ein neues Lager ein und stellt ein Team zusammen. Inklusive Fahrer und Lagerkräfte sollen derzeit rund 7.000 Mitarbeiter für das Unternehmen arbeiten. Gegründet wurde Flaschenpost erst 2016.

Flaschenpost profitiert von Corona-Krise

Das Geschäft wuchs so rasant, dass sich bereits früh viele namhafte Investoren an dem Startup beteiligten. Neben Tiger Global investierten unter anderem Cherry Ventures und Vorwerk Ventures in Flaschenpost. Auch die Business-Angel-Gruppe Saarbruecker21 – Philipp Kreibohm von Home24, David Khalil und Lukas Brosseder von Edarling sowie Robert Maier von Ladenzeile – sind Teilhaber. Zudem ist Discovery Ventures, hinter dem die beiden Sumup-Gründer Jan Deepen und Stefan Jeschonnek stehen, an Flaschenpost beteiligt. Zuletzt sammelten die Münsteraner im Dezember im Rahmen ihrer Series D Geld ein. Wie viel geflossen ist, wollte das Startup damals nicht verraten. In der Runde zuvor bekam Flaschenpost 50 Millionen Euro

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Der Getränke-Lieferdienst konnte stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie profitieren, so die Medienberichte. Während des wochenlangen Lockdowns im Frühjahr 2020 bestellten sich offenbar deutlich mehr Menschen als sonst die Wasser- und Bierkisten nach Hause. Laut Deutsche Startups soll Flaschenpost allein im Oktober einen Umsatz von rund 27 Millionen Euro erwirtschaftet haben.

Kritik an Arbeitsbedingungen

Die Übernahme durch Dr. Oetker überrascht insofern, als der Konzern mit Durstexpress 2017 zunächst einen eigenen Klon zu Flaschenpost startete. Beide Anbieter lieferten sich mit bundesweiten Plakataktionen zeitweise eine erbitterte Werbeschlacht. Ob Dr. Oetker beide Marken künftig weiter betreibt oder zu einer zusammenführt, ist noch unklar.

Trotz der Erfolge sorgte Flaschenpost seit dem vergangenen Jahr für Negativschlagzeilen. Im Frühjahr 2019 wurde dem Startup in einem Spiegel-Bericht vorgeworfen, „unseriös“ zu arbeiten. Von defekten Klimaanlagen, unzufriedenen Mitarbeitern und genervten Kunden war die Rede. Zudem soll die Geschäftsführung die Gründung eines Betriebsrats verhindert haben.