Schokolade ist in diesem Jahr die Lieblingseissorte der Deutschen.
Schokolade ist in diesem Jahr die Lieblingseissorte der Deutschen.

Was für ein Sommer! Natürlich, die Bauern klagen, der Rhein hat Niedrigwasser, und jeder Gesundheitsexperte gibt Tipps gegen trockene Haut und überhitzte Körper. Aber die meisten genießen das Mittelmeerklima einfach, das sich in diesem Jahr zwischen Aachen und Chemnitz breitmacht. Das lässt sich mühelos aus einigen Zahlenreihen über Produkte ablesen, die für den Konsumkomplex Sommer, Sonne, Freibad charakteristisch sind. 

Der beste Indikator dürfte in diesem Zusammenhang der Verbraucherpreisindex „Speiseeis“ des Statistischen Bundesamtes sein, und zwar in der „Klassifikation der Verwendungszwecke des Individualkonsums“, wie es in der nüchtern-korrekten Sprache der Bundesstatistiker heißt.

Dieses monatlich erhobene Stimmungsbarometer auf der Basis von Vanille, Schoko und Stracciatella bewegte sich im Juni 2018 mit 111,3 Punkten in der Nähe seines Allzeithochs von 112 Punkten, das im April erreicht worden war. Zur Erinnerung: Der sonst wegen seiner Wechselhaftigkeit in hiesigen Breiten verschriene Vorfrühlingsmonat war in diesem Jahr der wärmste April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen anno 1881.

Offenbar haben viele Eisfreunde die Gelegenheit genutzt, schnell mal eine Kaloriensünde samt Sahnehäubchen zu einer Jahreszeit zu begehen, in der das Wetter normalerweise keine so wohlfeile Entschuldigung bietet.

Im Verdrängen sind die Schlecker sowieso ganz gut. Nach einer Umfrage des Lieferdienstes Deliveroo verbinden 76 Prozent der Konsumenten mit dem Eisessen vor allem den Begriff „Genuss“, 60 Prozent „Sommer“ und nur zehn Prozent „Schuldgefühle wegen der Kalorien“.

Mehrfachnennungen waren offensichtlich möglich. Unter die Schwelle von 100 sackte der Eis-Index übrigens mehrmals in den Jahren 2010 und 2011. Ob dies eine Nachwirkung der Finanzkrise von 2008 war oder doch eher einer Pause im Klimawandel zuzuschreiben ist, müssten Studien noch klären.

Lest auch

Insgesamt verändert sich der Eiskonsum in Deutschland kaum. Er pendelt mit geringen Schwankungen um acht Liter pro Kopf. Das meiste davon wird bei den Discountern eingekauft, wo die Atmosphäre zwar nicht so romantisch ist wie in den 5546 Eisdielen, die Statistiker zuletzt zählten, dafür aber billiger. Erstaunlich stetig sind auch die Geschmacksvorlieben der Deutschen beim Eisvergnügen.

In diesem Jahr liegt laut Umfragen Schoko vorn, knapp vor Vanille und Erdbeere. Die Positionen zwischen diesen Top drei wechseln schon mal, aber die Standardsorten liegen durchweg vorn. Varianten wie Amarena und Pistazie folgen auf den Plätzen, experimentelle Aromen wie Gurkeneis bleiben dagegen Nischenprodukte.

Auch die Hersteller von Sonnencreme haben sich rechtzeitig auf die schönen Tage in unseren Breiten eingestellt. Im vergangenen Jahr quollen 19.287 Tonnen Sonnenmilch, -creme, -öl und -gel aller Lichtschutzfaktoren aus den Produktionsmaschinen, gut 13,7 Prozent mehr als im Vorjahr.

Es dürfte ein lukratives Geschäft gewesen sein, denn die Verbraucher sind nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bereit, mehr für Sonnenschutz auszugeben. Im Schnitt waren es danach 2017 genau 10,98 Euro, gegenüber 10,24 Euro im Vorjahr. Allerdings könnten die Zahlen durch einen gewissen Stubenhocker-Effekt verzerrt sein, denn sie enthalten auch Selbstbräuner.

Als idealen Ort zum Sonnenbaden entdecken die Bundesbürger in diesen sonnenverwöhnten Zeiten wohl immer mehr den eigenen Garten. Jedenfalls stieg der Anteil der Haushalte, die sich neue Gartenmöbel geleistet haben, im vergangenen Jahr von 12,8 Prozent auf 14,2 Prozent. Im Schnitt gaben sie dafür 170 Euro aus.

Lest auch

Dieser Text erschien zuerst auf welt.de.

Bild: Getty Images / GABRIEL BOUYS / Staff, Grafik: WELT