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freigeist Freigeister: Jan van Ahrens (links), Gunnar Sieweke und Martin Otesiri Okuesa stecken hinter dem Getränk.

Einen dicken Schädel am Morgen nach der Party? Braucht kein Mensch. Erst recht nicht, wenn am Morgen danach Vorlesung ist. Das dachten sich auch Gunnar Sieweke und Martin Otesiri Okuesa, die sich in ihrem Global-Management-Studium in Bremen immer wieder verkatert vom Professor berieseln lassen mussten.

Als es dann darum ging, in einem Seminar eine Unternehmensidee zu entwickeln, lag eine Lösung des Kater-Problems nahe: „Wir haben uns gefragt, warum es in Deutschland noch kein Getränk dagegen gibt. Da haben wir ein bisschen recherchiert und festgestellt, dass das Thema im Ausland schon viel größer war, in Japan werden mit den Getränken schon Millionenumsätze gemacht“, erzählt Sieweke.

Die Studenten beauftragten den Mediziner David Bardens damit, eine Zutatenliste für das Getränk zusammenzustellen. Ein Labor sollte die Rezeptur umsetzen, Geschmack und Farbe finden. Doch: „Die ersten Ergebnisse waren katastrophal“, erinnert sich Sieweke. „Wir sind dann selbst ins Labor gegangen und haben gemixt.“

Heute schmeckt Freigeist, ihre Limonade, nach Erdbeere und Maracuja und enthält vor allem drei Bestandteile: Elektrolyte, darunter Natrium und Magnesium, Vitamine und – ganz wichtig – Kaktusfeigenextrakt. Das soll die Hangover-Symptome laut einer Studie aus dem Jahr 2004 reduzieren. Dazu kommt ein Schuss Koffein. Seine volle Wirkung entfaltet der Drink nach Angaben seiner Erfinder, wenn man vor dem Schlafengehen eine Flasche trinkt. Sie versprechen: Am nächsten Morgen ist der Kater zumindest weniger schlimm.

Mit dem Getränk will das Startup nun auch international durchstarten. Und hat es auf ein ungewöhnliches Land abgesehen: Sieweke befindet sich gerade in Gesprächen mit Vertriebspartnern im Iran. Doch was suchen die Macher eines Anti-Kater-Drinks in einem muslimischen Land, in dem der Alkoholkonsum aus religiösen Gründen sowieso streng verboten ist? „Wir wollen Freigeist dort nicht als Anti-Kater-, sondern als Getränk zur Rehabilitierung nach dem Sport bewerben. Das Interesse daran ist dort ziemlich groß.“ Diese Positionierung soll dem Unternehmen bei der weiteren Internationalisierung zugute kommen.

Abgefüllt wird Freigeist im niedersächsischen Wagenfeld. Von dort kümmern sich Großhändler um den weiteren Transport. Ein eigenes Lager hat Freigeist also nicht. Ein Business Angel ist an der Firma beteiligt. Sieweke hofft, dass sich die 2015 gegründete UrbanOwl GmbH „bald aus den Umsätzen finanzieren kann“.

Freigeist gibt es bislang im Einzelhandel zu kaufen, vor allem in Norddeutschland. Die Gastronomie soll folgen, Sieweke verspricht sich dort einen besseren Draht zum Kunden: „Die Leute dazu zu kriegen, ein neues Getränk im Lebensmitteleinzelhandel zu kaufen ist eine Herausforderung. In der Kneipe des Vertrauens ist das viel einfacher.“

Sejomi aus Düsseldorf vermarktet sein Nahrungsergänzungsmittel Hang & Over mit dem gleichen Versprechen. Um am Morgen nach der Party keinen Kater zu kriegen, muss man das Pulver vor dem Schlafengehen in Wasser aufgelöst trinken. Dabei soll auch hier Kaktusfeigenextrakt helfen.

Bild: Kay Michalak