Lidl plant, innerhalb eines Jahres hunderte seiner Filialen mit Ladesäulen für Elektrofahrzeuge auszustatten.

Lebensmittelhändler positionieren sich zunehmend als Mobilitätsunternehmen: Lidl will bis März 2020 insgesamt 400 E-Ladesäulen an seinen Filialen in Betrieb nehmen, wie das Unternehmen mitteilt.

Derzeit stehen Kunden und Mitarbeitern von Logistikzentren rund 30 Ladesäulen für Elektrofahrzeuge zur Verfügung, etwa 20 weitere werden aktuell an Lidl-Filialen in ganz Deutschland installiert. Zum Abschluss des Projekts soll die maximale Entfernung zwischen zwei Lidl-Ladesäulen auf maximal 50 Kilometer verringert werden. „Durchschnittlich werden es sogar unter 20 Kilometer sein“, sagt Geschäftsleiter Wolf Tiedemann. Der Discounter bietet dabei Strom aus erneuerbaren Energien an. 

Angeboten wird ein Mix aus Wechsel- und Gleichstrom-Ladepunkten – in Autobahnnähe kommen einer Mitteilung zufolge leistungsstarke Gleichstrom-Anlagen zum Einsatz. Nutzer von Elektrofahrzeugen sollen während eines dreißigminütigen Einkaufs die Reichweite ihres Fahrzeugs um bis zu 200 Kilometer steigern können. Lidl bezifferte die Höhe seiner Investition nicht. 

Strom auch bei Ikea, Aldi, Rewe und Kaufland

Auch Mitbewerber haben Ladesäulen als zusätzliche Service entdeckt:

  • Das zur gleichen Holding wie Lidl gehörende Unternehmen Kaufland wollte bis Anfang 2019 insgesamt 100 Schnellladesäulen installieren.
  • Auch Aldi Süd hat einem Blogbeitrag vom August 2018 zufolge bereits in Lade-Infrastruktur investiert: Zusammen mit 22-kW-Ladesäulen in Städten und neuen 50-kW-Schnellladern stehen demnach bald an mehr als 80 Filialen Ladesäulen zur Verfügung.
  • Der Möbel-Discounter Ikea hat laut einer Mitteilung sechs Millionen Euro in Ladeinfrastruktur investiert und bietet in allen 53 Möbelmärkten insgesamt 113 Ladestationen an.
  • Rewe setzt auf E-Ladesäulen von Allego. Mehr als 20 Ladesäulen sollen im Rahmen eines Pilotprojekts künftig an verschiedenen Standorten im Norden Deutschlands zur Verfügung stehen.

Auto-Leasing und Carsharing

Lidl hat mehrere Mobilitätsinitiativen gestartet: Zuletzt stellte das Unternehmen gemeinsam mit dem Startup Vehiculum den Fiat 500 als digitales Auto-Leasing ab 89 Euro im Monat in seinen Onlineshop. Davor erweiterten der Discounter und Mazda ihr Carsharing-Angebot mit Fahrzeugen an 113 weiteren Filialen. Ferner sponsort Lidl seit 2017 den Fahrradverleih der Deutschen Bahn („Call a Bike“) in Berlin mit 3.500 Rädern.

Lidl erkannte frühzeitig die Notwendigkeit zu digitalen Angeboten, erlebte dabei aber einige Höhen und Tiefen. So kündigte der Discounter für 2018 forsch das Umsatzziel von einer Milliarde Euro für sein Digital-Business an (Gesamtumsatz 2016: 75 Millionen Euro, davon 750 Millionen digital). Das Unternehmen verschliss mehrere Digitalmanager. Bereits 2017 hatte der Discounter fast alle Lebensmittel aus seinem Onlineshop geworfen.

Weniger erfolgreich war das Investment in das Kochboxen-Startup Kochzauber, das 2019 eingestellt wurde. Nicht der einzige Flop: Die Einführung eines Warenwirtschaftssystems zusammen mit dem Softwarekonzern SAP entpuppte sich als Millionengrab. Lidl zog 2018 die Reißleine.

Bild: Lidl