Vor allem Gastronomen kaufen bei Metro
Vor allem Gastronomen kaufen bei Metro ein, bald sollen sie hier noch besser beraten werden

Mal eben online einen Tisch im Lieblingsrestaurant reservieren oder die aktuelle Speisekarte der angesagten Pizzeria drei Blocks weiter checken – das ist oft gar nicht so einfach. Über die Hälfte der Gastronomen in Deutschland sind im Internet überhaupt nicht präsent, viele andere mit einem veralteten Web-Auftritt.

Diese Lücke will der Großhändler Metro nutzen. Ein halbes Jahr nach der Abspaltung des Elektronikhandels rund um Media Markt und Saturn kündigte Metro-Chef Olaf Koch große Pläne an, die Gastronomen in Deutschland und Europa in die digitale Welt zu katapultieren. „Wir werden die Digitalisierung der kleinen Unternehmen ganz stark vorantreiben“, sagte Koch bei der ersten Jahrespressekonferenz der neuen Metro.

„Wir kennen den Alltag von Gastronomen gut und entwickeln gezielt einfache digitale Produkte, die wenig Zeit und Geld in Anspruch nehmen“, heißt es im Geschäftsbericht. Konkret verspricht der Großhändler ein Programm, mit dem sich schnell und kostenfrei „innerhalb von fünf Minuten“ eine eigene Website inklusive Bildern, Speisekarte, E-Mail-Kontakt und Integration in Google Maps erstellen lässt. Auch ein Tool für Tischreservierungen stelle man kostenlos zur Verfügung.

Metro ist Hauptlieferant der deutschen Wirte

Hintergedanke ist Kundenpflege, denn die Hunderttausende von Kneipiers, Restaurantbesitzern oder Hoteliers bilden die wichtigste Zielgruppe des Unternehmens. Im Ende September 2017 abgelaufenen Geschäftsjahr entfielen allein 40 Prozent des Konzernumsatzes von 37,1 Milliarden Euro auf die Gastronomen. Weitere 25 Prozent kommen von Kleinhändlern wie Kioskbetreibern oder selbstständigen Kaufleuten. Metro konzentriert sich zudem immer weiter auf Lebensmittel – ihr Anteil am Geschäft stieg im vergangenen Jahr auf 87 Prozent.

Schon im kommenden Jahr will Koch 50.000 Mitglieder für Metros „Digital Club“ gewinnen. In den Folgejahren solle die Anzahl der Mitglieder auf eine halbe Million wachsen. Die Wirte und Restaurantbesitzer gingen mit der Nutzung keine Bezugsverpflichtungen bei Metro ein, versicherte der Vorstandschef.

Für weitergehende Dienstleistungen wie eine elektronische Kasse könne allerdings eine „kleine Gebühr“ fällig werden. Metro will sich mit dem Service einen aussichtsreichen Absatzkanal sichern, denn der Außer-Haus-Verzehr wird nach Einschätzung von Koch in den kommenden Jahren kräftig wachsen.

Koch steht unter Druck, die bei der Aufspaltung gemachten Wachstumsversprechen an die Aktionäre zu erfüllen. So soll ab etwa 2020 ein Umsatzplus von jährlich drei Prozent erzielt werden. Im abgelaufenen Jahr lag das Plus bei 1,6 Prozent, bereinigt um Flächenveränderungen gar nur bei 0,5 Prozent. Zudem verbuchte Metro Rückgänge beim Gewinn, der um 174 Millionen Euro auf 345 Millionen Euro zurückging.

Neues Geschäftsfeld Markthalle

Das Vorjahresergebnis sei jedoch durch hohe Einnahmen aus dem Verkauf des Vietnam-Geschäfts nach oben verzerrt. Eine weitere Ursache für den Rückgang waren die Kosten der Aufspaltung. Der Gewinn aus dem laufenden Geschäft (Ebit) veränderte sich kaum und lag bei 1,1 Milliarden Euro.

Die SB-Warenhauskette Real verzeichnete Umsatzeinbußen von einem Prozent. Koch erhofft sich einen Aufschwung von weiteren Umstellungen nach dem Vorbild der „Markthalle Krefeld“, die ein aufwendiges Lebensmittelangebot mit Gastronomie kombiniert. 2018 soll eine weitere Markthalle in Braunschweig folgen, danach weitere. Der Online-Marktplatz real.de habe auch dank der zugekauften Firma Hitmeister den Umsatz von knapp 70 auf 105 Millionen Euro gesteigert.

Metro-Chef Olaf Koch sieht angesichts von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Aufspaltung des Konzerns unterdessen kein Fehlverhalten. Gleichwohl arbeite man vollumfänglich mit den Behörden zusammen. Es werde sich aber erweisen, dass es keine Fehler gegeben habe.

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt wegen des Verdachts der Marktmanipulation, der sich gegen den alten fünfköpfigen Metro-Vorstand um Koch und den Chef der Media-Saturn-Muttergesellschaft Ceconomy, Pieter Haas, richtet. Unter dem Verdacht des Insiderhandels steht Metro-Aufsichtsratschef Jürgen Steinemann.

Dieser Text schien zuerst auf Welt.de.

Bild: Getty Images / Sean Gallup / Staff