Martin Michenberger (l.) und Sven Forgber neben ihrem intelligenten Kühlschrank.
Martin Michenfelder (l.) und Sven Forgber neben ihrem intelligenten Kühlschrank.

Sobald Martin Michenfelder die Salat-Schale aus dem Kühlschrank nimmt, leuchtet das Display an der Glastür auf: Couscous-Salat mit Mango von Jouis Nour, 3,49 Euro. Michenfelder greift noch einmal in den Schrank und holt einen Kaffee heraus. Das bleibt dem Kühlschrank nicht verborgen: Philosoffee Cold Brew, 2,99 Euro. Er entscheidet sich schließlich doch gegen den Couscous-Salat und stellt ihn zurück. Jetzt steht nur noch der Kaffee auf dem Display. Michenfelder schließt die Tür – und sein Konto ist um 2,99 Euro leichter. Der Preis für das Getränk wird per Paypal von seinem Konto abgebucht, denn zuvor hatte er sich per QR-Code identifiziert. Er nickt zufrieden.  

Der Grund für Michenfelders Zufriedenheit ist aber nicht nur der frisch erworbene Kaffee in seiner Hand. Es ist auch die Tatsache, dass er ihn so einfach und bargeldlos erworben hat – mit einer Art von Technik, die die Meisten wohl nur aus Berichten über den Amazon-Supermarkt Go kennen. „Einfacher und „smarter“ kann man sich im Office nicht versorgen“, sagt Michenfelder, und in seinen Worten steckt ein Stück Eigenlob. Denn er ist der Erfinder dieses Kühlschranks. Gemeinsam mit Sven Forgber hat Michenfelder 2016 die Firma My Minute Meal gegründet. Mit ihr stellen sie den intelligenten Kühlschrank unter dem Namen How I Like her. Ein Snackautomat, der sich von den seinen auf jedem Bahnsteig zu besichtigenden Konkurrenten abheben will. Mittlerweile steht er deutschlandweit in 18 Firmen.

So auch bei Käuferportal am Potsdamer Platz. In der Zentrale des Vermittlers für Produkte rund ums Haus ist für das Wohl der Mitarbeiter an sich bestens gesorgt. Michenfelder zeigt in den Gang neben dem Kühlschrank; hier steht täglich ein kostenloses Frühstücks- und Mittagsbuffet zur Verfügung. Doch trotz dieser Konkurrenz kommt How I Like bei den Mitarbeitern sehr gut an, wie Katja Lorke, COO von Käuferportal, bestätigt. „Wir sind damit auch dem Wunsch unserer Mitarbeiter nachgekommen. Viele hatten sich in unseren Umfragen einen Snackautomaten gewünscht.“, so Lorke. „Ein 08/15-Snackautomat hätte aber nicht zu uns gepasst.“ Überzeugt habe sie, dass How I Like „statt Snickers und Chips“ gesundes Essen anbietet, und vieles davon auch noch in Bio. Im Käuferportal-Hochhaus finden die Mitarbeiter im How-I-Like-Kühlschrank derzeit etwa Energy-Riegel, Müsli, Kokos-Wasser, Suppen oder Säfte.

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Neben der einfache Kaufabwicklung hat How I Like einige Features, die für Produzenten wie Abnehmer durchaus interessant sein dürften. Michenfelder hat seinen Kaffee inzwischen geleert und hält stattdessen einen Zettel mit einem Balkendiagramm und vielen Tabellen in der Hand. „Wir können in Echtzeit sehen, welches Produkt zu welcher Uhrzeit entnommen wird und welches Produkt wann ausverkauft ist. So können wir das Angebot genau der Nachfrage entsprechend anpassen“, berichtet er und zeigt auf das Papier. Man erkennt: Ab etwa sieben Uhr morgens werden Produkte aus dem Kühlschrank entnommen; einen Peak gibt es gegen 16 Uhr, vermutlich, um das Nachmittagstief zu bekämpfen

Bei den Mitarbeitern von Käuferportal kommt der Kühlschrank gut an.
Bei den Mitarbeitern von Käuferportal kommt der Kühlschrank gut an. Bei den Mitarbeitern von Käuferportal kommt der Kühlschrank gut an.

Die Kühlschränke werden auf Grundlage dieser Daten bedarfsgerecht gefüllt, zum Teil täglich. Hersteller könnten so etwa sehen, wann und ob ihr Produkt gut angenommen wird. Oder testen, ob ein neues Produkt überhaupt Abnehmer findet. Die Gründer passen das Angebot der Nachfragen an jedem Standort individuell an. Sie berichten von Anfragen großer Nahrungsmittelproduzenten, die ihre neuen Produkte bei How I Like ersten Praxistests aussetzen wollen. In Zukunft sollen die Mitarbeiter am jeweiligen Standort sogar direkt mitentscheiden können, welche Produkte in dem Snackautomaten zur Verfügung stehen. 

Forgber beschreibt, wie How I Like mit seinen Kunden zusammenarbeitet: „Wir stellen den Kühlschrank bei ihnen auf, geben den Mitarbeitern ein On-Boarding, füllen den Kühlschrank regelmäßig auf und sind für Wartung und technischen Support 24 Stunden verfügbar.“ Dafür zahlen die Unternehmen zwischen 99 und 199 Euro netto pro Monat als Service Fee. „Aktuell brauchen wir einige Tage Vorlauf, um ein Gerät beim Kunden zu platzieren“, so Forgber weiter. Neben den beiden Gründern sind acht Personen im Team des Startups tätig. Zudem arbeitet How I Like mit Experten des Startup-Förderers Nestim zusammen. 

Für 2019 Jahr haben Michenfelder und Forgber große Ziele. „Im nächsten Jahr wollen wir bereits mehrere Hundert Geräte installiert haben“, sagt Forgber. Bisher finanzierte sich das Startup aus nördlich von Berlin gelegenen Oranienburg aus „eigenen Mitteln sowie aus dem europäischen Förderprogramm Family, Fools and Friends und einem Wachstumskredit Gründung Innovativ“. Nun ist aus der Sicht von Forgber aber der Zeitpunkt gekommen, mehr Geld in die Hand zu nehmen. „Um die hohe Nachfrage im Markt zu bedienen und das Wachstum zu meistern, sind wir in ersten Absprachen mit strategischen und finanziellen Partnern bezüglich einer anstehenden Finanzierungsrunde“, berichtet der Gründer. 

How I Like ist allerdings nicht allein auf dem Markt der Snackautomaten der nächsten Generation. Alexander Eissing, Erbe des Kantinen-Versorgers Apetito, hat mit Livello jüngst ein ähnliches Angebot auf den Markt gebracht. Der Kochboxen-Versender HelloFresh bietet ebenfalls Kühlschränke für den Arbeitsplatz an. Und auch das Startup Food By Friends setzt auf intelligente Kühlschränke fürs Büro. In den USA wollte das Unternehmen Bodega mit App-gestützten Warenautomaten sogar Lebensmittelläden überflüssig machen. 

Bilder: Thorsten Mumme für Gründerszene (oben), Lara Krämer / Käuferportal (im Text)