Statt ihr Geld zu verstecken, investieren Konzerne wie Katjes und Dr. Oetker vermehrt innovative Food-Startups.

Der Marmeladenhersteller Zentis gab vor einer Woche bekannt, künftig auch als Investor auftreten zu wollen. Und der deutsche Lebensmittelkonzern ist nicht der einzige, der mit Hilfe eines eigenen Venture-Arms Kapital in Food-Startups stecken will. Die Unternehmen benötigen Innovationen, um stärker zu wachsen – oder um überhaupt mal wieder zu wachsen. Zentis beispielsweise erwirtschaftet von Jahr zu Jahr weniger Geld, die Oetker-Gruppe ebenso. Mit eigenen Beteiligungsgesellschaften und Startup-Programmen hoffen die Firmen nicht nur auf Profite, sondern auch auf Ideen, die ihr eingestaubtes Geschäft wieder ankurbeln. 

Einer der ersten VC-Arme, der die Arbeit aufgenommen hat, war Döhler Ventures. Hinter der Beteiligungsfirma steckt der gleichnamige Herstellers von Zutaten und Aromastoffen. Seit 2014 hat Döhler Ventures nach eigenen Angaben in mehr als 60 Startups investiert. In der Regel gibt der Frühphasen-VC dabei höchstens 600.000 Euro für bis zur 20 Prozent an einem Unternehmen. Die Catering-Plattform Heycater, die Wassermaschine Mitte und das Gewürz-Startup Just Spices haben bereits Kapital von Döhler Ventures erhalten. Auch einen Exit habe der VC bereits zu verzeichnen, so Managing Partner Anton Koehler im Gespräch mit Gründerszene und NGIN Food. Wer das ist, möchte er aber nicht sagen.

Oetker Digital ist im Vergleich dazu weniger erfolgreich. Ende 2016 startete der Backkonzern seine eigene Digitalsparte, gründete digitale Lösungen wie den Getränkelieferservice Durstexpress und den TK-Lieferdienst Juit aus. Zudem sind die Bielefelder an zwei weiteren Onlineshops beteiligt. Ihr erstes großes Projekt Kuchenfreude, ein Tortenversand, mussten sie aber nach über einem Jahr Pilotphase wieder einstellen. Wie es mit Juit nach knapp einem Jahr läuft, will das Unternehmen momentan nicht verraten.

Elf Beteiligungen, darunter drei Problemkinder

Auch beim Süßwarenhersteller Katjes war nicht jedes Portfolio-Startup erfolgreich. Vor drei Jahren startete die Firma den Venture-Arm Katjesgreenfood, der unabhängig von seiner Mutter in pflanzliche und nachhaltige Lebensmittel investiert. An zehn Unternehmen aus Deutschland und den USA beteiligte sich Katjesgreenfood bisher. Einen Exit gab es bislang nicht. Allerdings mussten zwei Unternehmen ihren Betrieb einstellen, ein weiteres sich umorientieren.

So meldete der Hanfdrink Hemptastic Insolvenz an, die Kaffeekirschenlimo Caté wurde durch eine EU-Bestimmung zum Aus gezwungen. Die Katjes-Tochter hat ihre Beteiligungen daraufhin komplett übernommen und neu ausgerichtet. Der vegane Supermarkt Veganz hat im Rahmen einer Planinsolvenz mehrere Filialen geschlossen und seinen Onlineshop eingestellt. Vor einem halben Jahr kaufte sich eine andere Gesellschaft von Katjes obendrein in die Suggar Daddies GmbH ein, ein junger Hersteller von rohem Keksteig und Eis. 

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Die Wiesenhof-Mutter PHW Gruppe setzt dagegen vor allem auf Fleischalternativen, auch aus dem Labor. Der Geflügellieferant war einer der ersten deutschen Konzerne, der sich an einer Finanzierungrunde für In-Vitro-Lebensmittel beteiligte. Seit 2018 gehören Wiesenhof außerdem rund neun Prozent an den Insektenburgern des Osnabrücker Startups Bugfoundation. 

Millionen-Funding aus der Lebensmittelindustrie

Vor einem halben Jahr fing auch Jägermeister an, sich bei Startups zu engagieren. Der Konzern fördert über sein Vehikel M-Venture allerdings nicht nur Lebensmittelprodukte, sondern auch Event-Tools. Bislang steckte der Kräuterlikörproduzent sein Geld in die Hamburger Spirituose Gin Sul, in das DHDL-Startup Artnight und die niederländische Festival-App Woov. Wie viel Jägermeister in die Firmen investiert, ist nicht öffentlich bekannt.

Bahlsen geht damit offener um. Der Kekskonzern hat gerade den Silicon-Valley-Inkubator Kitchentown nach Berlin geholt. Im Herbst soll die deutsche Niederlassung eröffnen. Dort können Food-Startups nicht nur ihr Produkt weiterentwickeln, Kitchentown will im Rahmen eines Accelerator-Programms auch bis zu 30.000 Euro in die Teilnehmer investieren. Dafür bekommt der Inkubator sechs Prozent an den Startups. Da das deutsche Kitchentown von Bahlsen finanziert wird, kann auch der Kekshersteller von den Beteiligungen profitieren.

Noch mehr Kapital will Zentis zur Verfügung stellen. Im vergangenen Jahr gab die Firma dem Fraunhofer-Spin-off Elosun einen zweistelligen Millionenbetrag. Elosun stellt Proteinmehl aus Sonnenblumen her und war das erste Investment des Marmeladenherstellers. Mit seinem neuen Investment-Arm will Zentis nach eigenen Angaben künftig sechs- bis siebenstellige Beträge in junge Lebensmittelunternehmen aus dem deutschsprachigen Raum stecken.

Bild: VICUSCHKA / Getty Images