Andreas Ronken ist seit 2015 Chef von Ritter Sport.
Andreas Ronken ist seit 2015 Chef von Ritter Sport.

Wir wollen’s ganz genau wissen: Wie sieht die Zukunft der Branche aus? In der Rubrik „What’s Cooking?“ fragen wir die großen Entscheider der Food-Industrie nach ihrer persönlicher Meinung. Diese Woche: Andreas Ronken, CEO von Ritter Sport.

Name: Andreas Ronken

Alter: 50 Jahre

Konzern: Konzern? Natürlich Familienunternehmen! Alfred Ritter GmbH & Co. KG

Position: CEO

Mitarbeiter: 1.450

Umsatz: 470 Mio. Euro (2016)

Lieblingsessen: Ganze Artischocken mit Vinaigrette, indisch gewürztes Kichererbsen-Curry, Espresso mit einem Stückchen dunkler Schokolade

 

Wie häufig lassen Sie sich im Monat Lebensmittel nach Hause liefern? Wann war das letzte Mal?

Bislang lassen wir uns nur Gewürze und Kräuter, die nicht einfach zu bekommen sind, sowie Getränke etwa zwei bis drei Mal pro Monat ins Haus liefern. 

Wer wird den Food-Markt nachhaltiger umkrempeln: Amazon oder regionale Anbieter?

Ich bin sicher, es wird Raum für beide geben. E-Commerce-Angebote für Lebensmittel werden auf lange Sicht erfolgreich sein, weil sie dem Bedürfnis – speziell der jüngeren Generationen – nach Convenience entsprechen. Die gleichen Verbraucher werden aber für andere Produkte auf regionale Anbieter, die nachhaltig produzieren, setzen. AmazonFresh auf der einen, Bio-Kiste auf der anderen Seite – ich sehe darin keinen Widerspruch.

Was bedeutet Digitalisierung für Ihr Unternehmen? Und wie wird das Thema bei Ihnen in die Praxis umgesetzt?

Digitalisierung hat für uns zwei Hauptstoßrichtungen: In der Vermarktung haben wir im Gegensatz zu früher heute die Möglichkeit, direkt mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu kommunizieren. Das ist eine große Chance für beide Seiten. Die Begeisterung für unsere Einhorn-Schokolade zeigt das sehr deutlich. In der Produktion versetzen uns neue Technologien in die Lage, ressourcenschonender zu arbeiten und zum Beispiel unseren Energieverbrauch weiter zu reduzieren.

Welche Trends aus der Gastronomie beeinflussen ihr Unternehmen?

Die für uns als Schokoladenhersteller wichtigsten Trends sind denen der Gastronomie sehr ähnlich: Natürlichkeit, Transparenz, nachhaltige Rohstoffe und purer Genuss.

Welches Food-Startup finden Sie aktuell besonders interessant?

Vor kurzem habe ich einen Schokoladenriegel von „The grown up chocolate company“ gegessen – der Ansatz und das Produkt haben mir gefallen. Gut finde ich grundsätzlich Food-Startups, die auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit setzen.

Die Einhorn-Schokolade von Ritter Sport wurde zu hohen Preisen bei Ebay gehandelt.

Noch macht der Anteil von Online-Einkäufen im Lebensmittelhandel nur etwa ein Prozent der Einkäufe aus. Wie groß wird dieser Anteil in Ihren Augen in zehn Jahren sein?

Die Eine-Million-Euro Frage: In Deutschland haben wir im Vergleich zu anderen Ländern eine relativ alte Bevölkerungspyramide – jüngere und technikaffinere Länder weisen jetzt schon zweistellige Prozentzahlen im Online-Handel mit Lebensmitteln auf. Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis auch in Deutschland ein signifikanter Anteil des Lebensmittelhandels auf den Online-Bereich entfällt. Klar ist aber aus meiner Sicht auch, dass der qualitative stationäre Handel eine Zukunft hat, sich weiter entwickeln und verstärkt Kauferlebnisse vermitteln wird, die online nicht abbildbar sind.

Auf welche Entwicklung im Lebensmittelbereich freuen Sie sich ganz besonders?

Auf noch mehr genussvolle vegetarische Restaurants – auch außerhalb von Berlin – mit mutigen kreativen Eigenkreationen.

Wovon werden wir uns Ihrer Meinung nach in 50 Jahren ernähren?

Unsere Ernährung wird vermehrt pflanzlich sein, weil das zum einen nachhaltiger ist und es bei dem voraussichtlichen Bevölkerungswachstum anders auch nicht möglich sein wird, die Menschheit in Zukunft zu ernähren.

Bisher bei „What’s Cooking?“: Bio-Company-Chef Georg Kaiser: „Amazon ist für mich nicht akzeptabel“

 
Bild: Ritter Sport (oben) / Collage/Ritter Sport/Ebay (unten)