Das Überwachungssystem von InnoCow erkennt, wo sich die Kuh auf der Weide befindet und ob sie krank ist

Wie schafft es ein Landwirt, täglich auf jedes Einzelne seiner 300 Rinder Acht zu geben? Woher weiß er, welche Kuh Stoffwechselprobleme hat oder welche paarungsbereit ist? Digitale Überwachungssysteme sollen Bauern dabei unterstützen. Eines davon ist das Tracking-System des Kaiserslauterer Startups InnoCow.

Das 15-köpfige Forschungsteam rund um den Gründer und Programmierer Sebastian Baumgart hat Sensoren entwickelt, die die Kühe um den Hals tragen. Sensoren am Kopf haben gegenüber Mikrochips im Magen, wie sie etwa die Firma Smaxtec produziert, den Vorteil, dass sie durch die Fress-Wiederkau-Bewegung mehr relevante Daten lesen können, findet der Gründer. 

Das System von InnoCow merkt, wann das Vieh schläft, sich bewegt und wie es frisst. Es ortet die Tiere und kann daraus ableiten, wie oft die jeweiligen Kühe am Melkroboter waren. Die Technologie kann auch bei der Planung der Besamung helfen: Anhand der Verhaltensweisen erkennen die Algorithmen, wann die Tiere brünstig sind. Die Datenmenge aus den Sensoren fließt in eine Cloud. Eine Künstliche Intelligenz wertet die Ergebnisse anschließend aus und informiert den Farmbetrieb über mögliche Auffälligkeiten. Scheint ein Rind krank zu sein, bekommt der Landwirt eine Meldung mit Status und Ortsangabe in seiner App angezeigt. Das soll den Bauern helfen, schnell reagieren und den Erlös pro Kuh steigern zu können. Für den Dienst zahlen die Nutzer eine monatliche Gebühr. 

Mehr digitale Projekte in der Landwirtschaft 

InnoCow war bis Sommer 2017 Exist-gefördert und wird derzeit von der TU Kaiserslautern, der Mainzer Investititons- und Strukturbank sowie von Business Angels unterstützt. Insgesamt habe InnoCow eine sechsstellige Summe eingesammelt, so der Gründer. Baumgart arbeitet im Rahmen seiner Promotion bereits seit 2014 an den Sensoren, gegründet hat er das Startup aber erst im Sommer 2017. 

Unterstützung erfahren solche Technologien auch aus der Politik: Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner will die Digitalisierung im ländlichen Raum beschleunigen und selbst neue Testprojekte wie ferngesteuerte Traktoren oder KI-Melkroboter anstoßen. „Wir machen das Land digital“, sagte die CDU-Politikerin Anfang Juni zum Start des neuen Förderprogramms Land.Digital. Konkret soll das heißen: mehr Coworking-Spaces, weniger Bürokratie auf Verwaltungsebene, ein stärkerer Austausch zwischen Stadt und Land und mehr Kommunikation via Apps. Die Ministerin wünscht sich „smarte Landregionen“, die genauso viele Innovationen hervorbringen wie die Startup-Metropolen.

Bild: FRANK BIENEWALD / GETTY IMAGES