Julia Klöckner kann gut mit Rindern, dafür aber nicht mit Startups.

Der Lieblingsbegriff von Ernährungsministerin Julia Klöckner ist Precision Farming. Auch beim Gründerfrühstück, einem Event in Berlin, lässt sie diese zwei Worte fallen. Dabei geht ein leicht genervtes Raunen durch die Menge. Precision Farming hat man in den vergangenen Monaten zu oft gehört. Die 46-Jährige hat viel vor, will die Landwirtschaft ins digitale Zeitalter und mehr Gründer aufs Land holen. In der Theorie ganz gut, bei der Umsetzung hapert es jedoch an so einigen Stellen. 

Das Ministerium habe einen 900 Millionen Euro schweren Fördertopf für Forschungen, davon allein 60 Million Euro, um die Digitalisierung voranzutreiben, so Klöckner bei der Veranstaltung. „Es gab nie bessere Finanzierungsbedingungen für Startups als heute“, sagt die CDU-Politikerin. Aber: „Viele Gelder, die Gründer in Anspruch nehmen können, werden gar nicht abgerufen.“

Den Grund dafür kennen einige Gründer im Plenum: Die bürokratischen Hürden sind zu hoch. Der Dresdner Fodjan-Gründer Carsten Gieseler erzählt, dass er erst eine Bürgschaft von einem strategischen Partner einholen musste, bevor er sich überhaupt für die Förderprogramme bewerben konnte. Anders als etablierte Konzerne weise sein Unternehmen noch keine relevanten Umsätze auf, eine Bedingung des Ministeriums. Ein anderer Gründer führte auf, wie er Monate lang versuchte, einen Ansprechpartner im Ministerium zu finden und dabei von einer Person zur anderen geleitet wurde. Dabei wollte er nur Informationen über Fördergelder bekommen. Klöckner nimmt diese Kritik auf, nennt aber keine Lösungen.

Erst Tablet statt Papier, dann der Digitalrat

Aber immerhin: Jede der acht Abteilungen im Bundesministerium hat mittlerweile einen eigenen Digitalisierungsreferenten, wie Klöckner enthusiastisch hervorhebt. Dabei sei ihr Haus im Gegensatz zu anderen Ministerien mit am weitesten fortgeschritten. Sagt eine Behörde, die vor knapp einem Jahr noch stolz twitterte, dass sie jetzt Tablets nutze, anstatt sämtliche Unterlagen auf Papier mit sich herumzuschleppen.

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Ein kleiner technologischer Schritt, Klöckner aber will mehr. Nämlich einen Index, der Länder danach vergleicht, wie digital und innovativ sie sind. Und einen internationalen Digitalrat, am besten unter dem Dach der UN. Klöckner hat Großes vor.

Die Politikerin kann die Digitalisierung in Deutschland aber nur voranbringen, wenn sie mit Startups zusammenarbeitet. „Wir haben KI auf dem Acker, im Stall und im Keller. Das muss aber besser werden.“ So viel sei ihr klar. Sie fordert Gründer auf, auch mal auf dem Land ein Unternehmen hochzuziehen. Berlin sei doch ohnehin viel zu überlaufen. Mehrere Zuhörer flüstern, dass es da aber kein Internet und erst recht kein 5G gebe.

Und was ist mit den Daten, die Maschinen auf dem Acker sammeln? Wem gehören diese? Dem Staat, dem Hersteller oder dem Bauern? Auch darüber ist sich das Landwirtschaftsministerium nicht einig. Fragen, die es zu klären gilt. Vielleicht sollte die Behörde erstmal an sich selbst arbeiten, bevor sie andere dazu aufruft, den Fortschritt zu wagen.

Bild: Thomas Lohnes / Getty Images