Wer seinen Kaffee im Recup-Becher kauft, bekommt ihn günstiger
Wer seinen Kaffee im Recup-Becher kauft, bekommt das Heißgetränk günstiger

320.000 – das ist die Anzahl der Kaffeebecher, die laut der Deutschen Umwelthilfe pro Stunde in Deutschland weggeworfen werden. Jede vierte Tasse Kaffee wird nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbandes unterwegs getrunken. Die „To Go“-Mentalität beim Kaffee ist zum Umweltproblem geworden. Denn die Becher sind zwar aus Pappe, wegen der Plastikbeschichtung im Innenraum aber nicht recyclebar.

Inzwischen gibt es in vielen Städten Ansätze, die Flut der Einwegbecher einzudämmen. Interessanterweise geht dabei die Initiative sowohl von jungen Startups als auch von öffentlichen Behörden aus – zwei Akteure, die sonst selten in Konkurrenz miteinander stehen. Wie unterscheiden sich die Angebote?

Das Startup Recup ging im September 2016 an den Start. „Wir sind der erste unabhängige Anbieter, der das Ziel verfolgt, ein flächendeckendes Pfandsystem für Mehrwegbecher einzuführen“, erzählten die Gründer Anfang des Jahres im Gespräch mit NGIN Food. Inzwischen ist Recup in über 450 Städten in Deutschland verfügbar. Das System ist einfach: Der Kunde zahlt einen Euro Pfand und erhält dafür seinen Kaffee in einem Recup-Becher, der bis zu 500 Mal wiederverwendbar ist. In einem der teilnehmenden Geschäfte kann er den Becher dann wieder abgeben und seinen Pfand kassieren. Oder er lässt sich neuen Kaffee einfüllen. Der Clou für den Verbraucher: Im Recup soll man den Kaffee günstiger als im Einweg-Becher bekommen. Im März 2017 fusionierte Recup mit dem Berliner Pfandsystem JustSwapIt und ist seit Juli auch in der Hauptstadt verfügbar.

CupForCup hat im Unterschied dazu einen regionalen Ansatz. Das Unternehmen hat in Nordrhein-Westfalen über 100 Geschäftspartner, die bei dem Pfandsystem mitmachen. Anders als Recup setzt CupForCup nicht nur auf die eigene Marke, sondern versteht sich auch als Angebot an Unternehmen, Initiativen oder Kommunen, sich ihren eigenen nachhaltigen Becher designen zu lassen. Ein weiteres Startup, das ein regionales Pfandsystem aufbaut, ist Con-Cup aus Mainz. Allerdings will das Unternehmen perspektivisch ein überregionales System für sämtliche deutsche Städte und Kommunen etablieren. 

Pfandsysteme mit stark regionalem Bezug haben Vor- und Nachteile. Einerseits ist es so leichter, ein dichtes Netz an Rücknahmestellen aufzubauen. Andererseits kann das System an seine Grenzen stoßen, wenn jeder, der das Gebiet verlässt, dann doch wieder zum Einweg-Becher greift.

Für Kommunen bietet sich natürlich ein regionales Pfandsystem an. Ein gutes Beispiel hierfür ist Hannover. Hier hat die Stadtreinigung mit Unterstützung des Umweltdezernats ein Pfandsystem mit dem Namen Hannoccino geschaffen. „Wir haben gemerkt, die großen Player in Hannover haben Lust auf das Thema“, sagt Helene Henrich von der Abfallwirtschaft Hannover im Gespräch mit NGIN Food. Doch sie weiß um die Problematik der räumlichen Begrenzung von Pfandsystemen. „Unser Projekt ist die Initialzündung“, sagt sie und fügt mit Blick auf die Umgebung von Hannover an: „Weitere Kommunen wollen sich anschließen.“

Den Hannoccino-Becher bekommt man für zwei Euro Pfand in 130 kooperierenden Geschäften in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Für die öffentliche Hand war das Projekt Neuland: „Wir hatten natürlich keinerlei Erfahrung im Gebiet Produktentwicklung“, beschreibt Herich und freut sich deshalb umso mehr, dass der rote Becher für den Greentech-Award nominiert ist. 

In Freiburg gibt es seit November 2016 den FreiburgCup. Zu dem städtischen Projekt wurden auch schon erste Evaluationen durchgeführt: Demnach ist die Zahl der teilnehmenden Geschäfte seit dem Start von 15 auf 106 gestiegen. In den Uni-Cafeterien liegt der Anteil der Pfandbecher den Angaben zufolge bei bis zu 32 Prozent, in Bäckereien bei maximal zehn Prozent.

In weiteren Städten gibt es zudem Pfandsysteme, die von Vereinen ins Leben gerufen wurden. So hat der Verein El Rojito in Hamburg das Pfandsystem Refill it! eingeführt, in den nur Fair-Trade-Kaffee gefüllt werden soll. In Göttingen gibt es den „Fair-Cup Dachverband“, der inzwischen 83 Geschäfte zum Wiederauffüllen des Bechers gefunden hat.

Beide Vereine haben zudem Anlaufstellen in Leipzig (Refill It) beziehungsweise Hannover (Fair Cup). Das zeigt, dass überregionale Pfandsysteme für die meisten Akteure das längerfristige Ziel sind. Gegenüber räumlich flexiblen Startups sind Kommunen hier strukturell wohl schlechter aufgestellt. Um die Projekte für die Masse attraktiv zu machen, ist ein flächendeckendes System oder die Kooperation verschiedener Anbieter allerdings unabdingbar. Denn auch der umweltbewussteste Konsument wird irgendwann keine Lust mehr haben, vor jeder Reise zu überlegen, welche Pfandbecher er für welches Reiseziel mitnehmen muss.

Bild: Recup