Die deutschen Kitchentown-Chefs Lukas Neuß und Eike Kieras haben vorher bei Bahlsen gearbeitet.

In Berlin gibt es bald einen neuen Inkubator nur für Food-Startups. Beim deutschen Ableger des Silicon-Valley-Unternehmens Kitchentown können Gründer an ihren Produkten feilen, die erste Charge produzieren und gegebenenfalls sogar noch Kapital einsammeln. Das Projekt ist ein Joint Venture des Kekskonzerns Bahlsen mit Kitchentown San Francisco. 

Ursprünglich sollte das Berliner Büro schon Ende 2018 eröffnen, der Start wurde jedoch immer wieder verschoben. „Wir haben den Berliner Immobilienmarkt und den behördlichen Kontext etwas unterschätzt“, sagt CEO Lukas Neuß im Gespräch mit Gründerszene und NGIN Food. Er und sein Partner Eike Kieras hoffen jedoch, den neuen Standort im Oktober eröffnen zu können. Der Mietvertrag sei bereits unterschrieben: In der ehemaligen Kantine der Mercedes-Benz-Bank, direkt hinter dem Alexanderplatz, baut Kitchentown gerade auf etwa 1.000 Quadratmetern einen Coworking-Space, ein Entwicklungslabor und eine Großküche.

Der Berliner Standort ist erst der zweite des Silicon-Valley-Inkubators. 2014 startete der Stanford-Alumni Rusty Schwartz das Konzept in San Francisco. Mehr als 400 Food-Startups haben seitdem ihre Produkte mithilfe von Kitchentown entwickelt. Eines davon ist der vegane Lieferservice Hungyroot, der umgerechnet mehr als 30 Millionen Euro Wagniskapital erhalten hat.

Fünf Tage in der Produktionshalle: 790 Euro

Während sich der kalifornische Vorreiter vor allem auf Frühphasen-Startups fokussiert, die an der Skalierung arbeiten, nimmt Kitchentown in Berlin auch Firmen auf, die noch kein fertiges Produkt haben. Eine eigens eingestellte Lebensmitteltechnologin hilft den Gründern, Tests durchzuführen oder die Rezeptur zu überarbeiten. Im Keller befindet sich eine Lagerfläche, in der Lebensmittel reifen sollen oder das Mindesthaltbarkeitsdatum getestet werden kann. Die Preise für die Mitgliedschaft unterscheiden sich daher je nach den Bedürfnissen des Startups. Für einen Platz im Coworking-Space zahlen Gründer mindestens 59 Euro im Monat. Fünf Tage in der Produktionshalle kosten 790 Euro pro Team. Die Mitgliedschaft ist monatlich kündbar.

Worin sich der Berliner Standort noch vom kalifornischen unterscheidet: Über einen eigenen Accelerator investiert das deutsche Joint Venture in Food-Startups. Auch wenn sich Kitchentown derzeit noch mit Kapital seiner US-Mutter und des deutschen Kekskonzerns finanziert, sagt Neuß: „Wir sind inhaltlich komplett unabhängig von Bahlsen.“

In der Kitchentown-Produktionshalle in San Francisco stellen Food-Gründer die ersten Produkte her, die sie zum Verkauf anbieten.

An dem Programm können junge Firmen teilnehmen, die sich auf personalisierte Ernährung, gesunde und nachhaltige Lebensmittel sowie eine transparente Wertschöpfungskette spezialisieren. Der Kitchentown-Accelerator soll sechs Monate dauern, allerdings nicht nach einer Batch-Struktur mit fixen Terminen, sagt Kieras. Am Ende unterstützt Kitchentown die Startups mit jeweils 30.000 Euro für einen Anteil von sechs Prozent. Ziel ist, dass sich der Accelerator künftig durch seine Beteiligungen finanziert.

Edeka hat im vergangenen Jahr ein ähnliches Konzept für Food-Startups gestartet. Auf dem Food Tech Campus im Berliner Bezirk Moabit bietet die Supermarktkette einen Coworking-Space für 130 Personen sowie eine kleine Testküche an. Mitglieder des Edeka-Programms können dort allerdings keine großen Mengen produzieren oder prüfen.

So sieht Edekas neuer Campus für Food-Startups aus


Bilder: Kitchentown