Kräuterlikör trifft Gin: Vor gut zwei Wochen gab Mast-Jägermeister bekannt, beim Hamburger Spirituosen-Startup Gin Sul einzusteigen. Für das Familienunternehmen, das seit seiner Gründung im Jahr 1878 im niedersächsischen Wolfenbüttel sitzt, ist Gin Sul das erste Startup-Investment. Wie die Lebensmittelzeitung zuerst im Handelsregister entdeckte, startete Mast-Jägermeister dazu eine eigene Beteiligungsgesellschaft namens M-Venture. Werden auf Gin Sul also weitere Deals folgen?

Unternehmenssprecher Andreas Lehmann sagt dazu auf Nachfrage von Gründerszene und NGIN Food, das diese zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Aussicht, aber auch nicht ausgeschlossen seien. „M-Venture-Geschäftsführer Christoph Goeken ist erst seit zwei Wochen an Bord und jetzt dabei, ein kleines Team final zusammenzustellen. Entsprechend ist noch alles sehr frisch“, so Lehmann.

Mit seiner neuen Investmenttochter gehört Mast-Jägermeister nun zu einer ganzen Reihe an etablierten Konzernen, die sich für Startups interessieren und Geld in sie stecken, darunter auch Lebensmittelproduzenten wie Nestlé, Katjes und Dr. Oetker. In Wolfenbüttel ist man laut eigener Aussage auf Distanz zum Mutterkonzern bedacht. „M-Venture wird unabhängig von der Kernmarke agieren und frei denken“, so Lehmann. Über die Höhe des Finanzierungsvolumens würden keine Angaben gemacht.

Für Aussagen zum inhaltlichen Fokus des Startup-Vehikels ist es dem Sprecher zufolge noch zu früh: „Wenn wir sagen, M-Venture soll frei denken können, wäre es aus unserer Sicht kontraproduktiv, von vornherein Grenzen zu setzen.“ Ob im Portfolio letztlich vor allem Hochprozentiges landen wird, steht demnach noch nicht fest.

Keine Kurzschlussreaktion

Als plötzliche Entscheidung will der Sprecher die M-Venture-Gründung nicht verstanden wissen. Mast-Jägermeister ist nach eigenen Angaben in derzeit 135 Ländern aktiv, in den Kernmärkten Deutschland, Großbritannien und den USA (nach der Übernahme des dort ansässigen Vertriebspartners Sidney Frank) kümmert sich der Konzern selbst um Marketing und Vertrieb. Überall sonst arbeitet er hauptsächlich mit Distributionspartnern zusammen. „M-Venture ist eine weitere Ausprägung unserer strategischen Entscheidungen der vergangenen Jahre“, so Lehmann. Die neue Tochter sieht der Kräuterlikör-Produzent als Gelegenheit, sich „flexibel und schlagkräftig“ aufzustellen.

Man wünsche sich mit den Startups einen „kulturellen Austausch“, wolle gegenseitig voneinander lernen. Finanzielle Interessen stellt Lehmann bei der Frage nach den Zielen der Investmenttochter in den Hintergrund: „Das hat etwas mit Überzeugung und dem Glauben an die Zukunft zu tun. Und nicht in erster Linie mit der Frage, wie man mehr Umsatz schafft.“

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