Für Metro könnte das neue Accelerator-Programm eine Möglichkeit sein, sein Image als Investor aufzubessern.

Der Düsseldorfer Großhändler Metro will künftig mehr „erwachsene“ Startups ansprechen. Eine Kooperation mit der US-amerikanischen Handelskette Target soll dabei helfen – in Form eines Accelerators für spätphasige Startups. Metro unterhält bereits einige Startup-Programme, die den Handel digitalisieren wollen, darunter einen Accelerator für Gastrotech-Startups sowie einen für junge Unternehmen. Target fördert Gründer ebenfalls über eigene Plattformen. 

Durch die Partnerschaft sollen aber nicht nur junge Unternehmen, sondern natürlich auch die beiden Händler profitieren: „Wir suchen nach Geschäftsmodellen für die gesamte Wertschöpfungskette im Handel – vom Backend über alle Bereiche bis hin zum Kunden“, erklärt die zuständige Programm-Direktorin Sylvia Dudek.

Die Bewerbungen für den Metro Target Retail Accelerator laufen bis Februar 2019. Im Mai soll das Programm dann losgehen. Doch was sind die Unterschiede zwischen dem neuen Programm mit Target und dem bisherigen Metro-Accelerator?

  1. Die Target-Kooperation richtet sich in erster Linie an Later-Stage-Startups, die ihr Geschäft weiterentwickeln wollen und eine Profitsteigerung vor Augen haben. Die frühere Version von Metros Retail-Accelerators hat Unternehmen in den Vordergrund gestellt, die gerade gegründet wurden oder noch am Produkt arbeiten. „Die Maxime ist ganz klar Internationalisierung und Skalierung“, sagt Dudek gegenüber Gründerszene und NGIN Food.
  2. Die Bedingungen für den Metro-Target-Accelerator: Die Gründer müssen ein fertiges Tech-Produkt vorweisen, das bereits auf dem Markt ist und Umsätze bringt. Das Konzept sollte außerdem skalierbar sein. Dabei ist egal, wie hoch die Umsätze sind, ob das Unternehmen schwarze Zahlen schreibt oder bereits Investoren an Bord hat.
  3. Es können sich Unternehmer aus allen Ländern bewerben, wenn sie künftig in die USA oder nach Europa expandieren wollen. Vorher ging es vor allem um das Wachstum auf dem eigenen Markt mit einem möglichen Deutschlandstart.
  4. Während die Workshops und der Ablauf des alten Retail-Accelerators maßgeblich vom Startup-Netzwerk Techstars entwickelt wurden, haben die beiden Großhändler die Organisation diesmal selbst in die Hand genommen. Techstars agiert nur noch als Unterstützer im Hintergrund.
  5. Techstars stellt daher auch nicht mehr den Managing Director. Er wird nun von Target und Metro gleichermaßen angestellt. Ab sofort übernimmt Garan Goodman die Leitung. Der Brite war vorher Managing Director des Telefonica-Accelerators.
  6. Target und Metro investieren zusammen 120.000 Dollar in jedes der teilnehmenden Startups. Das Startup-Netzwerk Techstars nimmt sich die Möglichkeit heraus, sich ebenfalls an der Summe zu beteiligen. Anders als beim alten Accelerator müssen die Gründer aber keine Anteile abgeben, sondern bekommen das Kapital in Form eines Wandeldarlehens – das heißt, sie können das Geld entweder zurückzahlen oder in eine Beteiligung umwandeln. Vorher hat Metro 20.000 Euro für sechs Prozent investiert und weitere 100.000 Euro als Wandelanleihe gegeben. 
  7. Zehn Startups wählen Metro und Target aus, die von etwa 300 Mentoren auf Managerebene betreut werden. Das 14-wöchige Programm führt die Teilnehmer nach Berlin sowie Minneapolis, wo die US-Kette ihren Sitz hat.
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Die meisten Startups von Metros bisherigen Accelerator-Runden warten noch auf den großen Durchbruch, haben selten eine Anschlussfinanzierung bekommen. Für den Düsseldorfer Händler könnte das Programm also eine Möglichkeit sein, sein Image als Investor aufzubessern.

Bild: HOANG DINH NAM / Getty Images