Die Maschine von Mitte soll – wie dieser Prototyp – per App bedient werden.

Seit fast vier Jahren tüftelt das Berliner Startup Mitte an einer Maschine, die Leitungswasser aufbereiten soll. Dafür gab es jetzt erneut einen Millionenbetrag, wie der Analysedienst Startupdetector exklusiv für Gründerszene im Handelsregister entdeckt hat. Mitte-CEO Moritz Waldstein-Wartenberg bestätigte die Runde auf Nachfrage und bezifferte sie auf einen „zweistelligen Millionenbetrag“. An dem Investment beteiligten sich die vier Altgesellschafter Bitburger VenturesKärcher New Venture, Danone Manifesto Ventures und der Risikokapitalgeber Visvires New Protein mit Sitz in Singapur.

Die Investoren hätten sich „aufgrund der Fortschritte, die Mitte in den letzten 18 Monaten erzielt hat“ zu der neuen Runde entschlossen, sagt der CEO. So habe man die Hardware weiterentwickelt und das Team vergrößert, unter anderem in den Bereichen Ingenieurwesen und Chemie.

Es ist das nächste Kapitel in der langen Finanzierungsgeschichte des Startups. Mehr als zehn Millionen Euro hat Mitte bisher von Investoren erhalten. Auch bei der Crowd kam das Projekt gut an: Rund 400.000 Euro legten Unterstützer via Kickstarter und Indiegogo zusammen. Weitere knapp 27.000 Euro (30.000 US-Dollar) spielte Anfang 2019 eine Kampagne auf dem US-Crowdinvesting-Portal Republic ein. 

Mitte arbeitet an einer Maschine für den heimischen Gebrauch, die Leitungswasser filtern und mit Mineralien und Spurenelementen anreichern soll. Dabei hat es das Startup insbesondere auf den US-amerikanischen und asiatischen Markt abgesehen, wo Leitungswasser nicht überall uneingeschränkt trink- oder genießbar ist. 

Die Produktion der Anlage gestaltet sich aber offenbar schwierig, bisher hat keiner der Vorbesteller das Produkt erhalten. Mehrfach musste das Startup bereits den Liefertermin verschieben. Ursprünglich sollte die Maschine im April 2018 in den Küchen der Unterstützer stehen. Aktuell ist die Auslieferung auf Ende 2020 terminiert – circa 30 Monate nach dem anfangs versprochenen Datum. „Wir arbeiten daran, diesen Zeitplan einzuhalten“, kommentiert Waldstein auf Nachfrage von Gründerszene.

Kritik auf Kickstarter und „unterstützende Nachrichten“

Dazu muss das Unternehmen eine lange Liste abarbeiten: Rund 1.000 Maschinen zum Preis von jeweils über 400 Euro sind nach Angaben des Startups per Crowdfunding vorbestellt worden, auf der Warteliste stünden außerdem mehr als 10.000 Personen. 

Wer sich auf Kickstarter oder Indiegogo die Kommentare der vergangenen Monate durchliest, bekommt den Eindruck, dass viele Unterstützer ungeduldig und verärgert sind. Einige fordern ihr Geld zurück. Dazu sagt Waldstein, dass Mitte eine „Refund-no-questions-asked-Policy“ verfolge: Unterstützer bekämen ihr Geld voll erstattet, wenn sie dies forderten. Gleichzeitig hätten sie die Möglichkeit, das Gerät zu einem späteren Zeitpunkt zum Kickstarter-Preis zu kaufen, heißt es.

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Die lange Wartezeit begründet Waldstein so: Prozesse wie die Entwicklung von Spritzgusswerkzeugen oder die Suche nach Fertigungspartnern seien sehr komplex und zeitaufwändig. „Man darf nicht vergessen, dass es weitaus schwieriger und teurer ist, ein Hardware-Produkt auf den Markt zu bringen als ein digitales.“ Die meisten Supporter hätten das Startup „immer sehr unterstützt“, sagt der Geschäftsführer. „Uns erreichen eine Menge unterstützender Nachrichten.“

Um seinen aktuellen Zeitplan einzuhalten, könnte das Startup in Zukunft jedenfalls noch mehr Geld zur Verfügung haben. Die letzte Runde sei womöglich noch unvollendet, sagt Waldstein. „Aufgrund des zusätzlichen Interesses“ erwäge er, die Finanzierung aufzustocken. Details zum Gesamtvolumen und Investitionsziele will er aber erst nach Abschluss dieses Second Closings verraten. Nur so viel: „Wir bauen auch an anderen Trinkwasserlösungen, die möglichst viele Menschen weltweit erreichen sollen.“

Wann liefert Mitte seine 400-Euro-Wassermaschine aus?

Bild: hris Marxen / headshots-berlin.de