Seit 2012 leitet Olaf Koch die Geschäfte der Metro

Im April sorgte eine mysteriöse Marketingkampagne für Aufsehen: #TakeTheExit. Dahinter steckte eine Werbeaktion des Handelskonzerns Metro, der damit auf die freien Stellen in seinem Digital-Hub aufmerksam machen wollte. Die Kampagne prangerte die schlechten Konditionen in Startups an – und das, obwohl Metro-CEO Olaf Koch jährlich Millionen in die Förderung von jungen Unternehmen steckt.

Der Großhändler bietet Food-Startups die Möglichkeit, ihre Produkte im Verkauf zu testen, investiert im Rahmen von Accelerator-Programmen und bietet mit Food 2025 eine Mentor-Plattform für Gründer. Digitalisierung spielt dabei immer eine große Rolle. Gründerszene und NGIN Food wollten von Metro-Chef Olaf Koch wissen, wie Startups das Unternehmen beeinflussen und welche neuen Technologien Metro künftig einsetzen will.

 

Herr Koch, Amazon prescht in Europa und Deutschland immer weiter vor. Rewe-CEO Lionel Souque betitelte den Internetkonzern als „Riesenkampfmaschine“. Fürchten Sie Amazon als großen Gegner im Lebensmittelgeschäft?

Ohne jeden Zweifel hat Amazon die Branche verändert. Insofern haben wir davor Respekt aber nutzen das auch als Inspiration. Durch die Ausweitung unserer digitalen Unterstützung für die Gastronomie können wir noch stärker zum Erfolg unserer Kunden beitragen. Technologie und Innovation sind dabei extrem wichtig aber nahezu wertlos ohne die Kundennähe.

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Metro arbeitet derzeit an einem Archiv-System, das auf der Blockchain basiert. Wie will Metro Blockchain-Technologien in Zukunft weiter nutzen?

Es gibt viele Einsatzmöglichkeiten für Blockchain im Handel. Mit einem Blockchain-basierten Archiv machen wir uns von der konkreten Infrastruktur unabhängig, da wir den Archivspeicher sicher in die Cloud heben und die Speichergröße flexibel anpassen können – und das ohne die Hardware erweitern zu müssen. Wir schauen uns zudem weitere Szenarien an. Stichwort: Lebensmittelverschwendung. Das Startup Sensefinity aus unserem Accelerator hat einen Sensor entwickelt, der beispielsweise an einer Shrimps-Box angebracht werden kann. Er zeichnet die Position, Temperatur, Feuchtigkeit und den Luftdruck entlang der gesamten Lieferkette auf. Wenn die Temperatur sinkt, sendet der Sensor sofort einen Alarm aus und das System ermittelt daraufhin den genauen Standort der Box. Dabei setzt das Startup Blockchain ein, um ein unveränderbares und prüffähiges Protokoll erstellen zu können. 

Metro investiert auch abseits ihrer Accelerator-Programme in Startups. Welche Ideen wollen Sie noch finanzieren?

Der Schwerpunkt liegt auf Lösungen, die für unsere Kunden in der Gastronomie und im unabhängigen Einzelhandel einen Mehrwert bieten. Die Digitalisierung der KMUs ist eine unserer großen strategischen Prioritäten. Deshalb investieren wir auch gezielt in Startups wie Yoyo Wallet (ein App-Bezahldienst, d. Red.) , aber auch immer intensiver in eigene Basislösungen, die den Unternehmern unmittelbare Vorteile verschaffen wie beispielsweise die Tischreservierung. Darüber hinaus haben wir mit NX-FOOD einen Hub für innovative Lebensmittellösungen und neue Produkte aufgebaut. Hier suchen wir nach alternativen Lebensmittelkonzepten, die insbesondere auf das Thema Nachhaltigkeit und Gesundheit eingehen. Unser grundsätzliches Verständnis bei diesem Programm wie auch bei den Acceleratoren ist, dass wir als Plattform fungieren. Wir sind somit Brückenbauer und können den Gründerteams Türen öffnen, die ihnen sonst vielleicht verschlossen bleiben würden.  

Wie hat die Zusammenarbeit mit Startups den Konzern verändert?

In den vergangenen Jahren haben wir gelernt, beide Welten – die der Startups und die eines großen Konzerns – miteinander zu verbinden. Davon profitieren nicht nur wir als Unternehmen oder die Gründerteams, mit denen wir arbeiten. Kunden, aber auch weitere Partner ziehen ebenfalls Nutzen aus der Erfahrung und den Ressourcen von Metro und der kreativen, schnellen und experimentierfreudigen Art und Weise der Startups. Wir lernen alle von- und miteinander. So entsteht echter Mehrwert – von der positiven Energie und Atmosphäre ganz zu schweigen.

Metro hat die Zusammenarbeit mit GetNow weiter ausgebaut, das Start-up will seinen Lieferdienst künftig bundesweit anbieten. Wie bewerten Sie das Geschäftsmodell von GetNow?

GetNow ist ein spannendes Unternehmen. Es betreibt einen eFood-Lieferservice, der unsere Großhandelsstandorte als Plattform nutzt. Dadurch kann GetNow sehr effizient auf ein sehr breites und differenziertes Sortiment zugreifen, das innerhalb von 90 Minuten zum Kunden ausgeliefert wird. Somit ist GetNow die moderne Version des Trader-Kunden.

Wird es künftig auch einen eigenen Metro-Lebensmittel-Onlineshop für Privatkunden geben – ohne Zwischenhändler?

Metro Deutschland konzentriert sich voll und ganz auf den Großhandel. Unser Ziel ist der führende Marktplatz für die Gastronomie zu werden, sowohl online als auch offline. Unternehmen wie GetNow unterstützen wir sehr gerne, aber immer im vollen Bewusstsein einer B2B-Partnerschaft. Privatkunden bedienen wir über real.de. Und wir betreiben auch an selektiven Standorten unseren eigenen eFood-Lieferservice.

Bild: Metro AG