Boris Häfele hat Roast Market gegründet
Boris Häfele hat Roast Market gegründet 

„Guter Kaffee“ und „Büro“ – diese Begriffe fallen selten in einem Satz. In Italien sei das anders, sagt Boris Häfele. Als er dort vor ein paar Jahren in einer Anwaltskanzlei arbeitete, habe ein Barista bei jedem Meeting frisch aufgebrühten Espresso serviert. Zurück in Deutschland dann die Ernüchterung: In der Büroküche stand ein Kaffeevollautomat, aus dem ein verdreckter Plastikschlauch in eine warme Packung H-Milch führte.

In seinem Onlineshop Roast Market verkauft Häfele daher nun alles, was es zur Zubereitung eines guten Kaffees braucht: Kaffee von prämierten Röstereien im Bohnen-, Pulver- oder Kapselformat, Kaffeemaschinen und Milchaufschäumer. Das dahinterstehende Startup gründete er 2015 in Frankfurt, inzwischen beschäftigt er 29 Angestellte. Im Mai 2017 stieg der Münchner Verlag Hubert Burda bei Roast Market ein, im März dieses Jahres legte das Medienunternehmen mit einer weiteren Finanzspritze nach. Zur Höhe der Investments schweigt Häfele. Auch, wie viele Kunden bei ihm einkaufen, verrät er nicht, er verzeichne aber Millionenumsätze. Profitabel ist das Geschäft damit dennnoch nicht.  

Boris, man kann Kaffee in Supermärkten, Coffeeshops oder Röstereien kaufen. Wieso braucht es bei diesem Angebot einen Kaffee-Onlineshop?

Eine Anlaufstelle, bei der man guten Kaffee online erwerben kann, gab es vor uns nicht. Wenn jemand Schuhe bestellt, geht er zu Zalando, bei Tierfutter zu Fressnapf. Wir wollen diesen Platz für Kaffee einnehmen. Außerdem haben wir eine wesentlich größere Auswahl als jeder Supermarkt und jede deutsche Kaffeerösterei, vor allem im Bereich Premiumkaffee.

Wie wollt Ihr Euch von Amazon abheben? Auch dort kann man Kaffee bestellen.

Amazons Kernkompetenz liegt nicht im Bereich Food – unsere dagegen schon. Wir haben viele Produkte, die es bei Amazon nicht gibt. Außerdem mahlen wir den Kaffee nach den Wünschen unserer Kunden frisch. Das ist ein Service, den außer uns nur lokale Röstereien anbieten.

Die Auswahl auf Eurer Seite ist riesig. Wählt Ihr jede Kaffeesorte selbst aus?

Genau, wir arbeiten nicht mit einem Großhändler, der uns alles liefert, sondern wählen explizit die besten Röstereien Deutschlands aus. Außerdem haben wir italienische Kultmarken im Sortiment, zum Beispiel Lavazza und Illy. 

Wie sieht die Lieferkette aus?

Wir kriegen den Kaffee direkt von den Röstereien. Sie schicken ihn in unser eigenes Logistikzentrum in Frankfurt und wir liefern ihn dann von dort aus nach ganz Europa.

Ist der Endpreis für den Kunden günstiger, als wenn er im Supermarkt einkauft?

Viele Produkte gibt es bei uns günstiger als im Supermarkt. Außerdem bieten wir Staffelpreise an: Wenn jemand eine höhere Stückzahl desselben Produkts bestellt, wird es günstiger.

Bietet Ihr auch Abomodelle an?

Für Geschäftskunden momentan schon, für Privatkunden ist es geplant.

Euer Geschäftsmodell hat sich seit dem Start 2015 nicht geändert. Ist in naher Zukunft eine Neuerung zu erwarten?

Wir wollen unsere Seite vor allem im Bereich Produkt und Usability optimieren und uns zu einem richtig guten Fachhändler entwickeln. Zu erwarten ist weniger eine Revolution als vielmehr eine ständige Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. Irgendwann sollen die Leute sagen „Wow, das Produkt ist perfekt so, wie es ist!“.

Verschiedene E-Commerce-Startups eröffnen jetzt stationäre Geschäfte. Kannst Du Dir das auch vorstellen?

Das ist für uns eine Frage des „Wann“ und nicht des „Ob“. Derzeit investieren wir lieber in den Onlineshop, weil wir dort mit höherer Geschwindigkeit und geringerem Aufwand wachsen können.

Vor einem Jahr hast Du im Gespräch mit Gründerszene gesagt, dass Ihr 2017 einen Millionenbetrag umsetzen wollt. Hat das geklappt?

Ja, den haben wir umgesetzt.

Wie hoch sind Eure Margen?

Kaffee-Margen sind recht hoch, gerade im Premiumbereich. Das macht den Kaffeehandel besonders interessant – vor allem im Zusammenhang mit der Tatsache, dass wir sehr geringe Marketingkosten haben.

Wieso das?

Weil wir sehr langlebige Kundenbeziehungen haben: Wenn wir Kunden einmal eingeworben haben, verlieren wir sie nicht so schnell wieder. Kaffee trinkt man schließlich sein ganzes Erwachsenenleben lang.

Aber trotzdem müssen die Kunden Eure Website ja erstmal finden.

Dazu nutzen wir die klassischen Online-Marketing-Kanäle, arbeiten aber auch mit den Röstereien zusammen, die uns als Versandhändler empfehlen. Außerdem haben wir eine große Print-Kooperation mit unserem Investor, dem Burda-Verlag. 

Kostet 200 Euro pro Kilo: Der „Jamaika Blue Mountain“
Kostet 200 Euro pro Kilo: Der „Jamaika Blue Mountain“

Es gibt bei Euch einen Kaffee, der 200 Euro pro Kilo kostet. Wer kauft sowas?

Für viele Leute ist Kaffee mittlerweile wie Wein. Da gibt es ja auch Flaschen für 600 Euro. Diejenigen, die so etwas kaufen, achten beim Essen generell auf eine gute Qualität und haben vielleicht auch ein paar Euro mehr übrig. Manche wollen auch einfach mal probieren, ob ein so hoher Preis geschmacklich wirklich einen Unterschied macht.

Macht er das?

Diese Kaffees schmecken auf jeden Fall sehr gut, weil sie extrem hochwertig sind.

Wie trinkst Du selbst Deinen Kaffee am liebsten?

Ich bereite ihn in einer Siebträgermaschine zu und trinke ihn mit ein bisschen Milch, zum Beispiel als Cappuccino oder Cortado. Aber immer ohne Zucker. So kommt der Kaffeegeschmack besser zur Geltung und man spart ein paar Kalorien.

Bild: Roast Market; Bild im Text: Instagram Speicherstadt Kaffeerösterei