Die App ermittelt, wie viele Kalorien das Essen auf dem Foto hat

App öffnen, Chili con Carne auf dem Teller fotografieren und innerhalb weniger Sekunden sagt Snics: Das Gericht auf dem Tisch hat knapp 500 Kalorien. Anhand einer Bilddatenbank will die App per KI erkennen, um welche Lebensmittel es sich handeln könnte und dem Nutzer so die entsprechenden Nährwertinformationen liefern. Funktioniert das?

Hinter der App Snics steckt das Wiener Startup 360Factory. Thomas Frank, Robert Bodenstein und Gerd Sumah gründeten das Unternehmen im Herbst 2015. Seit Februar ist die App nach einem halben Jahr Beta-Phase nun auf dem Markt. Mehr als 7.000 Nutzer haben Snics nach Angaben von CEO Sumah seitdem heruntergeladen. Rund 40.000 Bilder zählt die Datenbank derzeit. Pro Gericht benötige die KI bis zu 100 Fotos, um sich per Machine Learning richtig einzustellen. Die App ist daher auf Fotos der User angewiesen, um sich weiterzuentwickeln. 

Im Test erkennt Snics derzeit allerdings nicht jedes Essen, wie Snics auch unumwunden zugibt. Die Trefferquote liege derzeit bei 50 Prozent, so der CEO. Die App kann nur die Zutaten errechnen, die auf dem Foto zu sehen sind. NGIN Food hat mehrere Lebensmittel abfotografiert und nicht immer das richtige Ergebnis bekommen.

Werden Nudeln beispielsweise komplett mit Sauce bedeckt, erkennt Snics die Spaghetti darunter nicht. Verpackungen stellen ebenfalls ein Problem dar. Wasser erkennt die App nur im Glas, nicht aber in der Flasche und einen Joghurtbecher ermittelt die KI auch nicht als solchen. Werden Gerichte falsch angezeigt, können Nutzer das richtige Essen aus einem Katalog auswählen und weitere Zutaten hinzufügen. Für einige Mahlzeiten ist ebenfalls noch nicht genügend Bildmaterial verfügbar, sodass ein Team von Snics-Ernährungsberatern das Essen aus der Ferne zuordnet.

Nicht alle visuellen Kalorienzähler sind marktreif

Snics ist allerdings nicht allein auf dem Markt. Ähnlich funktioniert auch ein Tool des US-Anbieters Lose It. Google arbeitet bereits seit 2015 an seiner App Im2Calories und auch Samsung stellte auf der diesjährigen Tech-Messe CES sein eigenes Tool vor. Die größte Schwierigkeit ist auch bei den Konkurrenten die Bilderkennung, die bei vielen Apps noch zu ungenau ist. Anstatt die Datenbank weiter selbst aufzubauen, haben sich die Snics-Macher daher entschieden, die App auch ohne hohe Trefferquote zu veröffentlichen. Auf diese Weise wollen die Gründer schnell relevantes Material sammeln und die KI so verbessern. 

Die Wiener wollen mit ihrer App vor allem Ernährungsberater ansprechen sowie Versicherungen und Unternehmen, die betriebliches Gesundheitsmanagement anbieten. Eine Version speziell für Verbraucher soll im Herbst erscheinen. Business-Kunden zahlen dem Startup entweder jährliche Nutzungsgebühren oder eine einmalige Lizenzgebühr. Einer der Kunden des Wiener Unternehmens ist die Arbeiterkammer Oberösterreich. Rund 500.000 Euro will 360Factory so in diesem Jahr umsetzen.

Insgesamt 700.000 Euro haben die Gründer von österreichischen Förderprogrammen und der 360 Beteiligungs GmbH erhalten. Aktuell will 360Factory weitere 300.000 Euro über eine Crowdinvesting-Kampagne einsammeln. Elf Personen arbeiten momentan an der App, die künftig auch persönliche Rezepturen und Portionsgrößen verarbeiten soll.

Bild: Kalbeck Ventures