In Großbritannien und Frankreich betreibt Deliveroo selbst Ghost Restaurants unter dem Namen Deliveroo Editions.

Foodora ist weg. Deliveroo ist weg. Übrig bleibt in Deutschland nur noch Lieferando. Für deutsche Ghost-Restaurant-Ketten bedeutet das einen Strategiewechsel. Anbieter wie Keatz, Honest Food und Eatclever kochen die Gerichte ihrer Liefermarken vor und lassen sie von Kurieren ausfahren, haben aber keinen eigenen Gastraum. 

Das Berliner Startup Keatz produziert das Essen für all seine Marken wie Tamaka, Ono ono oder Gringo in einer Küche, imitiert also mehrere Restaurants am gleichen Standort. Deliveroo war der einzige Kooperationspartner der Berliner. Mit dem Rücktritt aus dem deutschen Markt musste auch Keatz kurzerhand das hiesige Geschäft einstellen. Das Startup von Dimitrios Ploutarchos und Paul Gebhardt wurde 2015 unter dem Namen Green Gurus gegründet, ist seit dem vergangenen Jahr zusätzlich in Spanien und den Niederlanden aktiv.

„Deutschland war für uns ohnehin immer schwierig“, sagt Gebhardt im Gespräch mit Gründerszene und NGIN Food. Die anderen Märkte würden drei Mal schneller wachsen als der Heimatmarkt, auch weil die Deutschen nicht gern Essen online bestellen. „Es bricht ein bisschen Umsatz weg, aber es ist nicht so schlimm“, sagt er weiter. Seine Wachstumsprognose für das Gesamtjahr musste Keatz dennoch herunterschrauben. Und 30 Angestellte entlassen.

Lieferando lässt nicht alle Ghost-Restaurants zu

Über Lieferando kann das Startup seine Menüs nicht ausliefern lassen. Takeaway, der niederländische Mutterkonzern von Lieferando, arbeite nicht mit Lieferküchen zusammen, die mehrere Marken von derselben Adresse bedienen, so ein Sprecher zu Gründerszene und NGIN Food. „Aus unternehmerischer Sicht ist das eine großartige Idee“, sagt Joris Wilton. „Aber das täuscht den Verbraucher.“ In Deutschland erzielen Partnerrestaurants jährlich bis zu 60.000 Euro Umsatz, wenn sie ihr Essen auf Lieferando listen, so der Sprecher.

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„Der Austritt von Deliveroo hat auf unser Geschäft keine Auswirkungen“, schreibt hingegen Eatclever-Mitgründer Mohamed Chahin auf Nachfrage von Gründerszene und NGIN Food. Das Ghost-Restaurant kooperiert ebenfalls mit Partnern, die die Menüs frisch zubereiten und über ihre eigenen Kuriere ausliefern. Chahin glaubt, dass das Verschwinden der bisherigen Lieferdienste sogar Vorteile für Eatclever haben kann, da der Wettbewerb geringer ist.

„Unser Umsatz ist jetzt erst wieder auf dem Stand von vor April“

Das Berliner Startup Honest Food operiert in Österreich und Deutschland. Anders als Keatz verschickt die Firma den Großteil der Zutaten an Restaurantpartner, die das Essen dann fertig kochen und ausliefern. Das Aus von Deliveroo habe die Ghost-Restaurant-Kette kaum beeinträchtigt, da Honest Food nur in Köln mit den Briten kooperiert hat. Aber durch den Zusammenschluss von Foodora und Lieferheld mit Lieferando habe Honest Food Umsätze einbüßen müssen, so Mitgründer Robin Steps.

Das Startup habe vor der Migration im April kaum Restaurants auf Lieferando gelistet, musste daher die meisten Partner neu auf dem Portal anmelden. Noch dazu mussten die Berliner die Restaurants erst einmal überzeugen, ihren eigenen Lieferdienst aufzugeben, um stattdessen nur noch Gerichte von Honest Food zuzubereiten – gemäß den Richtlinien von Lieferando. „Unser Umsatz pro Partner ist in Deutschland jetzt wieder auf dem Stand von vor April“, so Steps. „Und wir wachsen stärker als vor der Fusion.“

Im Juni sammelte Honest Food noch einmal Kapital ein. Einen achtstelligen Betrag gab es unter anderem von Index Ventures, Creandum und Business Angels wie der Hellofresh-Gründer Dominik Richter und David Buttress, dem Ex-CEO des britischen Lieferdienstes Just Eat.

Bild: Aurelien Morissard/IP3 / Getty Images