Über Getnow können Kunden Lebensmittel von Metro-Märkten online kaufen. Der umsatzstärkste Artikel ist nach eigenen Aussagen derzeit der Beyond Meat Burger.

Getnow hat scheinbar dringend Kapital gebraucht. In den vergangenen Monaten sammelte der Online-Supermarkt mehrere Millionen Euro über Kredite und eine Finanzierungsrunde ein. Das zeigt das Protokoll einer Gesellschafterversammlung von Mitte Juni, das der Analysedienst Startupdetector im Handelsregistereintrag der Getnow New GmbH entdeckte. 

Im Mai hat der Münchner Online-Supermarkt beispielsweise einen Darlehensvertrag mit der Online-Bank Wirecard abgeschlossen, um eine Liquiditätslücke abzuwenden. „Im Rahmen der Integration von Wirecard als unseren neuen Zahlungsabwickler haben wir von ihnen ein Working-Capital-Darlehen bekommen“, schreibt CEO Torsten Schero auf Nachfrage von Gründerszene und NGIN Food. Wie hoch die Anleihe war, will Getnow nicht verraten.

Zudem steckte eine Firma namens Getnow Holding Limited laut Protokoll zwei Millionen Euro in das Startup. Die Gesellschaft mit Sitz in der Steueroase Isle of Man ist mit etwa 64 Prozent mittlerweile Mehrheitseignerin der Getnow New GmbH. Wer sich dahinter verbirgt, will Getnow-Chef Schero nicht sagen. Laut der Mitschrift wurde die Holding bei der Gesellschafterversammlung von dem Briten Matthew Kelly vertreten, Manager der Firma IQ-EQ auf der Isle of Man. Der Finanzdienstleister hilft internationalen Investoren nach eigenen Aussagen dabei, ihr Kapital aufzubewahren. Für die Holding war außerdem Aleksandar Vucak vor Ort, der ehemalige Tui.com-CEO und Gründer von IMS Capital. IMS Capital ist 2017 beim Online-Supermarkt eingestiegen – damals in der alten Beteiligungsgesellschaft Getnow GmbH.

In der Versammlung wurde außerdem entschieden, dass die Holding auf der Isle of Man in den nächsten Monaten mehr Anteile im Wert von weiteren zwei Millionen Euro am Online-Supermarkt bekommt. Das Geld aus diesem Wandeldarlehen müsste bereits geflossen sein. Eine Tranche im November dieses Jahres soll das Startup dann mit vier Millionen Euro bewerten, heißt es in der Mitschrift.

Steigen die Gründer bald aus? 

Ein weiterer Punkt der Versammlung war eine geplante Family-and-Friends-Runde, die Mitte Juli stattfinden sollte. Im Protokoll ist von mindestens fünf Millionen Euro die Rede. Getnow-CMO Thorsten Eder bestätigt, dass die Runde stattgefunden hat, will die Höhe des Fundings aber nicht kommentieren. „Wir haben die Summe eingenommen, die wir benötigt haben und sind für dieses Jahr fertig finanziert“, sagt er lediglich. Laut Gesellschafterliste haben nur die Holding und die Bochumer Firma Common Solutions ihre Beteiligungen aufgestockt. Von Common Solutions bezieht Getnow sein Lagerverwaltungssystem.

In dem Dokument zur Gesellschafterversammlung zeichnet sich außerdem ab, dass die Gründer Marc Funke und Alexander Emming sowie die Seed-Investoren ihre Anteile an der Getnow New GmbH künftig verkaufen wollen. Die anderen Gesellschafter haben einer Veräußerung zugestimmt – aber nur, wenn sie ein Ankaufsrecht auf die Anteile der Ausscheidenden bekommen. Außer der Holding mit Sitz auf der britischen Insel, der Gesellschaft von Mitgründer Emming und dem Bochumer Softwareanbieter ist nur noch die alte Beteiligungsfirma Getnow GmbH an dem Onlineshop beteiligt. Zu dieser gehörten zuletzt die Gründer und Investoren wie Zimmermann Investment und IMS Capital Partners. Ziel könnte es sein, dass die Getnow Holding das Startup komplett übernimmt. 

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Bei Getnow arbeiten nach Angaben des Startups mehr als 100 Angestellte im Lager und am Münchener Hauptsitz. In den vergangenen Monaten hat das Unternehmen seine Geschäftsführung neu aufgestellt. Seit Anfang des Jahres verantwortet der ehemalige Rebuy-Chef Torsten Schero die Geschäfte des Online-Supermarktes.

Getnow wurde 2015 in Berlin gegründet und bezieht seine Lebensmittel aus den deutschen Metro-Märkten. Künftig wolle man mehr Handelspartner einbeziehen und den Onlineshop zu einem Marktplatzmodell machen, so CMO Eder zu Gründerszene und NGIN Food. Aktuell liefert der Supermarkt Bestellungen in München, Berlin, Düsseldorf, Essen, Hannover und Frankfurt aus. Eine deutschlandweite Lieferung, wie es Getnow noch im November ankündigte, werde das Startup in diesem Jahr nicht mehr schaffen, so der Marketingchef. Die ersten Standorte sollen 2019 profitabel werden.

Bild: Getnow