Der Niederländer Jitse Groen hat vor 19 Jahren Takeaway gegründet.

Eine Milliarde Euro hat der niederländische Konzern Takeaway für die deutschen Marken Lieferheld, Pizza.de und Foodora bezahlt. Damit hat Delivery Hero den Kampf um den deutschen Markt – seinen Heimatmarkt – aufgegeben und das Geschäft an den Konkurrenten aus dem Nachbarland weitergereicht. Keines der beiden Unternehmen war hierzulande profitabel. Beide haben im vergangenen Jahr ähnlich viele Bestellungen ausgeliefert. Von Januar bis September 2018 erwirtschaftete Takeaway mit seiner deutschen Marke Lieferando 60 Millionen Euro in Deutschland, Delivery Hero machte 76 Millionen Euro.

Die Erwartungen an die Milliarden-Fusion sind hoch. Was sagt der Takeaway-Gründer Jitse Groen über den Zusammenschluss und die kommenden Monate? 

Herr Groen, Takeaway hat in Deutschland rund zehn Millionen Euro im ersten Quartal 2019 umgesetzt. Seit April laufen die Marken Lieferheld, Pizza.de und Foodora unter Lieferando. Welches Wachstum erwarten Sie für die nächsten Quartale durch den Zukauf?

Eigentlich habe ich im Moment keine Ahnung. Wir wissen es nicht. Wir schließen etwas zusammen, von dem wir nicht wissen, wie das Ergebnis aussehen wird. Wir wissen nicht, wie viele Kunden wir verlieren werden, vor allem, wie viele Foodora-Nutzer wegbrechen. Wir haben jetzt doppelt so viele Restaurants, aber die Kunden werden nicht doppelt so oft bestellen.

Was glauben Sie denn, was passieren wird?

Ich hoffe, dass wir so weiterwachsen, wie Takeaway und Delivery Hero es zusammengerechnet getan haben.

Sind Sie glücklich damit, dass Delivery Hero Anteile an Takeaway hält?

Das ist mir egal.  

Wann wird Takeaway profitabel sein?

Das kann ich nicht sagen – auch, weil ich es nicht weiß. Vielleicht haben wir am Ende des Quartals einen besseren Überblick. 

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Die Plattformen wurden bereits zusammengelegt. Was passiert als nächstes?

Die Technik ist erledigt. Der Großteil unserer aktuellen Mitarbeiter kommt von Delivery Hero. Wir müssen uns also noch um viele Personalangelegenheiten kümmern. Das wird einige Monate dauern. 

Takeaway sitzt auf zwei Etagen in einem Bürokomplex am Potsdamer Platz. Wo werden die neuen Mitarbeiter unterkommen?

In Berlin sind wir jetzt knapp 700 Leute. In unserem Büro hatten wir 50 leere Plätze, haben aber 450 Angestellte zusätzlich bekommen. Delivery Hero hatte vorher schon einen Standort am Berliner Ostbahnhof eröffnet, die neuen Mitarbeiter bleiben erst einmal dort sitzen. Wir suchen daher gerade nach einem neuen Büro über 15.000 Quadratmeter.

Und was passiert mit den Fahrern?

Rechtlich sind die noch bei der Foodora GmbH angestellt, liefern aber schon für Lieferando aus. Die Umstellung wird ebenfalls noch einige Monate dauern. 

Was wird sich für die Kuriere ändern?

Ich weiß, dass Foodora in der Vergangenheit verrückte Sachen gemacht hat, die Fahrer dann aber festangestellt hat. Bei uns werden sie das bleiben. Wir stellen in den größeren Städten E-Bikes bereit und zahlen einen Euro mehr als Foodora.

Wie lange hat es gedauert, die Systeme der Plattformen zusammenzufügen?

Etwa zweieinhalb Wochen. Wir wollten uns beeilen. Ein Problem von Delivery Hero war, dass sie zu viele Marken hatten. Dieses Problem mochten wir nicht und wollten wir auch nicht behalten.

Werden sich die Werbeausgaben nun verringern, jetzt, da Lieferando einen Wettbewerber weniger hat?

Nein, weil die meisten Leute beim Bestellen von Essen immer noch lieber zum Telefon greifen. Und wenn wir die Zahl der Restaurants in Deutschland ansehen, ist erst gut die Hälfte auf der Plattform vertreten. Die Marketingkosten werden höher als die vom vergangenen Jahr sein. Aber tiefer als die von beiden Unternehmen zusammen.  

In den sozialen Netzwerken haben sich zahlreiche Nutzer beschwert, dass ihre Lieblingsrestaurants nicht mehr auffindbar seien und der Mindestbestellwert vereinzelt gestiegen sei.

Einige Restaurants haben gekündigt. Ich glaube etwa 200 sind noch unentschlossen. Fast alle Foodora-Partner sind noch auf der Liste und wir nehmen keine Gebühren mehr für die Lieferung, wenn unsere Fahrer das Essen bringen. Also sind die Bestellungen über die ehemaligen Foodora-Restaurants sogar günstiger geworden. Restaurants, die selbst liefern, verlangen aber teilweise Gebühren. Und wir arbeiten am Mindestbestellwert.

Deliveroo scheint nun der einzige ernstzunehmende Konkurrent in Deutschland zu sein. Fürchten Sie den britischen Lieferdienst?

Wenn ich mich vor etwas fürchten würde, wäre ich nicht hier. Ich könnte mich irgendwann vor den chinesischen Plattformen fürchten, aber nicht vor Deliveroo.

Bild: Chris Marxen / headshots-berlin.de; Das Interview wurde aus dem Englischen übersetzt.