Nur zwei Prozent der Umsätze im Lebensmittelhandel erfolgen durch Onlineshops

Vor einem Jahr startete Amazon seinen Lieferdienst Fresh auch in Deutschland. Die Bundesrepublik wartete gespannt auf die nächsten Züge des Internetkonzerns, doch der große Durchstoß blieb aus. Bislang ist Amazon Fresh nur in Berlin, Hamburg und München erhältlich. Auch Edekas Lieferservice Bringmeister deckt mehr als ein Jahr nach dem Neustart lediglich den Berliner und Münchener Raum ab. Die Kölner Supermarktkette Rewe beliefert nach knapp sieben Jahren immerhin 75 Regionen. 

Die geringe Expansionslust zeichnet sich auch in den Zahlen ab: Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) liegt der Umsatzanteil von Lebensmitteln im E-Commerce weiterhin bei deutlich unter zwei Prozent. Die Marktforscher betonen allerdings, dass auch das Wachstum des stationären Einzelhandels stagniert. Sprich: In der Theorie steigen beispielsweise die Umsätze des Edeka-Onlineshops Bringmeister ähnlich schwach wie die der Edeka-Filialen.

Kochboxen sind gefragter als Online-Supermärkte

Auf den ersten Blick sagen die Ergebnisse des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) anderes: Demnach war der Online-Handel mit Lebensmitteln im ersten Quartal 2018 um 16 Prozent höher als in der selben Periode im Jahr zuvor. Vergleicht man den Markt mit anderen Warengruppen wie Bekleidung oder Konzertkarten, war das prozentuale Wachstum sogar höher. Allerdings waren in diesen Produktgruppen die Online-Umsätze um ein Vielfaches höher. Von Januar bis März haben Onlineshops für Lebensmittel insgesamt 234 Millionen Euro umgesetzt.

Die GfK glaubt, den Grund für den geringen Online-Anteil zu kennen. Die Marktforscher meinen, dass hauptsächlich Personen bei Online-Supermärkten einkaufen, die in Städten wohnen. Diese Gruppe von Verbrauchern erreiche innerhalb weniger Gehminuten eine Vielzahl an Supermärkten. Demzufolge sei der Online-Einkauf meist umständlicher, als der spontane Gang in das nächste Geschäft.

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„Bevor man sich am Computer oder per Tablet durch die Produktlisten geklickt hat und dann – weil man tagsüber selten zu Hause ist – auch noch eine zumeist kostenpflichtige Terminlieferung vereinbart, für die man dann auch noch wirklich zu Hause sein muss, geht der Stadtbewohner doch lieber schnell einmal vor die Tür und erledigt seine Einkäufe beim Händler um die Ecke“, behauptet die GfK. Der Online-Handel mit Essen und Getränken sei daher vor allem in ländlichen Gebieten sinnvoll, sagt das Marktforschungsunternehmen. Allerdings sei die Anlieferung in die Dörfer aus Händlersicht zu teuer und die Bevölkerung zu alt, um sich mit E-Commerce zu beschäftigen.

Online-Supermärkte werden es weiterhin schwer haben, resümiert die GfK. Angebote wie Kochboxen, Essenslieferdienste und digitale Technologien im stationären Handel würden die Großstädter schon eher ansprechen.

Bild: Busakorn Pongparnit / Getty Images