Die Zutaten für eine Käse-Maronensuppe sowie Hühnchen mit Fenchelgemüse und Reis

Die Filialen von Kochhaus sind seit zehn Jahren Anlaufstelle für experimentierfreudige Großstädter, die nicht wissen, was sie kochen sollen. Kunden wählen in den Geschäften ein Rezept aus und kaufen die dafür nötigen Zutaten, passend abgewogen und verpackt. Eine Offline-Version der heutigen Kochboxen.

2011 haben CEO Ramin Goo und seine Mitgründerin Dorothée Karsch entschieden, ihre Gerichte ebenfalls im Internet anzubieten. An die deutschen Konkurrenten HelloFresh und Marley Spoon war da noch nicht zu denken. Heute generiert Kochhaus 20 Prozent seines Umsatzes online. 2017 erwirtschaftete Kochhaus insgesamt zehn Millionen Euro. „Für 2018 sehen wir eine konstante Umsatzentwicklung“, so das Unternehmen. Profitabel ist der Berliner Rezepteanbieter noch nicht. Der deutsche Marktführer HelloFresh setzte im vergangenen Jahr mehr als 45 Millionen Euro auf dem Heimatmarkt um, schreibt auf Konzernebene aber noch immer keine schwarzen Zahlen. 

Kochhaus war hierzulande einer der Vorreiter mit dem Versand von Kochboxen, wurde dennoch von seinen Konkurrenten überholt. Der WHU-Alumni und Mitgründer Goo will nun aber aufholen und sein Onlinegeschäft stärker ausbauen. Dabei will das Unternehmen vor allem Kunden mit einem anspruchsvollen Geschmack ansprechen. Doch taugen die kulinarischen Gerichte für eine Kochbox? Die Gründerszene-Redaktion hat Kochhaus getestet und sich ein Menü zum Selberkochen liefern lassen. 

Bestellung

Kochhaus bietet seine Box als vegan-vegetarische Option oder mit Fleisch und Fisch an. Kunden können wählen, ob sie die Gerichte für zwei oder vier Personen kochen und wie viele Mahlzeiten sie pro Woche erhalten wollen – maximal fünf sind möglich. Ich nehme zwei Essen für zwei Personen.

Im nächsten Schritt soll der Liefertag bestimmt werden. Samstags und mittwochs liefert Kochhaus grundsätzlich keine Produkte aus. Meine Kochbox soll in drei Tagen kommen, an einem Freitag. Einziges Manko: Die Lebensmittel können nur zwischen 18 und 20 Uhr geliefert werden. Ein kleineres Zeitfenster kann Kochhaus nicht vorgeben, da das Unternehmen den Versand an Logistikpartner auslagert. Für mich heißt es also zeitiger Feierabend machen. Vorsichtshalber wähle ich aus, dass die Box vor meiner Wohnungstür abgestellt werden darf, falls ich noch nicht zuhause sein sollte.

Im letzten Schritt muss ich die Bestellung bezahlen. Das geht über PayPal, mit meiner Kreditkarte und als Lastschrift.

Rezepte

Kochhaus bietet immer 18 Rezepte an. Jeden Freitag werden etwa vier der 18 Mahlzeiten ausgetauscht. Wie viele Vorspeisen, Hauptgerichte und Desserts zur Auswahl stehen, ändert das Unternehmen ebenfalls regelmäßig. Ich kann mich zwischen vier Suppen und Salaten, fünf Pasta- sowie Risottogerichten, sieben Hauptgerichten mit Fisch und Fleisch sowie zwei Nachspeisen entscheiden. Das Menü kann ich erst anpassen, nachdem ich eine Bestellbestätigung bekommen habe. In meinem Fall dauert das einen ganzen Tag. Laut Mail hat Kochhaus direkt schon zwei Rezepte für meine Box voreingestellt.

Meine Rezepte

Änderungen sind in Berlin dann noch bis zehn Uhr des Liefertages möglich. In anderen Regionen, wo es kein Kochhaus-Geschäft gibt, lässt sich die Bestellung maximal einen Tag vorher ändern. Dafür muss ich mich in das Kundenportal einloggen, das aktuell noch eine Beta-Version ist. Kochhaus hatte den Login wenige Wochen vorher neu ausgerollt. Leider funktioniert die Änderung bei mir nicht, sodass ich am Donnerstag den Kundenservice anrufe. Meine Wahl fällt auf eine Bergkäse-Maronensuppe mit einem Topping aus Pumpernickel und Salbei sowie Lamm-Curry. Das Curry ist für den kommenden Tag nicht mehr verfügbar. Wahrscheinlich, weil das Rezept aus dem Portfolio genommen wird. Stattdessen nehme ich Hühnchen in Kurkuma-Ingwer-Butter mit Fenchel, Orange und Korianderreis.

Preis

Für meine insgesamt vier Gerichte zahle ich 37,70 Euro. Normalerweise kostet die Box 35,90 Euro. Weil ich ein Rezept aber gegen ein teureres austausche, stellt mir Kochhaus weitere 1,80 Euro in Rechnung. Die Lieferung ist gratis, da es in meiner Stadt eine Kochhaus-Filiale gibt. Würde ich die Zutaten einzeln über den Onlineshop kaufen, also nicht in einer Box, wäre die Rechnung höher. Die Suppe kostet für eine Person 5,80 Euro, das Hühnchen 9,90 Euro. Für die Kurier-Zustellung würden zusätzlich 7,90 Euro anfallen. Zusammen wären das 39,30 Euro. Zum Vergleich: Für eine Box mit drei Gerichten und für zwei Personen würde ich bei HelloFresh 39,99 Euro zahlen, also weniger als bei Kochhaus.

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Lieferung

Am Liefertag bin ich um 17.50 Uhr zuhause. Dabei sehe ich, dass an der Türklinke zu meiner Wohnung bereits eine große Tragetasche aus Papier hängt. Also keine Box, wie der Name verrät.

Kochen

Kochhaus hat alle Lebensmittel mitgeschickt, die für die Gerichte benötigt werden. Nichts fehlt. Salz und Pfeffer sollten Kunden zuhause haben. Für die Suppe muss ich außerdem Weißwein besorgen, also doch noch ein Gang in den Supermarkt.

Die Rezepte sind überwiegend verständlich und bebildert. Ich koche mit einer Freundin, jeder übernimmt ein Gericht. Bei zwei Schritten waren wir uns nicht sicher, wie wir diese umsetzen sollten. Beispielsweise soll der Saft aus den Orangen aufgefangen werden, wenn man die Filets aus dem Obst schneidet. Aber wie?

Bei der Käsesuppe mussten wir mit Stärke nachhelfen, um sie anzudicken. Nach den empfohlenen zehn Minuten Köcheln war sie noch immer zu flüssig. Außerdem mussten wir die frittierten Salbeiblätter für das Topping weglassen. Nach einer Minute in heißem Öl waren sie dann doch leider verbrannt.

Teilweise wären fünf Herdplatten nötig gewesen.

Beim Hühnchen sollten gleich drei Schritte parallel gemacht werden: Gemüse anbraten, die Filets anbraten und noch eine Marinade anrühren. Das hat mich zeitweise überfordert. Insgesamt haben wir einen Topf und fünf Pfannen für das Menü benötigt. Das erfordert nicht nur einen großen Geschirrspüler, sondern auch ein gewisses Maß an Koordination bei vier Herdplatten. Die Suppe sollte nach 25 Minuten fertig sein, der Hauptgang nach 35 Minuten. Am Ende haben wir einige Minuten mehr benötigt als von Kochhaus angegeben.

Fazit

Zwar gab es einige Probleme beim Bestellvorgang, dennoch hat am Ende alles geklappt. Den Zeitrahmen für die Lieferung fand ich etwas unflexibel. Ich hätte mir gewünscht, dass man verschiedene Fenster auswählen kann oder zumindest eine Benachrichtigung bekommt, dass der Kurier in 30 Minuten eintrifft.

Die Rezepte sind außergewöhnlich, bei der Umsetzung gibt es ab und zu Probleme, aber das Kochen hat Spaß gemacht. Geschmeckt haben beide Mahlzeiten. Allerdings lassen sich die Menüs nur für zwei oder vier Personen kochen. Beide Gerichte waren sehr reichhaltig, sodass man das Essen zur Not auch auf drei Personen hätte aufteilen können.

Mein letzter Kritikpunkt ist der Preis: Ein Zwei-Gänge-Menü zum Selberkochen von rund 19 Euro pro Person schreckt mich ab. In meinem Fall hätte man die Zutaten in jedem gewöhnlichen Supermarkt finden können. Wären ausgefallene Gewürze oder Lebensmittel dabei gewesen, die ich nicht im Laden um die Ecke bekommen hätte, fände ich den Preis angemessener.

Kurzum: Ich würde die Kochbox von Kochhaus noch einmal bestellen. Aber nur, wenn die Rezepte und die Zutaten extravaganter wären.

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Bild: Gründerszene/Lisa Ksienrzyk