Gründerin Amely Kuchenbäcker (Mitte) machte gute Erfahrungen mit chinesischen Kräutern. Jetzt soll ein Geschäft daraus werden.

Vor vier Jahren wurde bei Amely Kuchenbäcker plötzlich eine rheumatische Erkrankung festgestellt. Die Ärzte konnten ihr nicht helfen – bis ihre Mutter, die selbst Schulmedizinerin ist, ihre Tochter zu einem traditionell-chinesischen Arzt schickte, der ihr Heilkräuter verschrieb, die nachhaltig wirkten. Das war der Beginn einer Geschäftsidee.

Amely, seitdem du selbst zum ersten Mal traditionell-chinesische Heilkräuter eingenommen hast, sind vier Jahre vergangen. Mittlerweile vertreibst du seit Februar 2017 unter dem Namen „Ylumi“ deine eigenen Rezepturen. Was ist in diesen vier Jahren passiert?

Nachdem mir der Arzt diese Heilkräuter verschrieben hatte und meine Beschwerden verschwanden, fing ich an, mich in die traditionell-chinesische Medizin intensiv einzulesen. Wirklich daran geglaubt habe ich anfangs ja selbst nicht. Also suchte ich nach einem deutschen Produkt, das ich als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen kann, also ohne Rezeptur. Doch die Suche führte mich lediglich zu amerikanischen Produkten, die zwar interessant klangen, jedoch mit hundert Dollar plus Versand deutlich zu teuer waren.

Also hast du dich entschieden, selbst eins zu produzieren.

Ja, mein Bruder, der selbst schon lange im Beauty-Bereich arbeitet und eine Agentur in Düsseldorf hat, riet mir dazu, selbst nach einem Produzenten zu suchen. Und das tat ich dann auch. Die Intention war nicht direkt, daraus ein Business zu machen – die Idee ist sehr organisch entstanden und gewachsen. Mein Bruder ist dann, nachdem ich einen Produzenten gefunden hatte, mit eingestiegen und im Februar 2017 sind wir mit verschiedenen Kapseln und Pulvern online gegangen.

Woraus bestehen denn die Kräuter-Kapseln?

Wir verwenden hauptsächlich Adaptogene – das sind Stoffe, die sich deinem körperlichen Bedürfnis anpassen. Das heißt: Wenn du etwas zu wenig hast im Körper, versuchen Adaptogene, diesen Mangel auszugleichen. Wenn du etwas zu viel hast, wird eher die Energie angehoben. Vitalpilze sind ein großer Bestandteil unserer Produkte. Sie werden schon seit Jahrtausenden in der chinesischen Kräuterheilkunde verwendet. Das sind eigentlich Gesundheitspilze, die auch in der Mikrotherapie angewendet werden. Allerdings ist das ein ganz schmaler Grad zwischen Medizin und Nicht-Medizin.

Und ihr seid auf der Seite der Nicht-Medizin.

Genau. Wir sind ein Nahrungsergänzungsmittel und kein Medizinpräparat. Die Stoffe, die wir verarbeiten, haben jedoch eine gesundheitsfördernde Wirkung. Natürlich stehen wir nicht selbst in der Küche und mischen die Kräuter zusammen – hinter uns steht ein Expertenteam aus der Ernährungswissenschaft sowie der chinesischen Heilkunde.

„Traditionell Chinesische Magazin beruht nicht auf Wissenschaft, sondern auf Mystizismus, Magie und Anekdoten“, sagte einmal der chinesische Tropenwissenschaftler Fang Shimin gegenüber dem Magazin Science. Wie gehst du mit so etwas um?

Von dem Zitat halte ich nichts, allerdings weiß ich, dass diese Vorurteile bestehen. Ich selbst war anfangs auch kritisch, habe es dann aber anders erfahren. Ein traditionell-chinesischer Mediziner schaut sich seine Patienten ganzheitlich an: den Schlaf, die Emotionen, die Verdauung, Schmerzen. Das sind Faktoren, die in der westlichen Medizin oftmals gar nicht beachtet werden. Stattdessen wird schnell zu chemischen Mitteln gegriffen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, welchen Weg er gehen will.

Was ist eure Vision?

Wir wollen die chinesischen Kräuter aus ihrem angestaubten Image holen. In Amerika ist der Umgang mit Adaptogenen schon viel gewohnter. Unser Ansatz ist allerdings nicht, sich eine Kapsel einzuwerfen und dann für immer gesund zu sein, sondern ein holistischer, ganzheitlicher Blick. 

Wie schwer bzw. leicht war es, den deutschen Markt von eurer Vision und euren Produkten zu überzeugen?

Anfangs war das Produkt schon erklärungsbedürftig. Mittlerweile haben wir jedoch eine Wiederkaufsrate von 45 Prozent. Wir sind kein traditionelles Unternehmen, das viele Investoren im Rücken hatte. Wir haben uns von Anfang an alleine finanziert, weil wir ohne Druck arbeiten und den Markt antesten wollten. Unser Ansatz ist nicht primär, immens hohe Umsätze zu machen, sondern vor allem Hilfestellung zu bieten.

Könnt ihr denn die Wirkung garantieren?

Nein, das können wir nicht. Wir sagen immer: Wenn du gar nichts hast, also solange du nicht unter Stress stehst, Schlafstörungen oder Hautprobleme hast und die Produkte nimmst, dann wirst du nichts merken. Es ist tatsächlich bei den Inhaltsstoffen so, dass die Adaptogene, versuchen das Bedürfnis auszugleichen, wenn dein Körper denn eines hat. Und dann merkst du auch was.

Wieviel Umsatz konntet ihr im ersten Jahr generieren?

Im ersten Gründungsjahr haben wir beinahe die 100.000 Euro-Marke erreicht.

Habt ihr einen Zeitraum festgelegt, bis wann Ylumi profitabel sein soll?

Nein, das haben wir nicht. Allerdings kann ich mir mittlerweile bereits ein kleines Gehalt auszahlen, von dem ich leben kann. Mein Bruder ist mit seiner Agentur finanziell besser abgesichert. Aber ich denke, dass wir nächstes Jahr auf jeden Fall schon in den schwarzen Zahlen sind. Aktuell bieten wir sechs verschiedene Rezepturen an. Künftig sehen wir Ylumi eher als Dach-Marke, unter der wir im Beauty-Bereich noch einiges umsetzen wollen.

Wollt ihr eure Ideen auch weiterhin unabhängig von Investoren realisieren?

Nein, nicht unbedingt. Um unsere Ideen umsetzen zu können, brauchen wir irgendwann auch Kapital und damit auch Investoren. Dafür sind wir jetzt auch offen, weil wir merken, dass die Marke Potenzial hat.

Danke für das Gespräch, Amely.

Foto: Ylumi