dldwomen 2014

Das war die DLDWomen 2014

Bildungsprogramme mit YouTube-Stars, syrische Flüchtlinge in Deutschland, die Zukunft der Modeindustrie und Elektroautos: Stephanie Czerny, die Initiatorin der DLD-Konferenzreihe, hält sich bei der Frauenausgabe DLDWomen an kein Konzept. Und dennoch hatte die zweitägige Veranstaltung in München ein Überthema: die Frage, wie die Arbeitswelt – und der typische Arbeitstag – in Zukunft aussehen wird. Dafür holten sich die Veranstalter Konzernchefs und Wissenschaftler ebenso auf die Bühne wie Startup-Manager und Buchautoren.

Zwar zeterte gleich am ersten Vormittag Google-Sales-Director Gerosa, es gebe zu wenige weibliche Führungskräfte. Ansonsten hielt sich das Klagen bei der DLDWomen aber in Grenzen, vielmehr zeigten die größtenteils weiblichen Referentinnen Beispiele aus der Praxis und Ideen für die Zukunft.

Evernote ohne private Büros

Den Kampf um die Talente versuchen Tech-Arbeitgeber mit Flexibilität zu gewinnen. „Der Trend Bring Your Own Device ist tot“, betonte Linda Kozlowski, VP Worldwide Operations bei Evernote. Die Mitarbeiter würden nicht mehr eigene Geräte für den Job verwenden, da sie die beste Ausstattung erwarteten. Und diese bekämen die Angestellten des Produktivitätssoftware-Herstellers auch, so Kozlowski. Niemand habe bei Evernote ein eigenes Büro, erklärte sie weiter, sondern jeder setze sich beliebig mit den Kollegen zusammen.

„Jetzt ist eine gute Zeit, um viele Forderungen zu stellen“, berichtete Heidi Stopper, die HR-Managerin von ProSiebenSat.1. Dabei gehe es nicht nur um Geld, sondern vor allem um individuelle Bedürfnisse: „Manche Mitarbeiter wollen weniger arbeiten, manche möchten noch nicht in Pension gehen, die Wünsche sind vielfältig.“ Besonders Frauen könnten die Entwicklung am Arbeitsmarkt nutzen, um flexiblere Modelle von Unternehmen zu verlangen.

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Diese Offenheit lebt auch Stéphanie Tramicheck, Pinterests Country Managerin für Frankreich, vor. Den Arbeitstag der Zukunft sieht sie nicht mehr als 9-bis-17-Uhr-Standardmuster. „Der Tagesablauf wird künftig viel individueller und flexibler gestaltet sein.“ Wer tagsüber andere Verpflichtungen habe und dafür abends Tätigkeiten nachholen wolle, solle das auch machen können.

Maelle Gavet, CEO des russischen Online-Händlers Ozon, sieht die Ortsgebundenheit als Fluch und Segen zugleich: „Wir erwarten von unseren Angestellten, dass sie so hart wie wir arbeiten. Die Technologie macht das einfacher denn je.“ Von ihren Mitarbeitern fordere sie deshalb, am Wochenende das Handy abzulegen und sich auf das Privatleben zu konzentrieren.

Für Adora Cheung, Gründerin des Putzkraftvermittlers Homejoy, stehen nicht die Fachkenntnisse im Vordergrund: „Wir erwarten eigenständige Denker. Du musst kreativ sein und Leidenschaft mitbringen.“ Als Vorteil der Techszene sieht sie, dass die Arbeitsplätze für Frauen innovativer und flexibler gestaltet seien.

Einzelunternehmen als das „neue Normal“

Die Individualisierung der Arbeitswelt beobachtet auch Jaleh Bisharat, Senior Vice President Marketing der Freelance-Portale Elance und oDesk. Die Vermittlung von Arbeitskräften sei ein Teil der Sharing Economy, der bisher unterschätzt worden sei, findet sie. Expertise sei ein wichtiges Gut und das Königtum der Konzerne verliere an Bedeutung. „Es geht nicht mehr um Jobsicherheit, sondern um Einkommenssicherheit, und Beschäftigungsfähigkeit statt fester Beschäftigung.“ Einzelunternehmen sind laut Bisharat „das neue Normal“.

Dass Konzerne sich den Veränderungen nicht verweigertern, betonte Lufthansa-Vorstand Simone Menne: „Als Konzern testen wir neue Dinge und Experimente bei kleinen Fluglinien. Funktionieren sie, so übernehmen wir sie konzernweit.“ Dafür habe das Unternehmen einen eigenen Innovationshub eingerichtet, bei dem Mitarbeiter auch auf externe Experten treffen.

„Quer denken“ empfahl Shane Snow, Gründer des Journalistenportals Contently, den Berufsinnovatoren. Statt Abkürzungen zu suchen empfahl er, „Smartcuts“ zu finden – also ein Ziel auf Umwegen zu erreichen. „Startups, die ihr Modell ein oder zwei mal über den Haufen werfen, haben eine höhere Chance, erfolgreich zu sein.“

Veranstalterin Steffi Czerny, die als brillante Netzwerkerin gilt, gab den DLDWomen-Besucherinnen mit auf den Weg, sich ständig auszutauschen und neue Menschen kennenzulernen: „Erzählt Eure Geschichte und lernt dabei voneinander.“

 

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Das war die DLDWomen 2014

Bild: © Hubert Burda Media / Picture Alliance