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parkplatz-apps Das Parkplatz-Paradies mit Palme und viel Platz gibt es eher selten in deutschen Innenstädten

Ganz schön frech, dieses Monkeyparking. Über die App des Startups werden öffentliche Parkplätze in San Francisco versteigert. Wer bereits auf einem Stellplatz steht, gibt ihn an den Meistbietenden ab – und streicht das Geld ein. Das Geschäftsmodell, welches das Startup „Social Parking“ nennt, hat allerdings nur kurze Zeit funktioniert, denn: Die Stadtverwaltung von San Francisco fand es gar nicht witzig. Sie schickte Monkeyparking eine Unterlassungserklärung.

Auf solch extreme Ideen kommen deutsche Parkplatz-Startups gar nicht erst, von der Parkplatznot in Städten möchten sie dennoch profitieren. Und das schon seit einiger Zeit. Trotzdem ist die Branche bisher nicht in Gang gekommen. Eine Menge deutscher Kunden findet das Bezahlen per Handy zu unsicher; andere bemängeln, dass es in den Apps nicht genügend Parkplätze gibt.

Tatsächlich: Im Gegensatz zu einigen Startups in den USA und UK, die mehrere Hunderttausend Parklücken in ihren Apps vereinen, verzeichnen deutsche Parksharing-Anbieter bislang nur wenige Tausend Parkplätze. Laut der Beratungsfirma Roland Berger sei das generierte Einkommen zudem gering: Es liege zwischen 100 und 300 Euro pro Stellplatz im Jahr. Allerdings wird moderates Wachstum vorausgesagt. Im Jahr 2020 solle der Umsatz der Portale in Deutschland bei 100 Millionen Euro liegen.

Obwohl es an der Umsetzung hapert, findet die Idee von Apps, die bei der Parkplatzsuche helfen, nach wie vor Anklang. Und: Es scheint sich etwas zu tun im deutschen Markt. Zwei Unternehmen im Sektor sind gerade in Gesprächen für Finanzierungsrunden, um größer zu werden. So groß, dass es sich endlich lohnt?

Ein Deal mit der EU

Eines der Unternehmen ist das Ende 2012 gegründete Kölner Startup Ampido, das über seine App private und gewerbliche Stellplätze vermittelt. Neben Geld von Business Angels, das bald hereinkommen soll, gibt es eine niedrige sechsstellige Summe von der EU. Innerhalb des EU-Projekts Grow Smarter wird das Startup zusammen mit der Stadt Köln versuchen, eine Software-basierte Lösung für die Parkplatznot zu finden.

Die öffentlichen Parklücken der Stadt sollen in die Ampido-App aufgenommen und darüber bezahlt werden können. Die neue Software soll dynamische Preise möglich machen: höhere Gebühren, wenn die Innenstadt voll ist und und niedrigere, wenn wenig los ist. Das soll eine Übersicht über vorhandene Parkplätze schaffen und diese besser auslasten. Nach oben hin werden Parkkosten gedeckelt sein.

Die Parkplatzsuche in Zahlen
Eine Studie eines Parkhaus-Anbieters ergibt: Ein deutscher Autofahrer braucht im Schnitt zehn Minuten, um eine freie Parklücke zu finden. Das kostet ihn 1,35 Euro, die Umwelt wird mit einem CO2-Ausstoß von 1,3 Kilogramm belastet. Ein Drittel aller Autofahrer in Städten seien welche, die einen freien Parkplatz suchten. Gleichzeitig wächst die Zahl der zugelassenen Autos in Deutschland laut Statista seit 1990 jährlich im Schnitt um drei Prozent.

Durch den EU-Deal könnte das Startup es schaffen, eine kritische Masse von Stellplätzen in seiner App zu vereinen. Mitgründer Yasotharan Pakasatharan hofft, dass die Kooperation mit der Stadt Ampido einen entscheidenden Vorteil verschaffen wird. Wenn die Entwicklung gut läuft, soll das Projekt auf Barcelona und Stockholm übertragen werden. Fünf weitere Städte könnten folgen. Bislang verzeichnet die App nach eigenen Angaben 3.000 Parkplätze, über 100.000 mal sei die App bisher heruntergeladen worden.

Wie genau Ampido mit den neuen Parkplätzen Geld verdienen wird, ist noch nicht sicher. „Wir stehen mit dem Projekt noch ganz am Anfang“, sagt Pakasatharan. Denkbar sei beispielsweise, dass die Kommunen für die Software zahlen oder weiterhin auf Provision pro vermitteltem Parkplatz gesetzt wird. Momentan liegt die Ampido-Provision bei 30 Prozent pro vermitteltem Parkplatz.

Ohne B2B geht’s nicht

Offenbar funktioniert es in der Branche ohne B2B nicht: Während Ampido, das als Parksharing-Marktführer in Deutschland gehandelt wird, nun ebenfalls die Kundenbasis erweitert, hat das Startup Parkpocket kürzlich sein B2C-Geschäft komplett eingestampft. Mitgründer und CEO Stefan Bader sagt: „Für Parksharing sehe ich in den nächsten zwei Jahren keine Chancen in Deutschland. Es gibt einfach nicht viele Leute, die ihren Parkplatz vermieten wollen“, sagt er.

Deswegen konzentriert sich das von Telefónica finanzierte Startup nun vollends auf sein B2B-Geschäft. Parkpocket sammelt Daten von gewerblichen Parkmöglichkeiten und will über seine neu gelaunchte App einen Preisvergleich und Navigation zum günstigsten freien Parkplatz ermöglichen. Die Daten verkauft das Startup als Lizenzpaket.

Freie Parkplätze am Straßenrand zeigt auch die Software des Berliner Startups Parktag an. Parktag ist neben Ampido das zweite Startup, das in Sondierungsgesprächen für eine Finanzierungsrunde steckt und konzentriert sich klar auf B2B. Die Software misst mit einem Algorithmus, wann ein Fahrer voraussichtlich eine Parklücke verlassen wird. Wie das funktioniert? Daten diverser Sensoren, die sich am Smartphone des Kunden befinden, werden berücksichtigt: Verändert sich die Höhe, auf welcher das Smartphone ist? Bricht die WLAN-Verbindung ab? Kombiniert werden diese Messdaten mit Verhaltensmustern der Nutzer. „So können wir ziemlich genau abschätzen, ob in fünf bis zehn Minuten ein Parkplatz frei wird“, sagt Gründer und CEO von Parktag Silvan Rath. Zudem wird angezeigt, ob ein Parkplatz vor weniger als fünf Minuten frei geworden ist.

Das Software-Development-Kit von Parktag wird als Whitelabel-Lösung an Park-Sharing-Firmen weiterverkauft. Über seine Kunden will Rath keine Auskunft geben. Ob die eigene App und das B2C-Geschäft noch intensiver voran getrieben werden sollen, ist noch offen. Fest steht, dass es bald eine persönliche Übergabefunktion à la Monkeyparking geben soll. Wie genau die aber funktionieren soll, will Rath noch nicht verraten.

High-Tech-Parken in deutschen Städten?

In Teilen hat Parktag eine Software, die Ampido nun erst entwickeln will. Doch die Prinzipe unterscheiden sich auch: Während Parktag anzeigt, wann ein Parkplatz frei wird oder geworden ist, bucht der Kunde bei Ampido eine feste Zeitspanne. So ist bei Ampido der Parkplatz sicher, allerdings muss der Fahrer rechtzeitig planen.

Möglicherweise setzt sich gar keins der Systeme durch und deutsche Städte nutzen irgendwann Hardware-basierte Lösungen, um der Parkplatznot Herr zu werden – wie die Stadt San Francisco. Dort wurden in einem Pilotprojekt Parkscheinautomaten ausgetauscht. Die neuen Automaten messen, wo Parkplätze frei werden. Ist ein Bereich überfüllt, steigen dort die Preise; ist es woanders leer, sinken sie dort. So sollen Parkplätze besser ausgelastet und die Suchzeit reduziert werden. Angeblich funktioniert das bisher gut. Doch solches High-Tech-Parken in deutschen Städten? Schwer vorstellbar. Vielleicht spricht dennoch schon bald Dein Parkscheinautomat mit Dir.

Bild: NamensnennungWeitergabe unter gleichen Bedingungen Bestimmte Rechte vorbehalten von Thomas Leth-Olsen