Erst jahrelang die Unibank drücken, um danach endlich zu gründen? Facebook-Investor Peter Thiel hält das für großen Quatsch und ermöglicht Teenagern mit seinem „20 under 20“-Stipendium, ihre unternehmerische Vision zu verwirklichen. Was haben die Fellows der letzten Jahre mit ihrem 100.000-Dollar-Stipendium bewirkt und warum sollten sich auch deutsche Tech-Talente bewerben?

Peter Thiel Fellows

Studenten: Opfer auf Lebenszeit?

Gewiss nicht jeder würde es so drastisch ausdrücken wie die deutsche Rapformation Antilopengang, die in ihrem Campus-Klassiker „Fick die Uni“ Studenten als „Opfer auf Lebenszeit“ bezeichnen – trotzdem schlägt Peter Thiel, seines Zeichens Facebook-Frühinvestor, Paypal-Gründer und Silicon-Valley-Urgestein mit seinem Stipendienprogramm „20 under 20“ in die selbe Kerbe.

Mit dem Peter Thiel Fellowship Programme rief der Tech-Investor 2011 zum erste Mal Teenager dazu auf, das Studium zu überspringen und mit Hilfe eines Stipendiums in Höhe von 100.000 Dollar pro Teilnehmer ein eigenes Tech-Projekt zu verwirklichen – „No strings attached“, das heißt ohne Anteile an Thiel abzutreten.
„In den USA ist der horrende Preis für eine gute universitäre Ausbildung eines der größten Probleme junger Visionäre“, erklärt Michael Gibson VP of Grants der Thiel Foundation. „Nicht selten müssen Studenten enorme Kredite aufnehmen, um einen Abschluss zu erreichen, was deren Chance eine eigene Firma zu gründen oder für ein Startup zu arbeiten drastisch verringert.“

Uni-Boykott: Hat Peter Thiel recht?

Vor wenigen Wochen zog die Huffington Post ein Resüme der letzten Stipendiaten-Generation und berichtete über deren Ergebnisse. Obwohl nur wenige der Stipendiaten ein festes Einkommen generieren, scheint sich Peter Thiels These doch zumindest teilweise zu bestätigen: James Proud, einer der Stipendiaten, entwickelte eine Plattform für Konzertempfehlungen und verkaufte diese für eine mindestens sechsstellige Summe.
Ein weiterer Fellow, Paul Gu, arbeitete zu Anfangs an einer E-Commerce-Lösung, bevor er eine Plattform entwickelte, die Wetten auf das zukünftige Einkommen von Studenten ermöglicht. Der 19-jährige Eden Full sammelte 260.000 US-Dollar Preisgeld für sein Energie-Social-Business ein und Gary Kurek startete mit GET Mobility Solutions eine Firma, die mobile Technologien Menschen mit körperlicher Behidnerung zugänglich machen will.
Von erfolgreichen College-Verweigerern sprechend, darf natürlich einer nicht fehlen. Pünktlich zum Start der 2012-Stipendiaten im Juni meldet sich Autodidakt, Napster-Gründer und Facebook-Shareholder Sean Parker zu Wort und erklärt: „Wenn du ein Entrepreneur werden möchtest, scheint die Universität ein ziemlich mieser Ort dafür geworden zu sein.“

Fellowship 2013 – Deutsche Teenager gesucht

Von Oktober bis Ende Dezember haben junge Tech-Talente unter 20 nun erneut die Chance, sich auf eines der Thiel-Stipendien zu bewerben. „Uns erreichen Bewerbungen aus den verschiedensten Teilen der Welt, viele aus Europa und auch einige aus Deutschland – in der aktuellen Runde haben wir jedoch keinen deutschen Fellow in unseren Reihen“, berichtet Michael Gibson.

„Das Problem horrender Studiengebühren betrifft die deutsche Universitätsausbildung nur geringfügig, trotzdem spielt neben der Idee auch das Ökosystem eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung einer visionären Idee. Das Silicon Valley als weltweit führender Startup-Hub birgt Zugang zu den besten Mitarbeitern und umfangreichsten finanziellen Ressourcen. Auch junge Deutsche sollten die Chance nutzen und nach Kalifornien kommen.“

Auch um die Eltern der jugendlichen Bewerber zu beruhigen betont Gibson, dass Stipendiaten – trotz aller Vorteile des Standortes – nicht verpflichtet sind ins Silicon Valley zu ziehen, da sie weltweit von einem umfangreichen Mentorennetzwerk betreut werden können.

Wer nun statt Astagekungel und Mensakreationen direkt in die Startupszene einsteigen möchte, kann sich unter www.thielfellowship.org für den Newsletter des Förderprogrammes eintragen und sich ab Oktober 2012 bewerben. Wer stattdessen doch erstmal das Studentenleben genießen möchte ist mit dem Gründerszene-Newsletter bestens bedient.

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Bildmaterial: Thiel Foundation