Dass Politik und Startups einen immer besseren Draht zueinander finden, hat sich in den vergangenen Wochen deutlich gezeigt. Regierung, Wirtschaftsminister, Berlins regierender Bürgermeister – alle trafen sich mit jungen Unternehmern und beteuerten ihr Interesse und ihre Unterstützung. Letzterer hörte sich nun auch direkte Startup-Belange an und will ganz konkrete Taten folgen lassen.

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Wowereit will Kontakte knüpfen

Er hatte es beim vergangenen Round Table versprochen, nun hat er es wahr gemacht: Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit traf sich Ende letzter Woche mit Vertretern des Berliner Startups Researchgate (www.researchgate.net) um ganz konkret darüber zu sprechen, woran es dem jungen Unternehmen noch fehlt. Im Fall von Ijad Madischs Forscherplattform sind es, so kam man am Freitag überein, hauptsächlich Kontakte.

Über zwei Millionen Nutzer hat das Netzwerk weltweit schon, und es besitzt nach eigenen Angaben auch bereits einen guten Draht zu namhaften Instituten etwa in den USA. Allein mit den Berliner Wissenschaftsinstitutionen wie etwa dem Max-Delbrück-Centrum, den Max-Planck-Instituten oder der Charité stelle sich der Austausch bislang noch schwierig dar.

Genau hier will Wowereit aushelfen und die eine oder andere Tür aufstoßen. Er wolle „die Old und die New Economy zusammenbringen“, ließ der Regierende Bürgermeister nach dem Gespräch vollmundig verlauten. Derzeit herrsche bei der Startup-Szene oft noch eine gewisse Sprachlosigkeit gegenüber der Politik und anderen Wirtschaftsbranchen. Das müsse geändert werden, schließlich gehe heute „doch ohne IT nichts mehr in der Industrie“. Startups stellten einen immer wichtiger werdenden Wirtschaftsfaktor dar und lieferten Ideen für etablierte Unternehmen, wusste Wowereit zu brillieren.

Weiterer Dialog notwendig

Dass mit Matt Cohler – einem der ersten Facebook-Mitarbeiter – auch ein namhafter US-Investor mit von der Partie war, verdeutliche die zukünftige Rolle im weltweiten Startup-Ökosystem. Berlin stehe bereits jetzt neben dem Silicon Valley und London als Startup-Hotspot da – mit allen Ambitionen und Möglichkeiten, das nächste Facebook oder Google hervorzubringen, wie Madisch im Nachgang ergänzte. Cohlers Unternehmen Benchmark Capital (www.benchmark.com) selbst habe ihm die Entscheidung überlassen, ob sein Unternehmen in Berlin oder der US-amerikanischen Westküste angesiedelt werden solle. Die Gründe für seine Entscheidung hatte Madisch schon im Gründerszene-Interview genannt.

Mit dem jüngsten Startup-Gespräch hat der Berliner Bürgermeister gezeigt, dass es ihm mit seinem Interesse an der Startup-Szene wohl nicht nur um „gute Presse“ ging. Nun muss er Taten folgen lassen. Kontakte zu Wirtschaftsunternehmen und anderen Institutionen mögen zwar nicht aus den Augen aller Jungunternehmen ein besonders verlockendes Ergebnis sein. Allerdings sollte der Kanal in die „Old Economy“ nicht leichtfertig unterschätzt werden. Und vielleicht hat der Regierende ja auch noch andere Ideen auf Lager. Auf ein Gespräch sollte es dabei sicherlich jedes Startup ankommen lassen.