Die nuventura-Gründer v.l.n.r Manjunath Ramesh, Dr.-Ing Fabian Lemke und Nikolaus Thomale.

Die Möglichkeiten zur Weltverbesserung scheinen endlos. Wo anfangen beim Kampf gegen den Klimawandel? Beim Essen, Reisen oder Arbeiten? Das alles sind gute Ansätze, doch eigentlich kann man schon viel früher einsteigen. Eine Baustelle, die den Klimawandel befeuert, ist und bleibt die Stromerzeugung und -verteilung. Denn hier werden noch immer Unmengen an Ressourcen aufgebracht, um uns das elektrische Gold in die Wohnungen zu schleusen. Startups wie nuventura setzen genau hier an. Ihre Technologie macht das schädlichste Treibhausgas und somit einen großen Schurken bei der Umweltverschmutzung – das Schwefelhexafluorid, kurz SF6 – überflüssig. Die Ideen: Sie ersetzen das Gas mittels smarter Technologie durch Luft und schaffen so bei gleicher Leistung klimafreundlichere Ergebnisse.

Was es bedeutet, als grüne Gründer durchzustarten, welche Motivation das Team antreibt und wen sie bereits von ihrer Idee überzeugen konnten, berichtet Fabian Lemke im Interview.

Fabian, wolltest du schon immer die Welt verbessern? Oder gab es einen Augenblick, an dem du wusstest, dass du etwas für die Welt tun und einen Beitrag leisten willst?

„Wollte ich schon immer die Welt verbessern? Um ehrlich zu sein: nein. Das war ein Entwicklungsprozess. Ich glaube, insbesondere meine Generation – ich bin jetzt 37 – ist sehr egoistisch erzogen worden. Ich wurde mit dem Denken geprägt, dass mein Fortkommen, mein Beruf, meine Karriere, etwas ist, das ich verfolgen soll. Erst später habe ich in dieser Hinsicht einen Wandlungsprozess vollzogen. Verändert hat meinen Denken vor allem die Tatsache, dass ich Vater geworden bin. Durch dieses sehr emotionale Ereignis schaut man plötzlich ganz anders auf die Welt und fragt sich, was bleibt, wenn man nicht mehr da ist. Das war ein ganz wichtiger Punkt für mich. Darin finde ich meine Motivation. Wir müssen es schaffen, auch noch für unsere Kinder eine kostbare Welt zu hinterlassen – artenreich, schön und lebenswert.”

Was motiviert dich an deiner Arbeit?

„Es motiviert mich ganz besonders, dass wir einen echten Impact haben können. Ich glaube, es gibt eine ganze Menge Unternehmen, die mittlerweile im Bereich Climate Tech oder nachhaltige Technologien arbeiten. Wir heben uns ab, indem wir eine ganz spezifische Lösung für ein ganz spezifisches Problem liefern und daher ist der Beitrag, den wir leisten können, gut quantifizierbar. Das motiviert mich total. Als Hardware-Unternehmen können wir die direkten Resultate unserer Arbeit sehen. Ich bin selbst Ingenieur und auch wenn ich bei nuventura in einem anderen Bereich arbeite, bin ich im Herzen Ingenieur geblieben. Es macht total Spaß an einer so großen Lösung zu arbeiten und die Technologie an dieser Stelle sehr viel besser zu machen.”

Was ist bisher euer größter Erfolg?

„Unser bisher größter Erfolg ist sicherlich, dass wir mit innogy und Westnetz zusammen einen Test unserer Technologie machen konnten und im Zuge dessen EON als unseren Partner gewinnen konnten. Es ist selten, dass man in dieser Phase so ein großes Unternehmen davon überzeugen kann, mit einem jungen Startup zusammenzuarbeiten. Ich bin der festen Überzeugung, dass EON uns ernst nimmt und uns wirklich fördern will. Das ist ein sehr großer Erfolg. Gerade stehen wir kurz vor dem Abschluss unserer Zertifizierung und Typprüfung – in zwei Monaten wird das unser größter Erfolg sein, denn es bedeutet, dass wir kommerziell ein Produkt anbieten können.”

Musstet ihr auch Rückschläge einstecken?

„Natürlich. Zuallererst technische Rückschläge. Ich muss gestehen, dass wir unseren Zeitplan mehrere Male anpassen mussten. Dabei haben wir viel gelernt. Eine Lösung im Labor ist beispielsweise einfacher als ein Prototyp, was wiederum einfacher ist als eine industrielle Lösung bei gleichbleibender Qualität. Diese Schritte mussten wir auch gehen. Rückschläge entstehen dann vor allem, weil man glaubt, man wäre nah am Ziel und es dann doch nicht ist.”

Was wollt ihr mit eurem Unternehmen noch erreichen? Was ist eure Vision?

„Die Vision ist im Grunde der Nachweis, dass ein kompletter Ausstieg aus SF6 möglich ist – und zwar auf allen Ebenen. Beweisen, dass es möglich und auch wirtschaftlich ist. Wenn wir das erreichen, haben wir auf dem Weg dahin ein tolles, rentables und profitables Unternehmen aufgebaut. Damit haben wir dann eine ganze Menge erreicht. Das ist natürlich noch ein ganzes Stückchen bis alles global ausgerollt werden kann. Natürlich wollen wir damit auch eine Vorbildfunktion einnehmen. Das ist für mich eine Grundbedingung.”

Würdest du sagen, dass es grüne Gründer schwerer haben als andere?

„Ich würde da nicht so sehr einen Unterschied zwischen grün und nicht grün machen. Es ist momentan ein gewisser Trend zu beobachten, hin zu nachhaltigen Technologien und Modellen. Schwer haben es im Grunde die, die im Bereich Hardware-Lösungen unterwegs sind. Weil wir da eine andere Chancen-Risiken-Verteilung als im Software-Markt vorliegen haben. Auch aufgrund des sehr hohen Investitionsbedarfs bei Hardware und das gilt genauso für grüne als auch für andere Hardware. Dafür gibt es kein wirklich gutes Ökosystem in Deutschland. Das machen andere besser.”

Ihr habt die Postcode Lotteries Green Challenge 2019 als Runner-up und damit 200.000 Euro und ein sechsmonatiges Experten-Coaching gewonnen. Was hat sich seitdem für nuventura verändert?

„Es ist für uns erst einmal ein großer Erfolg aus Marketing-Sicht und hat sich in vielerlei Hinsicht ausgezahlt. Im Recruiting ist es beispielsweise für uns viel einfacher Mitarbeiter zu gewinnen, weil sie dadurch auch in gewisser Weise eine externe Validierung unseres Ansatzes, unseres Unternehmens sehen. Durch den Gewinn, den wir erhalten haben, haben wir die Möglichkeit in Bereiche zu investieren, die bisschen langfristiger orientiert sind und die nicht direkt Teil unseres sehr engen Businessplans waren.

Das Experten-Coaching war für mich persönlich echt lehrreich, weil ich mir seit langer Zeit mal wieder etwas Zeit nehmen konnte, um auch mich selbst weiterzuentwickeln. Das kommt leider meistens etwas zu kurz, weil man als Gründer wie wir permanent versucht, das Unternehmen weiter zu bringen. Da hat man sehr wenig Zeit an sich selber zu arbeiten und das wurde dadurch ein bisschen getriggert. Das tat natürlich dem Unternehmen wiederum gut, weil wir dadurch Maßnahmen ergriffen haben, die wir sonst so in der Form vielleicht nicht ergriffen und gesehen hätten, weil wir nicht so in der Form reflektiert hätten. Von daher war das für mich eine extrem positive Erfahrung.”


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Welche Tipps würdest du nach deiner eigenen Erfahrung Gründern geben, die auch ein grünes Startup gegründet haben oder noch gründen wollen?

„Ich glaube, man muss manchmal der Wahrheit ein bisschen ins Auge sehen. Es gibt viele gute Ideen, die vielleicht auch inhaltlich Sinn machen, für die es aber auf dem Markt keinen Bedarf gibt. Das ist manchmal leider hart, aber dann muss man sich auch der Wahrheit stellen und sich fragen, ob es Sinn macht, dem weiter zu folgen. Grüne Gründer sollten von ihrem Tun sehr überzeugt sein, weil sie immer etwas außerhalb der Norm agieren. Es ist besonders wichtig, darauf zu achten, dass es einen Bedarf für das Produkt oder die Dienstleistung gibt, weil sonst sehr schnell zwei bis drei Jahre an nicht umsetzbaren Ideen verloren gehen.

Als Gründer sind Netzwerke das A und O – wer kein Netzwerk hat, der wird es verdammt schwer haben seine ersten Sales zu machen, Investoren zu finden oder sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Netzwerke sind daher total wichtig und nicht zu unterschätzen.

Als Tipp zum Netzwerken kann ich nur sagen: Anderen helfen. Das ist eigentlich das Beste. Wenn man sich ein Netzwerk aufbaut und anderen Menschen hilft, dann bekommt man immer etwas zurück und Zugang zu neuen Personen oder auch neue Insights. Darüber baut man sich dann langsam ein eigenes Netzwerk auf. Ich glaube, wenn man zu strategisch vorgeht und sich immer mehr rauszieht als man reinsteckt, dann trägt man nicht wirklich zu einem Netzwerk bei und wird auch nicht Teil des Netzwerks. Daher: Anfangen anderen zu helfen, auf Events gehen und generell Kontakte knüpfen.”

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Artikelbild: nuventura ©Anna Daki