Non-profit? Kapital brauchen Startups dennoch

Startups sind ein internationaler Megatrend des 21. Jahrhunderts. Und viele Gründer nehmen sich einer der größten globalen Herausforderungen an: der geringen Nachhaltigkeit unserer Verpackungen, Mobilität oder unseres Konsums. Vorrangiges Ziel ist dann nicht die Skalierbarkeit oder ein möglichst hoher Gewinn am Ende des Geschäftsjahres, sondern das gute Gefühl, etwas für die Zukunft unserer Planeten getan zu haben. Doch Geld regiert die Welt. Auch non-profit Startups müssen sich finanzieren und sollten daher ein Auge auf den Markt haben, in dem sie überleben müssen.

Jah Ying Chung weiß, was das bedeutet: Mit zehn Jahren startete sie ihr erstes Business. Seitdem hat sie nicht nur Umweltkampagnen und soziale Projekte für die Klimaschutzbewegung NGO 350.org gestartet, sondern auch Launchpilots gegründet – eine Online-Plattform, die Studierende und Unternehmen zusammenbringt. Auf der Asia-Pacific Week spricht sie darüber, wie man ein non-profit Startup aufbaut. Warum auch sie einen Markt brauchen und welche Auswirkungen das Geschlecht auf den Geschäftserfolg haben kann, erklärt die Gründerin vorab im Interview.


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Jah Ying Chung, Social Startups oder solche, die sich um nachhaltige Lösungen bemühen, sind nicht unbedingt profitabel oder skalierbar. Können solche Konzepte dennoch erfolgreich sein?

„Ich denke, hier gibt es zwei wesentliche Dinge zu beachten: das Unternehmen und den Markt. Ich möchte meinen Schwerpunkt auf letzteren legen. Denn ob ein Unternehmen rentabel ist, hängt vor allem von seinen Unternehmenswerten und Geschäftsgrundsätzen ab. Das ist jedoch nicht spezifisch für soziale oder non-profit Startups – es ist etwas, das jedes Unternehmen beachten muss. Meiner Erfahrung nach haben Gründer eines solchen Startups aber häufig von vornherein einen non-profit Background, aus dem heraus sie dann eine Geschäftsidee entwickeln.

Ob ein non-profit Startup tatsächlich nachhaltigen Erfolg haben wird, hängt meiner Erfahrung nach hauptsächlich von der Reife des Marktes ab, in dem das Startup verortet ist. Ein einfaches Beispiel: Ein Gründer, der ein Problem im Bereich des nachhaltigen Lebensstils lösen will, kann viel eher Profitabilität erzielen als jemand, der etwas im Bereich der KI-Sicherheit erreichen möchte. Denn die Bereitschaft des Marktes, das heißt der Konsumenten, neue Ideen oder Werte zu akzeptieren, ist der Knackpunkt, wenn es darum geht, wie wahrscheinlich ein Startup erfolgreich sein wird.“

Dann ist die Bereitschaft des Marktes für dich ebenso entscheidend wie die Innovation der Ideen?

„Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass die Marktreife ein Schlüsselfaktor bei der Entscheidung sein sollte, welche Art von Finanzierungsmodell verwendet werden soll, wenn man an einem sozialen oder gesellschaftlichen Problem arbeitet.

Hierzu ein weiteres Beispiel: Wenn wir uns „profitable“ CleanTech-Unternehmen ansehen, dann vernachlässigen wir oft, worauf ihre Rentabilität zuerst basiert: auf Forschungs- und Industriezuschüssen von akademischen und staatlichen Institutionen, insbesondere in den Anfängen des Marktes. Auch das kann also ein Weg sein, der für Jungunternehmer zu einem erfolgreichen Startup führt.“


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Viele Statistiken behaupten, dass auch das Geschlecht des Gründers den Erfolg eines Startups beeinflusst. Was sind deiner Meinung nach die Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Gründern?

„Es mag aufschlussreich sein, sich statistische Analysen zu diesem Vergleich anzusehen, aber persönlich glaube ich nicht, dass das Geschlecht ein Schlüsselfaktor für Erfolg ist. Wenn ich Gründer kategorisiere, verwende ich Archetypen, etwa visionäre Gründer oder solche, die sehr künstlerisch veranlagt sind. Ich stelle immer wieder fest, dass sich diese Persönlichkeitstypen über alle Geschlechter hinweg manifestieren.

Spezifische Unterschiede zwischen den Geschlechtern lassen sich vielmehr auf die verschiedenen sozialen Erwartungen und den gesellschaftlichen Druck zurückführen, womit Gründer weiblichen und männlichen Geschlechts immer wieder konfrontiert werden. Wie der Einzelne jedoch damit umgeht, ist individuell und von der jeweiligen Persönlichkeit, weniger dem Geschlecht abhängig.“

Nicht einmal jeder fünfte Entrepreneur ist weiblich; in Asien ist die Rate sogar noch niedriger. Welche gesellschaftlichen Strukturen müssten sich ändern, um mehr Frauen zum Gründen zu bewegen?

„Meiner Meinung nach ist dies in Asien sehr unterschiedlich ausgeprägt. Ich denke aber, es müsste eine viel stärkere Auseinandersetzung mit den sozialen Normen und Praktiken, aber auch der Politik und Gesetzgebung stattfinden, die dazu führen, dass bestimmte Geschlechter gegenüber anderen eindeutig benachteiligt sind.“

Können heutige Gründerinnen aktiv etwas zu dieser Auseinandersetzung beitragen?

„Zwar bin ich mir sehr bewusst, dass ich nur ein einzelnes Individuum bin und meine Erfahrungen stark voreingenommen sind – ich denke aber, die Erfahrungen von Frauen, die bereits florierende Unternehmen in Asien führen, müssten viel stärker in den Fokus rücken. Welche Herausforderungen mussten sie auf ihrem Weg meistern? Mit welchen Hindernissen wurden sie aufgrund ihres Geschlechts konfrontiert? Und wie würden sie sich die soziale Umwelt, Gesellschaft und Politik wünschen, wenn sie ihr Geschäft erneut aufbauen müssten?“


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Ab auf die Asia-Pacific Week: Vernetzen, voneinander lernen, durchstarten!

Wissen teilen, den Austausch fördern und Partnerschaften stiften – das ist das Ziel der Asia-Pacific Week. Vom 13. bis 19. Mai 2019 liegt der Fokus auf Startups, deren Ökosystemen und ihren Innovationen. Junge und etablierte Unternehmen aus Wirtschaft und Industrie tauschen sich über die wichtigsten Trends der Industrie 4.0 aus, sei es Blockchain, Healthcare oder AI. Immer im Blick: Wie können gemeinsame Projekte und Partnerschaften gestiftet werden?

Neben Jah Ying Chung, die auf der Asia-Pacific Week darüber spricht, wie non-profit Startups aufgebaut werden können, erwartet die Besucher am 13. Mai die Conference of Innovation und am 14. Mai die Connecting Startup Cities Conference. Außerdem bietet der Embassy Day am 15. Mai Gründern, Investoren und Wissenschaftlern gezielt eine Plattform der Vernetzung und des Kennenlernens der unterschiedlichen Kulturen.

Artikelbild: Unsplash