Bisher waren SAP und Telekom nicht Teil der Entwicklungsstrategie bei der Corona-App.
Bisher waren SAP und Telekom nicht Teil der Entwicklungsstrategie bei der Corona-App.

Im Ringen um eine Corona-App zur Eindämmung der Pandemie setzt die Bundesregierung nun auf die Hilfe der beiden deutschen Großkonzerne SAP und Telekom. Nach Streitigkeiten um Zuständigkeiten und Speichervarianten sollen die beiden Dax-Unternehmen die App „entwickeln und zur Marktreife bringen“, teilten Bundeskanzleramt sowie das Gesundheits- und Innenministerium am Dienstag gemeinsam mit.

Als Berater fungierten die Fraunhofer-Gesellschaft und das Helmholtz-Institut CISPA. Bereits jetzt hinken alle Beteiligten dem ursprünglichen Zeitplan hinterher, der die Einführung der Anwendung zur Identifizierung von Kontakten Infizierter für Mitte April vorsah – und damit zeitgleich mit den ersten Lockerungen der Kontaktsperren. 

In welcher Geschwindigkeit SAP und Telekom die App entwickeln können, war zunächst unklar. Letztlich soll die Anwendung vom Robert-Koch-Institut herausgegeben werden. Dieses hat bereits eine Datenspende-App auf dem Markt, die auf freiwilliger Basis Informationen von Fitnesstrackern und Smartwatches nutzt und inzwischen auf fast eine halbe Million Teilnehmer kommt.

Industrieverband mahnt zur Eile

SAP wie auch Telekom waren bisher nicht Teil der Entwicklung. Stattdessen stand die Bundesregierung lange hinter der Arbeit der Initiative Pepp-PT, die allerdings in Deutschland einen zentralen Speicheransatz verfolgte, bei dem ein Abgleich der Daten über einen zentral verwalteten Server erfolgen sollte. Diesem verweigerten sich jedoch aus Datenschutzgründen die beiden US-Technologieriesen Apple und Google. Deren Mitarbeit ist jedoch für die Interoperabilität und akkufreundliche Funktionsfähigkeit der Bluetooth-Technologie von Nöten. Letztlich vollzog die Bundesregierung am Wochenende eine Kehrtwende, wandte sich von Pepp-PT ab – und damit einer vom Heinrich-Hertz-Institut und dem Robert-Koch-Institut selbst entwickelten App. Nun sollen die Kontakte nur noch lokal auf den Handys gespeichert werden.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mahnte zur Eile. „Es muss jetzt darum gehen, eine App schnellstmöglich verfügbar zu machen, damit der wirtschaftliche Wiedereintritt des Industrielands Deutschland zügig gelingt. Jeder weitere Tag Stillstand stellt die deutsche Wirtschaft vor massive Herausforderungen“, sagte Iris Plöger, Mitglied der Hauptgeschäftsführung. Noch am Dienstag wollten die EU-Innenminister über eine gemeinsame Linie bei den Corona-Apps beraten. Bereits zuvor hieß es, auf die Interoperabilität mit anderen europäischen Lösungen solle geachtet werden.

Bild: SOPA Images / Getty Images