Ein Gympass-Mitglied checkt sich bei einem Fitnessstudio ein.

In seiner aktuellen Finanzierungsrunde hat der Fitnessanbieter Gympass umgerechnet rund 267 Millionen Euro (300 Millionen US-Dollar) eingesammelt. Investoren wie Softbank und Atomico haben das brasilianische Tech-Unternehmen mit über einer Milliarde US-Dollar bewertet – Unicorn-Status.

Der Brasilianer Cesar Carvalho hat Gympass 2012 gemeinsam mit Vinicius Ferriani und João Thayro in São Paulo gegründet und den Hauptsitz im vergangenen Jahr nach New York verlagert. Ähnlich wie Urban Sports Club und das US-amerikanische Classpass können Nutzer an Sportangeboten von verschiedenen Partnern teilnehmen, ohne in den jeweiligen Studios Mitglied zu sein. Eine Art universelle Zugangskarte also. Gympass unterscheidet sich von den anderen beiden aber dahingehend, dass die Kunden ausschließlich Konzerne sind.

Gympass-CEO Cesar Carvalho

Das brasilianische Portal will gezielt Unternehmen mit mindestens 1.000 Angestellten ansprechen, die ihre Büros in mehreren Städten oder gar Ländern haben. In Deutschland zählt auch der Mittelstand zu den Kunden, beispielsweise Flixbus, die Unternehmensberatung Deloitte und der Versicherer Allianz. „Es ist insofern eine Nische, dass wir uns ausschließlich auf den B2B-Bereich fokussieren und somit nicht den gesamten Markt ansprechen“, sagt Gründer Carvalho im Gespräch mit Gründerszene. „Wenn man sich aber die mögliche Größe unserer Zielgruppe anguckt, ist Gympass wiederum doch keine Nische.“

Gympass setzt auf große Unternehmen als Kunden, „weil sie Einfluss auf ihre Mitarbeiter und Reichweite haben“, sagt der Harvard-Alumni Carvalho. Etwa 20 bis 50 Prozent der Angestellten würden sich für das Fitnessangebot registrieren. Wechseln sie den Job, hilft das Startup dabei, dass sie auch ihren neuen Arbeitgeber dazu bringen, Partner zu werden. 

„Deutschland wird in Europa bald unser stärkster Markt sein“

Die Konzerne zahlen eine monatliche Gebühr, um das Fitnessportal für ihre Mitarbeiter anbieten zu können. Für die Firmenkunden habe das den Vorteil, dass sie ihren Angestellten einen Mehrwert bieten können, sagt Carvalho. Die Angestellten zahlen dann noch einmal für ihre monatliche Mitgliedschaft. Je nach Paketgröße variieren die Auswahl der Partnereinrichtungen und dementsprechend die Kosten für Gympass. Anders als bei Urban Sports Club und Classpass können Gympass-Kunden das Angebot aber nur einmal täglich nutzen. Wie viel das Unternehmen für seine Fitnesskarte und das Firmenabo verlangt, wollen die Chefs nicht sagen. Für die teilnehmenden Sportstudios bedeutet Gympass eine zusätzliche Einnahmequelle. Die Fitnesscenter erhalten von dem brasilianischen Unternehmen eine Provision, die von den jeweiligen Kursgebühren abhängt.

Das Startup ist weltweit in 15 Ländern aktiv und zählt mehr als 2.000 Firmenkunden. Brasilien ist der stärkste Markt. Wie viele Unternehmen und Mitglieder Gympass in Deutschland nutzen, möchte der CEO aber nicht sagen. Laut Europachef Michel Davidovich ist die Anzahl der Firmen mit deutscher Niederlassung dreistellig: „Deutschland wird in Europa bald unser stärkster Markt sein.“ Rund 2.200 Einrichtungen in der Bundesrepublik bieten Kurse für Gympass-Nutzer an. Der Berliner Anbieter Urban Sports Club zählt in Deutschland nach eigenen Angaben etwa 4.200 Studios und eine sechsstellige Anzahl an Mitgliedern.

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Bild: Gympass