Nannten ihr 2015 gegründetes Startup Massagio Anfang dieses Jahres in Wellnow um: Enno Kuntze (links) und Alexander Freitag 

Geschäftskunden waren für sie anfangs noch Nebensache. Seit 2015 vermittelten Enno Kuntze und Alexander Freitag Massagetherapeuten vor allem an Privatleute – und betreuten auf kleiner Flamme auch Unternehmen. Jetzt wollen sich die Gründer nur noch um das B2B-Geschäft kümmern. Nach der Umbenennung des Startups von Massagio in Wellnow Anfang dieses Jahres folgt also auch die inhaltliche Überarbeitung. Warum? 

Die Kosten für die Akquise neuer Kunden habe im B2C-Bereich in „keinem gesunden Verhältnis“ zu den Wiederbuchungsraten gestanden, erklärt Mitgründer Kuntze im Gründerszene-Gespräch: „Eine Massage ist etwas, das man sich mal gönnt, viele dann aber so schnell nicht wiederholen“, so der Mitgründer. Der neue Geschäftskern ist aus seiner Sicht besser skalierbar: „In der betrieblichen Gesundheitsförderung sehen wir ein enormes Marktpotenzial. Allein bei uns ist das Segment in den vergangenen sechs Monat um knapp 100 Prozent gewachsen.“ Obwohl man sie lange „stiefmütterlich“ behandelt habe, habe Wellnow mit seinen Firmenkunden zuletzt 50 Prozent der Umsätze erzielt. Auch deshalb habe man sich zur Neuausrichtung entschieden.

Im Umkehrschluss bedeutet das für das Berliner Startup, dass es mit einem Schlag auf 50 Prozent seiner Einnahmen verzichten muss. Zuletzt seien pro Monat zwischen 1.000 und 2.000 Termine an Privatkunden vermittelt worden. Kuntze gibt an, dass sich die monatlichen Umsätze von Wellnow jetzt „wieder im niedrigen sechsstelligen Bereich“ bewegten. „Das tut schon ein bisschen weh. Aber das gehört bei schwierigen Entscheidungen dazu“, kommentiert er. Auch personell hat der Schritt Konsequenzen: „Es hat ein paar Kollegen getroffen, die im Telefonservice für Privatkunden gearbeitet haben“, gibt Kuntze an. Vorher hätten etwa 35 Personen in der Wellnow-Zentrale gearbeitet, nun seien es „zwischen 25 und 30“. Das Startup wolle jetzt bis spätestens Ende 2019 profitabel arbeiten.

Investoren stehen „geschlossen hinter der Entscheidung“

Über einen Onlinekalender des Startups können sich Angestellte einen Therapeuten ins Büro bestellen und sich von ihm massieren lassen. Wellnow zählt etwa Lufthansa und Salesforce zu seinen Kunden, sie beteiligen sich meist prozentual an den Kosten der Massage. Insgesamt kostet sie zwischen 50 und 60 Euro pro Stunde. Wellnow stellt die Rechnungen und betreut die Kunden. Dafür bezieht es eine Gebühr von etwa 25 Prozent.

Zum Gesellschafterkreis von Wellnow gehören unter anderem Tengelmann Ventures  und Axel Springer. Obwohl sie ursprünglich in ein B2C-Modell investierten, stünden die Investoren „geschlossen hinter der Neuausrichtung“, sagt Kuntze. Man habe den Schritt mit den Gesellschaftern vor etwa drei Monaten diskutiert. Die Kunden und rund 1.000 für Wellnow aktive, selbstständige Therapeuten in Deutschland und Österreich habe man Mitte November per Mail über die bevorstehende Abwicklung des B2C-Zweigs informiert. 

Ein anderes Startup aus dem On-Demand-Markt gab Mitte dieses Jahres bekannt, sich aus dem Privatkundengeschäft zurückziehen zu wollen: Book a Tiger. Auf der Webseite des Unternehmens lassen sich Putzkräfte aber nach wie vor für Privathaushalte buchen. Bei Wellnow ist das nicht mehr möglich. 

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Bild: Wellnow; Hinweis: Axel Springer ist Gesellschafter der Business Insider Deutschland GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zu Business Insider findet ihr hier: www.businessinsider.de/informationen/impressum