Einmal Startup, immer Startup

Mit dem Start von 7Moments wollen die Gründer Stefan Kellner, Markus Angermeier und David Linner ein Zeichen für mehr Privatheit beim Foto-Sharing setzen. Das junge Berliner Startup bietet seinen Nutzern eine Plattform, die im Web und auch mobil den Austausch von Fotos ermöglicht. Gründerszene sprach mit dem ehemaligen Plazes-Gründer Stefan Kellner vor einiger Zeit über seine Liebe zu Startups und Fotos, die große Konkurrenz für 7Moments auf dem Fotomarkt, das richtige Timing für Investoren und die Entwicklung der Internetszene.

Stefan Kellner ist der Internetszene schon seit 1994 treu. Er erlebte die New-Economy-Zeiten mit, den Crash danach und den Anfang dessen, was man später Web 2.0 nannte. 2004 gründete er mit dem Amen-Macher Felix Petersen Plazes, 2008 kam es zum Exit an Nokia. Jetzt ist Stefan Kellner zusammen mit seinen Mitgründern David Linner und Markus Angermeier und der Bilder-Seite für private Alben, 7Moments (www.7Moments.com), zurück in der Startup-Welt.

Mit dem Launch steht der Service nun im Web und als iPhone-App zur Verfügung. Nutzer können bei 7Moments private Fotoalben anlegen, Teilnehmer einladen und in kleinen Gruppen Fotos austauschen, kommentieren und bewerten.

Stefan, Du entwickelst Deine Schwarzweiß-Filme noch immer selbst im Badezimmer. Woher kommt die Liebe zur Fotos? Aus Deiner Zeit bei AgfaPhoto?

Nein, diese Liebe ist älter. Ich beschäftige mich seit meiner Kindheit mit Fotografie und das Thema hat mich immer begleitet. Ich habe eine Menge Kameras und mache auch noch analoge Fotografie. Ich war 2004 für ein paar Monate bei AgfaPhoto als Interims-Manager und musste mit ansehen, wie die Firma in die Insolvenz schlittert. Leider haben die meisten Fotofirmen aus der analogen Zeit den Wandel nicht überlebt.

„Es kommt ja nicht so sehr darauf an, welche Features der eine oder andere Service anbietet, sondern wer mein Problem am besten löst.“

Wenn man 7Moments glaubt, sind Bilder eigentlich etwas sehr Privates, was und wer genau steckt hinter der Idee von 7Moments?

Die meisten Bilder sind privat, das ist ja der Normalfall. Wir wollen den Leuten ein Tool an die Hand geben, mit dem sie private Momente mit ihren Freunden und der Familie teilen können. Unter Teilen verstehen wir nicht das, was die meisten von uns bei Facebook oder mit Instagram machen: Bilder veröffentlichen in der Hoffnung, dass es jemand zufällig mitbekommt. Das Teilen von Momenten ist etwas sehr Persönliches und wir alle haben verschiedene soziale Netzwerke, in denen wir uns bewegen: Eltern, Kollegen, Sportsfreunde etcetera. 7Moments ermöglicht es uns, einfach und ad-hoc mit diesen Menschen Fotos zu teilen.

Die Gründer von 7Moments sind David Linner, Markus Angermeier und ich. David kümmert sich um die Technik, Markus um das Interface und ich um die Strategie. Wir alle programmieren und arbeiten am Produkt. Daneben beschäftigen wir auch ein paar Studenten.

Markus, David und Du – wo habt ihr Euch kennengelernt?

Ich kenne Markus seit einigen Jahren, wir haben bereits bei Plazes zusammengearbeitet. David lernte ich letztes Jahr über einen gemeinsamen Bekannten kennen.

Flickr, Facebook, EyeEm, Dropbox, myAlbum, Instagram, & Co – die Liste der Foto-Seiten und Apps ist lang. Wieso jetzt noch 7Moments? Teilweise gibt es schon Angebote für private Fotoalben.

Fotos sind das emotional stärkste Objekt im Netz, klar, dass sich sehr viele damit beschäftigen. Es kommt ja nicht so sehr darauf an, welche Features der eine oder andere Service anbietet, sondern wer mein Problem am besten löst. Flickr legt den Fokus auf Community, Foto-Jounalismus und Kunst, EyeEm auf Mobile, Tagging und Location, bei Dropbox geht es um Files…. Und 7Moments löst das Problem des Private-Photo-Sharing am besten. Ich selbst kenne fast alle Fotosharing-Dienste und benutze beispielsweise Flickr schon seit 2004 für praktische all meine Fotos, war aber immer unzufrieden mit den privaten Features.

„Bis das Produkt bei den Usern funktioniert, braucht man Geduld und Zeit. Und beides haben die meisten Investoren in Europa nicht.“

Du bist der Internetszene bereits lange treu. 2004 hast Du mit Felix Petersen Plazes gegründet, 2008 kam es zum Exit. Danach warst Du bei Nokia. Wieso jetzt wieder ein Startup?

Ich musste dieses Thema angehen, weil es mir schon lange am Herzen liegt. Ein Startup ist eine aufregende Sache und macht jede Menge Spaß. Die meisten Unternehmer, dich ich kenne, können damit nicht aufhören.

Plant ihr noch eine Fremdfinanzierung aufzunehmen?

Auf jeden Fall. Am Anfang eines Startups ist es sehr gesund, ohne fremdes Geld auszukommen. Vor allem, wenn man kein Copy-Cat macht, sondern ein neues Produkt entwickelt. Bis das Produkt bei den Usern funktioniert, braucht man Geduld und Zeit. Und beides haben die meisten Investoren in Europa nicht. Sobald man eine finanziert ist, steht man unter enormem Erfolgsdruck. Gut, wenn mann man dann schon seine Hausaufgaben gemacht hat.

Du kennst die Internetszene bereits über zehn Jahre. Was ist geblieben, was hat sich geändert?

Ich mache seit 1994 Internet-Projekte und bin immer noch so begeistert wie bei meiner ersten Online-Verbindung. Ich habe die New-Economy-Zeiten miterlebt, den Crash danach und den Anfang dessen, was man später Web 2.0 nannte. Dienste kommen und gehen. Was bleibt, ist der Wandel und die enormen Möglichkeiten, die das Internet zu jeder Zeit bietet.

Hinweis: Dieses Interview wurde zunächst im Juli 2012 bei Gründerszene veröffentlicht.