Vor über einem Jahr gründete Team Europe (www.teameurope.net, auch an Gründerszene beteiligt) das Berliner Startup Digitale Seiten (www.digitaleseiten.de). In einer ersten Finanzierungsrunde sammelte der digitale Branchenmarkplatz für den Mittelstand 1,5 Millionen Euro von mehreren namhaften Investoren ein. Seitdem wurden weitere Online-Branchenlösungen wie Maler.org, Dachdecker.com, Fliesenleger.net, Gartenbau.org, Geruestbau.org oder Elektriker.org gelauncht. Zuletzt schloss das Startup eine exklusive Kooperation mit dem Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks ab. Aber wie viel Potential steckt tatsächlich in dem Online-Branchenbuch? Gründerszene sprach mit dem CEO der Digitalen Seiten, Florian Kranefuß, über die Pläne für 2012 und Erfolgsaussichten.

Florian Kranefuß, Digitale Seiten, Team Europe

Florian, die letzte Finanzierungsrunde liegt nun über ein Jahr zurück. Was ist seitdem passiert?

Wir haben inzwischen sechs Verticals im Cluster der Handwerker-Fachbetriebe gelauncht. Bei zweien sind wir mit unserem Qualitätsansatz jeweils exklusiver Partner von zwei großen Branchenverbänden geworden, dem Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz für die Maler und Lackierer (Branchenumsatz von rund elf Milliarden Euro) sowie mit dem Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (Branchenumsatz von rund 7,5 Milliarden Euro). Weitere Kooperationen befinden sich in Vorbereitung, übrigens nicht nur mit Verbänden. Ferner haben wir unsere Lead-Engine-Technologie weiterentwickelt und werden Auftragsanfragen zu Fachbetrieben so gut zuordnen, dass wir den Bedarf des einzelnen Betriebs optimal treffen und ihn mit den für sich gewünschten Anfragen versorgen können. Schließlich haben wir über die Premiumeinträge hinaus weitere Produktangebote entwickelt, die sich einer regen Nachfrage erfreuen.

Wie groß ist euer Team mittlerweile und welche Branchen wollt ihr 2012 erschließen?

Wir sind derzeit etwa 35 Mitarbeiter. Es macht noch Sinn die Handwerksbranche mit dem einen oder anderen Gewerk abzurunden und mit DS-Qualitätsverticals zu besetzen, bevor wir neue Cluster in anderen Branchen eröffnen werden.

Wie wichtig sind exklusive Kooperationen wie die mit dem ZVDH?

Für Handwerksbranchen entscheidend, da erstens der Organisationsgrad der Meisterbetriebe zum Beispiel. des Dachdecker-Handwerks sehr hoch ist und zweitens gerade die umsatzstärksten Betriebe dort organisiert sind. Ferner erreichen wir mit den Innungsbetrieben die Premiumbetriebe des Handwerks, die sich aus qualitativen Gründen freiwillig einer Innung anschließen und sich beispielsweise für eine qualitätsbezogene Ausbildung oder für die Schulung von Produktneuheiten in Ihrer Berufssparte stark engagieren. Schließlich ist Vertrauen in internetfernen Branchen notwendige Voraussetzung, um überhaupt einen Marktzugang zu erhalten. Und in Verbindung mit dem überzeugenden Produkt der das Vertrauen der Marktteilnehmer nicht enttäuscht, entstehen mit Verband und Betrieben nachhaltige Partnerschaften, die eine deutliche Markteintrittsbarriere für Dritte darstellen.

Sind die Digitalen Seiten in den eher internetfernen Handwerks-Branchen bereits angekommen?

Die Entscheidungsgeschwindigkeit im Handwerk unterscheidet sich wesentlich von der gewohnten Entscheidungsfreudigkeit in der Internetszene. Dennoch sind die Marken unserer Verticals aufgrund unserer Verbandsarbeit und aufgrund ihrer hohen Sichtbarkeit in den Suchergebnislisten und sozialen Netzwerken in der kurzen Zeit massiv in den Vordergrund gerückt und oftmals das Hauptthema auf Verbandssitzungen. Dass wir inzwischen angekommen sind, merken wir daran, dass wir endlich auch eigeninitiativ von Fachbetrieben, Industriepartnern und anderen Verbänden angesprochen werden, die unsere Dienstleistungen zur Durchsetzung ihrer Marketingziele nutzen wollen.

Plant ihr für 2012 eine weitere Finanzierungsrunde und die Internationalisierung?

Da der Proof-of-Concept inzwischen mit zwei starken Partnern gelungen ist, überlegen wir natürlich im Jahr 2012 durch die Aufnahme von weiterem Kapital das Momentum weiter zu nutzen und das Portfolio intelligent auszubauen. Internationalisierung steht 2012 noch nicht auf dem Plan, obwohl wir schon von ausländischen Marktteilnehmern auf mögliche Kooperationen angesprochen wurden, wollen wir erst einmal den hiesigen Markt mit einem extrem hohen Potential ausschöpfen.