Jetzt ist es offiziell: Die Gerüchte um die Übernahme von Face.com (www.face.com) durch Facebook bestätigen sich. Der Onlinegigant kauft den Gesichtserkennungsdienst. Ein Preis wurde nicht genannt. Laut Medienberichten hat Facebook 63 bis 79 Millionen Euro für Face.com bezahlt. Social-Media-Expertin Andrea Frahm traf Face.com-CEO und -Mitgründer Gil Hirsch in seiner Wahlheimat Tel Aviv und sprach kurz vor der Übernahme von Facebook mit ihm über die kursierenden Gerüchte einer bevorstehenden Übernahme des erfolgreichen Gesichtserkennungsdienstes, Datenschutz, die israelische Startup-Szene und Ratschläge für junge Gründer.

Facebook kauft Face.com

Du pendelst zwischen euren Büros in Tel Aviv und Palo Alto. Wie groß ist das Team von Face.com?

Wir sind zehn Leute hier im Headquarter in Tel Aviv. Programmierer, Designer, Produktentwickler sowie das Gründungsteam. In Palo Alto sitzt das Marketing, und zwar drei Mitarbeiter, die sich um Presseanfragen und den Kommunikationsbereich kümmern. Ich lebe in Tel Aviv, bin aber In der Regel alle zwei Monate in Palo Alto.

Datenschutz ist ein großes Thema, besonders in Deutschland. Wie schaut’s hier mit Klik aus? Besteht nicht die große Angst, plötzlich in Fotos getaggt zu werden, ohne es zu wissen?

Klik erkennt nur die Gesichter deiner Facebook-Freunde. Du kannst also nicht deine Kamera auf jemanden halten, mit dem du nicht bei Facebook befreundet bist, und dieser wird dann erkannt. Wenn deine Facebook-Freunde identifiziert werden, taggt Klik das Foto automatisch, und es kann dann bei Facebook, Twitter oder per Email geteilt werden. Für die, die nicht von Face.com erkannt werden wollen, besteht jederzeit die Option, dies in den Privateinstellungen zu ändern (opt out of face recognition).

Privatsphäre und Transparenz bei unseren Produkten ist mir sehr wichtig. Wir sagen dem User, was geht und was nicht geht. Es gab bisher nie Beschwerden. Im Gegenteil: In Amerika gab es am Anfang viele Leute, die enttäuscht waren, dass nicht die Namen aller Freunde angezeigt werden, egal, ob Facebook-Freund oder nicht. Wir hatten nie vor, eine Technologie auf den Markt zu bringen, die alle Gesichter auf der Straße erkennt.

Wie siehst du das Marktpotenzial für Apps wie Klik?

Das Potenzial ist enorm. Wir bekommen ungefähr 30 Entwickleranfragen am Tag. Vor einem Jahr waren es noch höchstens vier. Was wir motivierend finden, ist, dass die Leute nicht zögern, Apps dieser Art sofort zu nutzen und der Sicherheit vertrauen.

Was ist das Geheimnis eures Erfolgs? Was ist das A und O eines technologischen Startup-Unternehmens?

Wir sind eine technologische Firma, und wenn du ein Produkt wie Klik entwickelst, musst du vom Fach sein. Ansonsten verschwendest du zuviel Zeit und Mühe, verschiedene Ideen auszuprobieren. Wenn Hacker dich etwas fragen und du keine Ahnung hast, nehmen sie dich nicht mehr ernst. Programmierer müssen das Produkt verstehen, und das Produkt Team muss wissen, was der Programmierer macht. Wir pflegen unser Verhältnis zu Entwicklern. Bei vielen Hackathons bin ich selbst vor Ort. Am Ende des Tages geht es um UserExperience, die Technologie bildet das Fundament.

Was ist das neue Silicon Valley? Berlin, London oder Tel Aviv?

Definitiv Tel Aviv. Die Startup Szene blüht gerade so richtig auf. In Israel denkst du positiv, und darum geht es bei der Verwirklichung deiner Gründungsidee. Keine Zweifel haben, superoptimistisch sein. Wenn du siehst, wie schnell Startups in Tel Aviv aufgebaut und finanziert werden, dann weißt du, wo das neue Silicon Valley ist. Startup-Gründung liegt uns im Blut, denn Israel selbst ist ein Startup. Es ist alles, was wir haben.

Und was denkst du über Berlin als Startup-Mekka?

Ich liebe Berlin. Ich war vor zwei Jahren für längere Zeit dort. Es ist weder streng noch sehr deutsch. Die verschiedenen Kulturen, die Offenheit, der Vibe, toll! In mancher Hinsicht ähnelt es Tel Aviv….bis auf das Wetter und den Strand.

Stichwort: Facebook-Übernahme. Bevor wir zu den Gerüchten kommen, glaubst du, es wird Facebook in fünf Jahren noch geben?

Ich glaube ja. Es wird allerdings anders aussehen, andere Dinge können und es wird einfacher zu bedienen sein.

Was stimmt an den Gerüchten? Kauft Mark Zuckerberg Face.com für 100 Millionen US-Dollar? Was steht als Nächstes an? (Hinweis: Das Interview wurde vor der Übernahme geführt)

Gerüchte gibt es immer. Ich kann nur sagen, dass wir bei Face.com gerade erst richtig anfangen. Wir arbeiten aktuell an extrem spannenden neuen Produkten; neue Wege, um Informationen von Usern zu teilen. Über Fotos, und nicht nur auf mobilen Plattformen. Mehr kann ich nicht verraten.

Internet-Entrepreneure werden immer jünger. Teilweise kommen sie direkt aus dem Studium ohne Berufserfahrung. Welche Tipps hast du für neue Gründer?

Zwei Sachen, supersimpel. 1. Hab eine Geschäftsidee, die auch wirklich Sinn macht. 2. Just do it. Das ist alles. Du trägst die volle Verantwortung, sei mutig! Vor zehn Jahren hätte ich dazu geraten, erstmal Berufserfahrung zu sammeln. Heute sage ich “Leg los”! Sofort. Die Skills kommen von alleine. Learning by doing. Hol dir erfahrene Leute an deine Seite, aber leg los. Mach Fehler, lerne aus den Fehlern. Du musst in der Lage sein, dich schnell Veränderungen anzupassen und zu handeln. Move fast.

Gil, vielen Dank für das Gespräch.

Update: Bei der Erstveröffentlichung des Interviews, war die Übernahme noch nie bestätigt.