Scheitern ist keine schöne Sache. Selbst wenn die öffentliche Ächtung außer Acht gelassen wird, ärgert sich der betroffene Unternehmer mindestens mit dem Deutschen Insolvenzrecht herum. Dass aber gerade der Austausch über und der Umgang mit Fehlern viel Positives hervorbringen kann, hat sich die am 15. November 2012 in Berlin erstmalig stattfindende Konferenz FailCon auf die Fahne geschrieben. Das Format ist in den USA bereits ein voller Erfolg und soll nun auch hierzulande Denk- und Erfolgsanstöße liefern. Sascha Schubert, Veranstalter der FailCon und Mitgründer von Spendino, im Interview.

FailCon

Hallo Sascha, stelle dich bitte kurz vor.

Ich bin Mitgründer von Spendino (www.spendino.de). Spendino macht webbasierte Spender- und Vereinsverwaltung als Software-as-a-Service. Ich hab bis jetzt vier Unternehmen und zwei Vereine gegründet oder mitgegründet, darunter auch den Entrepreneurs Club als Veranstalter der FailCon (www.failcon.de).

„Es geht um Fehler, Geschäftsmodellanpassungen, Misserfolge aber vor allem die Lehren daraus.“

Was ist die FailCon?

Die FailCon ist eine Konferenz über den Teil der Unternehmensgeschichte der vor dem Happy End stattfindet. Es geht also um Fehler, Geschäftsmodellanpassungen, Misserfolge aber vor allem die Lehren daraus.

Die FailCon findet am 15. November 2012 zum ersten Mal in Deutschland (Berlin) statt. Vorher gab es seit 2009 Events in San Francisco, Sydney, Paris und Sao Paolo. Als Speaker haben unter anderem bis dato zugesagt, Alexander von Frankenberg, Geschäftsführer vom HTGF, Sylvius Bardt, Gründer von Questico (www.questico.de), Gunnar Breining, Gründer von twago. Ich bin extrem dankbar für die bisherigen Zusagen, es gibt auch Gründer die wollen bei der Google Suche nicht auf der Seite der FailCon als Speaker gefunden werden.

Warum fokussiert sich die Konferenz aufs Scheitern beziehungsweise unternehmerische Miss- und nicht Erfolge?

Die Idee zur FailCon schwebt seit zwei Jahren in unseren Köpfen. 90 Prozent aller neuen Produkte werden nicht vom Markt akzeptiert. Mehr als 70 Prozent aller Startups scheitern und regelmäßig kommt nach dem Gründerboom die Gründerkrise. Bei der FailCon steht nicht das Scheitern im Mittelpunkt, sondern der Umgang mit Krisen aber auch der Neuanfang.

Ich habe im März einen Vortrag von Iljad Madisch gesehen. Er sprach über seine Motive Research Gate zu gründen. Eines war der Austausch über Experimente, die noch zu keinem endgültigen Forschungsergebnis geführt haben. In der Regel werden diese nicht veröffentlicht und stehen der Forschergemeinde außerhalb des eigenen Labors nur eingeschränkt zur Verfügung. Das macht Forschung teurer und zeitaufwändiger als nötig.

Offener Austausch über den Misserfolg führt also zu schnelleren, besseren und insgesamt billigeren Ergebnissen und senkt die Gefahr des Misserfolgs. Jedes Startup, jedes neue Produkt ist immer auch ein ökonomisches Experiment, dem eine Hypothese über das Verhalten von Markteilnehmern zugrunde liegt. Grad in einem Startup-Labor wie Berlin macht der Austausch über Fehler also extrem viel Sinn.

„Das Deutsche Insolvenzrecht hat ja immer noch alt-testamentarische Züge.“

In den USA ist das Konferenz-Format bereits etabliert. Allerdings ist Scheitern dort gesellschaftlich anerkannter als hierzulande. Denkst du, dass sich das Format dennoch in Deutschland durchsetzen kann?

In den USA ist vor allem der Neuanfang leichter möglich, das Deutsche Insolvenzrecht hat ja immer noch alt-testamentarische Züge. Berlin ist aber nicht nur Gründer-Hauptstadt, sondern auch Hauptstadt des Scheiterns. Das ist kein Zufall, sondern Ursache und Wirkung. Unternehmer kennen den Zusammenhang. Es ist aber an der Zeit, dass es auch andere erfahren, denn der Gescheiterte ist der Gescheitere, sofern er kein Dummkopf ist.

In vielen Gesprächen über die FailCon höre ich immer wieder den gleichen Satz: „Endlich macht das mal einer!“. Ich bin davon überzeugt, dass der Raum schnell voll sein wird. Im Zweifel nehmen wir einfach einen kleineren Raum 😉

Welche Ziele wollt ihr darüber hinaus mit der Konferenz erreichen?

Es wird zurzeit viel dafür getan, eine neue Gründerkultur zu etablieren mit Initiativen an Schulen und Hochschulen. Ein Hauptgrund nicht zu gründen, ist die Angst zu scheitern, neben finanziellen Verlusten, bedeutet das auch eine gesellschaftliche Ächtung. Das muss sich ändern, in den Köpfen und auch in den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Wer Neues versucht verdient Respekt auch wenn er scheitert.

Hast du selber eine spannende Erfahrung rund um das Thema Scheitern machen können, die dich im Endeffekt weiter brachte?

Ich habe Ende 2006 ein Social-Network für Frauen, Bondea (new.bondea.de), mitgegründet. Das wird bei Euch zu Recht in der Rubrik Offline geführt. Ich nenne das immer mein „viele Learnings aber keine Earnings“-Startup. Es gibt da aber nicht die eine zentrale Erfahrung die mich weitergebracht hat sondern viele Details die ich jetzt anders mache.

Sascha, vielen Dank für das Gespräch.