Fair Queen (www.fair-queen.de) ist ein Berliner Startup, das über seinen Online-Concept-Store sogenannte Eco-Fashion für Frauen anbietet. Das 2010 gestartete Fair Queen versteht unter diesem Begriff nachhaltige Mode von ausgewählten Designern. Dazu zählen unter anderem Blazer, Blusen, T-Shirts und Kostüme, aber auch Schuhe, Accessoires und Abendgarderobe. Fair Queen-Gründerin Sandra Hoffer von Ankershoffen im Interview.
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Hallo Sandra. Stelle dich und Fair Queen bitte kurz vor.

Ich bin 1981 in Starnberg geboren und mir wurde die Mode quasi in die Wiege gelegt, denn schon mein Vater und Großvater waren in der Bekleidungsindustrie tätig. Nach einer Schneiderlehre und diversen Praktika machte ich den Abschluss zur Diplom-Kommunikationswirtin und sammelte bei der Neofonie GmbH viel Know-how im Online-Bereich.

Im Online-Concept-Store von Fair Queen finden moderne Frauen das komplette Outfit vom Blazer über Blusen, T-Shirts und Kostüme. Ergänzt wird das Sortiment durch Schuhe, Accessoires und Abendgarderobe. Die gesamte Fair-Queen-Kollektion entspricht nachhaltigen Kriterien, ist aber vor allem modisch up-to-date und von hoher Qualität – unsere Designer zeigen, dass jede Frau sich nachhaltig und schick kleiden kann.

Ist es ein Klischee, dass du als Frau ein Mode-Startup leitest?

Natürlich bin ich bekennende Fashionista, und ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Allerdings sind die klassischen großen Player in der Mode männlichen Geschlechts – siehe Karl Lagerfeld, Giorgio Armani oder Dolce&Gabbana. So ganz scheint das mit dem Cliché also nicht zu stimmen. Im Bereich der Eco-Fashion gibt es allerdings tatsächlich viele Frauen, die sich eigene Labels aufgebaut haben.

Siehst du es dann als Vor- oder Nachteil in einer männerdominierten Branche zu arbeiten?

Ich denke schon, dass wir in einer männerdominierten Branche arbeiten, was das Online-Umfeld betrifft. In der Green-Fashion-Szene gibt es aber auch sehr viele weibliche Gründerinnen. Ich sehe es weder als Vor- noch als Nachteil. Letztendlich kommt es als Unternehmer auf die Überzeugung, das Durchhaltevermögen und die richtigen Entscheidungen an. Das würde ich keinem Geschlecht zuschreiben.

Wie kam es zu der Idee, einen Online-Shop für nachhaltige Mode zu gründen?

Die Idee zur Gründung von Fair Queen entstand in Südafrika, als ich bei einem Modelabel arbeitete und mich entschloss, zu besseren Bedingungen in der Bekleidungsindustrie beizutragen. Ich war überzeugt, dass man Mode auch fair und ökologisch korrekt produzieren kann und als ich dann noch meine Mitgründerin Sara Maccagnan, Diplom-Ingieneurin für Bekleidungstechnik und ausgewiesene Nachhaltigkeitsexpertin kennen lernte, war es nicht mehr weit zur Entwicklung von Fair Queen.

Das Thema Nachhaltigkeit erlebt in der öffentlichen Berichterstattung regelmäßig Höhen und Tiefen. Beeinflusst das auch eure Kunden?

Also bislang konnten wir unsere Kunden durchweg von der Qualität unserer Mode und unserem guten Kundenservice überzeugen. Diejenigen, die zu uns finden, kommen gern wieder und sprechen uns ihr Lob aus (siehe die Bewertungen auf Trustpilot). Das hängt nicht nur an der Nachhaltigkeit.

Ich denke, dass die Berichterstattung über Nachhaltigkeit generell für uns positiv ist, egal in welche Richtung sie geht. Denn letztendlich regt sie den Empfänger (Leser, Hörer, Zuschauer) dazu an, über seinen Konsum nachzudenken und das ist immer ein Schritt nach vorn.

Ihr seid seit 1,5 Jahren am Markt. Wie entwickelte sich Fair Queen seit dem Launch Ende 2010?

In den letzten 1,5 Jahren konnten wir ein stetiges Kunden- und Bestellwachstum verzeichnen. Wir haben unser Fair-Queen-Sortiment vergrößert und freuen uns, inzwischen über 35 Eco-Labels auf unserer Seite zu präsentieren, die unseren modischen und nachhaltigen Ansprüchen entsprechen.

Generell ist aber der Fashion Markt schwieriger zu durchdringen als wir anfangs erwartet hatten. Er herrscht noch ein sehr großer Aufklärungsbedarf für nachhaltige Mode. Natürlich gibt es die gut aufgeklärten „Ökos“, die wir inzwischen schon für uns gewinnen konnten.

Aber der Großteil weiß nach wie vor nicht, was grüne Mode ist und wo der Unterschied zur konventionellen Bekleidungsindustrie liegt. Klar hat jeder irgendwo schon mal von Kinderarbeit gehört, aber wer macht das und ist das überhaupt noch aktuell?

Die textile Bekleidungskette ist sehr komplex und wenn die Konsumenten wüssten, dass bei so vielen Arbeitsschritten ein T-Shirt gar nicht nur fünf Euro kosten kann, ohne, dass ein anderer die Kosten trägt, dann würde manch einer vielleicht doch erwägen, mehr ökologische und soziale Kleidung zu tragen.

Das ist eigentlich die größte Herausforderung, der wir uns stellen müssen, nämlich erfolgreich Überzeugungsarbeit zu leisten und Mode-Konsumenten dazu zu bewegen, etwas Neues, Nachhaltiges auszuprobieren.

In weiteren 1,5 Jahren siehst du euch und den Markt für Online-Shops mit nachhaltigen Produkten wo?

In den nächsten 1,5 Jahren planen wir, nicht nur Online, sondern auch Offline vertreten zu sein. Außerdem wollen wir internationalisieren und es gibt bis dahin hoffentlich auch schon Fair King mit hochwertiger grüner Designermode für Männer. An entsprechenden Umsetzungen arbeiten wir bereits.

Wir möchten in Zukunft auch gern unsere eigene Modelinie entwickeln, als On-Demand-Modell. Das könnte aber noch länger als 1,5 Jahre dauern. Ein toller, gerade erfolgter Schritt ist unsere brandneue Kooperation mit dem Berliner Startup Upcload (www.upcload.com), das ein System entwickelt hat, mit dem man sich mühelos zu Hause vermessen lassen kann.

Damit wird der Nachteil des Nicht-Anprobieren-Könnens beim Online-Shoppping ausgeräumt, die bestellte Kleidung passt auf Anhieb und die Retourenquote sinkt – dadurch wiederum können Ressourcen geschont werden und der ökologische Fußabdruck lässt sich ganz leicht reduzieren.

Ansonsten werden wir natürlich mit dem Markt gehen und unseren Online Shop mit weiteren technischen Features, wie zum Beispiel Social-Shopping-Möglichkeiten aufrüsten. Wir hoffen, demnächst einen starken Finanzpartner zu finden, um all diese Pläne zu realisieren und den Markt der Green-Fashion mitformen und -ausweiten zu können.

Ich denke, das Nachhaltigkeitsbewusstsein wird sich im Bekleidungssektor analog zum Food-Bereich entwickeln – Bio-Produkte sind aus keinem Supermarkt mehr wegzudenken, egal ob Feinkostladen oder Discounter.

Die vielen Skandale, die Bemühungen großer Modeketten und der Aktivismus von Superstars (Eco-Couture-Kleider großer Designer waren sogar auf der letzten Oscar-Verleihung zu sehen) tragen dazu bei, dass Green-Fashion immer mehr ins Bewusstsein der Konsumenten dringt und aus der Modeindustrie bald nicht mehr wegzudenken sein wird.

Sandra, vielen Dank für das Gespräch!