Der Re-Commerce-Markt in Deutschland wächst stetig. Am Montag dieser Woche sicherte sich Hasso Plattner Ventures zwölf Prozent am Berliner Anbieter ReBuy. Kurz zuvor adelte die Investmentbank GP Bullhound den in der Nähe von Frankfurt am Main beheimateten Re-Commerce-Konkurrenten Flip4New (www.flip4new.de) zum „schnellst wachsenden Internetunternehmen Europas“. Flip4New-Mitgründer und –Geschäftsführer Michael Sauer im Interview.
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Hallo Michael. Stelle dich und Flip4New bitte kurz vor.

Ich bin einer der beiden Gründer und Geschäftsführer von Flip4New. Vor Flip4New war ich Investmentbanker bei der Deutschen Bank und habe dort insbesondere Firmen an die Börse gebracht. Davor habe ich in Mannheim und Toronto BWL studiert.

Unsere Kunden bei Flip4New können schnell und einfach Ihre Elektronik- und Medienartikel verkaufen. Die Preisberechnung erfolgt durch die Beantwortung weniger Fragen zum Zustand der Elektronikartikel beziehungsweise durch Eingabe der EAN-Nummber bei den Medien. Uns zeichnet ein überaus breites Ankaufsportfolio aus: Dieses umfasst mehrere zehntausend Elektronikprodukte und mehrere Millionen Medienartikel. Egal, ob ein Kunde eine DVD, einen teuren Mac oder ein Handy verkaufen möchte, Flip4New bietet immer sofort einen Ankaufspreis.

Wie habt ihr es zur Auszeichnung von GP Bullhound gebracht?

GP Bullhound sucht jedes Jahr nach den schnellst wachsenden Internet Unternehmen in ganz Europa. Dabei wird das Umsatzwachstum der letzten beiden Jahre als objektives Kriterium bei allen Bewerbern zugrunde gelegt. Ich freue mich sehr, dass wir von Flip4New dieses Jahr diesen Preis gewonnen haben. Es zeigt, wie spannend der Bereich Re-Commerce aktuell ist.

Was sind die Meilensteine deines Unternehmens?

Wir kaufen unsere Artikel nicht nur über unsere Webseite, sondern auch über Partner an. Hier sind wir eine Vielzahl von Kooperationen eingegangen, sowohl online als auch im stationären Handel. Jede neue Kooperation ist ein Meilenstein für uns. In letzter Zeit konnten wir einige der wichtigsten Unternehmen im Bereich der Unterhaltungselektronik für uns gewinnen, zum Beispiel Ebay, Neckermann oder Saturn. Mit Saturn haben wir vor wenigen Wochen den Online-Ankauf von gebrauchten Artikeln direkt auf www.saturn.de gestartet.

Ein weiterer Meilenstein war der Relaunch unserer Webseite im Dezember letzten Jahres. Mit dem Relaunch fokussieren wir uns nun komplett auf den Ankauf von gebrauchten Artikeln. Vorher konnten Kunden auch ihre gebrauchten Artikel direkt gegen Neuprodukte eintauschen. Dies war zwar ein gutes Geschäft, jedoch deutlich zu komplex in der internen Abwicklung. Der Fokus hat zu enormen Prozessverbesserungen bei uns geführt.

Euer Firmensitz ist in keiner der gerade gehypten Startuphauptstädte. Eine absichtliche Abwendung vom Hype und eine Fokussierung auf eure Execution?

Über die Wahl des Firmensitzes hatten wir uns bei Gründung kaum Gedanken gemacht. Das Gründerteam war in Frankfurt und wir haben einfach losgelegt. Dann haben wir sehr schnell einige sehr wichtige Mitarbeiter für uns in Frankfurt gefunden, da stellte sich die Frage des Umzugs in eine andere Stadt nicht mehr. Dass wir nicht in Berlin sind, ist ab und zu sicherlich ein struktureller Nachteil, zum Beispiel bei der Suche nach hochspezialisierten Mitarbeitern. Manchmal sind wir allerdings auch froh, nicht mitten im Hype zu sein. Wir können uns so „ungestört“ auf die Execution konzentrieren.

Wie siehst du den Re-Commerce-Markt in Deutschland? Was ist noch zu erwarten?

Der Re-Commerce Markt steht noch ganz am Anfang in Deutschland. Trotz des rasanten Wachstums der wichtigsten Unternehmen in diesem Sektor ist das Thema noch wenig bekannt und noch lange kein Massenphänomen. Hier liegt das große Potenzial angesichts der Marktgröße. Ich erwarte zum einen, dass Re-Commerce nochmals attraktiver für den Kunden wird, zum Beispiel über eine noch einfachere Abwicklung und mehr Produkte, die der Kunde verkaufen kann. Zum anderen erwarte ich einen massiven Push aller Spieler im Markt, Re-Commerce deutlich bekannter zu machen, sei es über Marketing, PR oder Partner mit großer Reichweite.

Gibt es spannende neue Investments, die uns entgangen sind? Nach unserem Wissensstand konnte sich Flip4New letztmalig 2010 über eine Finanzierung von Paua Ventures und Lars Hinrichs freuen.

Nein, in der Tat haben wir seit 2010 keine weiteren Investments bekannt gegeben. Paua Ventures (www.pauaventures.com) und Lars Hinrichs unterstützen uns weiterhin stark beim Aufbau von Flip4New.

Michael, vielen Dank für das Gespräch.