Die eigene Geschäftsidee vor potenziellen Geldgebern und anderen Interessierten zu pitchen, ist eine der Fertigkeiten, die jeder Gründer beherrschen sollte. Und da ein Fahrstuhl ein reichlich ungeeigneter Ort dafür ist, haben junge Startups im Format „Frischlingsfragen“ die Möglichkeit, sich und ihr Geschäftsmodell kurz und präzise vorzustellen: Gründerszene stellt zehn Fragen, und dieses Mal antworten die Gründer von Get-neutral (www.get-neutral.com)

Get-neutral

Wer seid Ihr und was macht Ihr? (auf Company bezogen)

Für Verbraucher bietet Get-neutral eine mobile Online-Plattform, um spielerisch nachhaltige Angebote zu entdecken und einfach auszuprobieren. Für Unternehmen bieten wir Technologie und Know-how für die Vermarktung nachhaltiger Angebote sowie die interne und externe Kommunikation ihrer Nachhaltigkeitsstrategie.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie seid Ihr auf Eure Idee gestoßen?

Den Silvesterabend von 2009 auf 2010 haben wir mit Freunden gefeiert, die, wie wir, zwei kleine Kinder haben. Wir diskutierten Themen wie globale Erwärmung und die Notwendigkeit, sparsamer mit Ressourcen umzugehen. Uns wurde an dem Abend klar, dass wir Verantwortung dafür tragen, unseren Kindern eine saubere und bewohnbare Welt zu hinterlassen. Die Frage war dann noch, wie man von so einem Vorhaben auch leben kann. So ist Get-neutral entstanden.

Noch wichtiger als die Idee ist häufig das Team. Wer sind die Gründer, was habt Ihr vorher gemacht und wie habt Ihr zueinander gefunden?

Die Get-neutral GmbH wurde 2011 von Thomas Lenz, Christoph Binder, Philipp Scheib, Jens Obermeier und mir, Holger Rupp gegründet. Wir kannten uns schon viele Jahre privat und beruflich und teilen alle die gleiche Vision.

Thomas Lenz war Mitgründer und Geschäftsführer der Viveon AG, die auf Performance und Risiko-Management, Kampagnen-Management, Customer Analytics und Social Networks spezialisiert ist. Christoph Binder lehrt allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Controlling an der renommierten ESB Business School in Reutlingen. Er ist aktuell Aufsichtsratsvorsitzender von Novofibre, einem Hersteller klimafreundlicher Werkstoffe, und Kuratoriumsmitglied des Internationalen Controller Vereins ICV. Zuvor war Christoph Binder acht Jahre für McKinsey und Co tätig.

Philipp Scheib war in seinen zwölf Berufsjahren vor Get-neutral bei PricewaterhouseCoopers, Convergence Utility Consultants und zuletzt bei EnBW Trading, wo er als Experte für Commodity- und CO2-Märkte tätig war.

Jens Obermeier, ebenfalls Mitgründer der Viveon AG, bringt 14 Jahre Erfahrung mit, als Unternehmer und Berater für Aufbau und Betrieb hochkomplexer IT-Systeme für Business Intelligence, Data Warehousing, CRM, Database Marketing, Controlling und Billing. Ich begann meine Karriere 1995 in Marketing und Vertrieb für die Software Unternehmen SAP AG und später Siebel Systems. Vor Get-neutral habe ich mehreren Startup-Unternehmen im Bereich Software, Digitale Medien und Manufacturing als Gründer, Investor oder Berater zum Erfolg verholfen.

Viele Gründungsideen sind nicht gänzlich neu. Was ist Euer USP und was macht Ihr anders als alle anderen?

Wir haben kein Geheimrezept. Wir arbeiten sehr analytisch und schnell. Daten, Fakten, Kunden- und Verbraucher-Feedback spielen für uns eine große Rolle. Wir managen das Business anhand von 10+ Kennzahlen, die wir täglich aus unserem System generieren. Wir testen Ideen intensiv in unserem Business Netzwerk, bevor wir wichtige Entscheidungen, wie zum Beispiel für den Relaunch treffen. Wenn wir entschieden haben, setzen wir schnell und mit aller Konsequenz um.

Wir haben ein seniores Gründerteam, mit großem, heterogenem Erfahrungsschatz, das bereits mehrere Firmen erfolgreich gegründet und verkauft hat. Und wir erzeugen große Mengen relevanter Daten. Nach heutigem Stand haben wir mit eigenen Kalkulationsmodellen bereits die Klimawirkung (Product Carbon Footprint, PCF) von über 250.000 Produkten des täglichen Bedarfs kalkuliert. Die Modelle dafür vermarkten wir an Unternehmen.

Zum Business: Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell? Und wie groß ist das Marktpotenzial?

Wir vermarkten unsere Online- und Mobile-Plattform klassisch über CPC, CPO und TKP Modelle. Für Geschäftskunden bieten wir unsere HTML5-basierten Apps und unsere Nachhaltigkeitsdaten als White Label Lösung an.

Das reine Marktpotential ist in West-Europa und Nordamerika mittel- und langfristig riesig. Die Nachhaltigkeitsverantwortliche eines DAX-Konzerns sagte mir neulich, dass sie bis 2020 mit nachhaltigen Produkten 50% ihres Umsatzes machen werden.

Technologie, Daten und Vermarktungsangebote in dem Kontext sind unser enormes Potential. Heute ist der Markt eher noch am Anfang. Wir müssen sehr schnell wachsen, um dann auch das richtige Stück des Kuchens abzubekommen. Dazu brauchen wir nun erstmals auch externe Geldgeber.

Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanziert Ihr Euch?

Die Gründer haben bis dato einen kleinen siebenstelligen Betrag in den Aufbau von Get-neutral gesteckt. Langsam aber sicher entwickeln sich die Umsätze. Die Entwicklung seit dem Relaunch, sowohl bei Nutzerzahlen und Page-Impressions, als auch im B2B-Bereich ist sehr positiv. Die aktuellen Zahlen erlauben uns, einen Gang höher zu schalten.

Gibt es etwas, das Euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Wir beginnen gerade die Suche nach einem strategischen Investor. Dieser soll uns vor allem mit medialer Reichweite und etwas Cash helfen. Wir müssen die relevante Größe erreichen, bei der wir automatisch von großen Media Agenturen im Kontext nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen gebucht werden. Außerdem wird 2013 das Jahr der internationalen Expansion, die zusätzliche Mittel benötigt.

Gibt es ein großes Vorbild für Euch?

Am meisten hat mich in meiner Zeit bei SAP Hasso Plattner beeindruckt. Er hat mehrmals die SAP neu erfunden, um sie auf die nächste Stufe zu bringen. Von Leo Apotheker und Tom Siebel lernte ich, wie man Vertriebsteams zu Höchstleistungen motiviert. Auch Tom und Leo sind große Vorbilder.
In der Startup-Szene finden wir es inspirierend, wie analytisch und mit welch exzellenter Execution Rocket Internet (www.rocket-internet.de) agiert. Apple (www.apple.com) ist ein Design-Vorbild und Foursquare ein Vorbild für eine tolle App.

Stellt Euch vor, Ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Ralph Dommermuth, Gründer von 1und1.

Wo steht Ihr heute in einem Jahr?

Wir wollen ein attraktives Angebot für UK, Frankreich und die Benelux-Länder aufbauen und mit einem starken Reichweiten-Partner das Geschäft in die Profitabilität führen.