„Jetzt kann jedermann in junge Startups investieren“, propagiert der Crowdfunding-Anbieter Innovestment (www.innovestment.de) seit Gründung im September letzten Jahres. Vorausgesetzt, das nötige Kleingeld ist vorhanden: Mit ungefähr 1.000 Euro können sich Privatinvestoren mittels stillen Beteiligungen an auf Innovestment vorgestellten Jungunternehmen beteiligen. Klarer Vorteil für Startups: Schnelle Finanzierung und ein Unternehmenswert, der durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Innovestment-CEO und -Mitgründer Filipe da Costa (im Bild: Erster von links) im Interview.

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Hallo Filipe, bitte stelle dich einmal kurz vor.

Ich bin 29 Jahre alt und vom Background Wirtschaftsingenieur von der TU Darmstadt. Danach habe ich einige Jahre bei der Boston Consulting Group gearbeitet, und bin dann an die RWTH Aachen gegangen – einerseits, um in der Entrepreneurship-Forschung zu promovieren, aber auch, um parallel im Gründerzentrum der RWTH als Spinoff-Coach zu arbeiten. Bei dieser Arbeit haben mein Kollege Daniel und ich Gründungsprojekte betreut, und die Probleme der Finanzierungslandschaft in Deutschland kennengelernt. So ist dann auch die Idee für Innovestment entstanden.

Wie funktioniert Innovestment?

Auf Innovestment können sich innovative Kapital suchende Startups präsentieren und hauptsächlich privaten Investoren stille Beteiligungen anbieten. Ein Investor erhält für sein Kapital einen prozentualen Anteil am künftigen Unternehmensgewinn und am eventuellen Verkaufserlös bei einem Exit. Eine Beteiligung ist schon ab circa 1.000 Euro möglich – eine Größenordnung, in der unsere Zielgruppe sich bereits ernsthaft mit dem Startup und seinen Erfolgsaussichten auseinandersetzt, aber in der ein Verlust noch verschmerzbar ist. Auf diese Weise erhalten Startups Zugang zu einer neuen Finanzierungsquelle und Privatinvestoren Zugang zu einer interessanten Anlageklasse beziehungsweise einem flankierenden Deal-Flow, wenn sie zum Beispiel schon als Angel tätig sind.

Warum habt Ihr Euch für ein Auktionsmodell entschieden?

Bei jeder Investorenverhandlung stellt sich die Frage nach der „richtigen“ Unternehmensbewertung. Gerade für ein junges Startup, das noch wenig harte Geschäftszahlen, sondern primär ein Konzept und ein Team vorlegen kann, ist die Frage nach dem objektiven Wert kaum zu beantworten. Daher haben wir uns für einen Auktionsmechanismus entschieden, getreu dem Motto: Ein Startup ist genau soviel wert, wie Investoren bereit sind zu zahlen. Der Preis für einen Anteil, also beispielsweise 0,1 Prozent von Gewinn und Exiterlös, wird durch die Zahlungsbereitschaften der interessierten Investoren ermittelt. Wenn der Anteilspreis steigt, steigt also auch die Bewertung, die Investoren dem Startup beimessen. Die Particular GmbH, ein Hightech-Startup aus Hannover, das vor kurzem seine Auktion beendet hat, konnte so eine Bewertungssteigerung um 70 Prozent gegenüber der Startbewertung realisieren.

Dass Privatpersonen in Startups investieren können, ist sicherlich ein Vorteil um eine schnelle erste Finanzierung zu erzielen. Dennoch ist besonders das mitgebrachte Know-How und Netzwerk eines VCs oder Business-Angels oft unerlässlich. Ist Innovestment also immer nur der erste Schritt?

Die meisten Investoren bei Innovestment sind Personen aus dem Wirtschaftsleben – Geschäftsführer, Manager, Unternehmensberater, Banker, Juristen, Selbstständige. Diese können und wollen oft auch mit Ihrem Wissen zum Erfolg der Startups beitragen und sind zudem großartige Multiplikatoren. Damit können sie meist keinen erfahrenen Angel oder ähnliches ersetzen, sondern eher ergänzen. Daher haben wir die Beteiligungsform möglichst verträglich für Folge- oder Co-Investoren gestaltet.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Entstehung von Crowdinvesting und den Entwicklungen auf dem Kapitalmarkt?

Crowdinvesting bietet Investoren die Möglichkeit, mit geringem Mindesteinsatz und überschaubarem Aufwand direkt in Unternehmen zu investieren – und ist damit hochaktuell. In der heutigen Zeit sind fast alle börsengängigen Anlageformen sehr hoher Volatilität ausgesetzt – und zwar meistens nicht, weil sich die Bewertung der Investitionsobjekte, also der Aktiengesellschaften etcetera, so schnell ändert, sondern weil sich Kapital immer schneller zwischen verschiedenen Märkten bewegt. Da sind direkte Investments eine willkommene Alternative – in ein Startup zu investieren, birgt sicher ein gewisses Risiko, aber immerhin liegen Erfolg oder Misserfolg im Einflussbereich des Gründerteams.

Innovestment ist selbst noch ein Startup. Auf welche euer Innovationen darf man bereits 2012 gespannt sein?

Wir haben natürlich große Pläne! Ein wesentlicher Punkt ist beispielsweise, dass wir gern deutlich mehr Interaktion zwischen Startups und Investoren zulassen möchten, um die Schwarmintelligenz, die bislang „nur“ bei der Startup-Bewertung mitwirkt, auch in anderen Bereichen zum Tragen zu bringen.

Filipe, vielen Dank für das Gespräch.

Ich habe zu danken, gerne wieder!