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„Startup-Held“ Christian Gaiser im Interview

Christian Gaiser, Jahrgang 1985, gründete 2008 gemeinsam mit Thomas Frieling und Tim Marbach den Online-Prospektedienst KaufDA (www.kaufda.de), welcher sich seit März 2011 mehrheitlich im Besitz der Axel Springer AG (www.axelspringer.de) befindet. Im Dezember 2011 begann KaufDA mit der Internationalisierung seines Konzepts unter der neuen Marke Bonial. Mittlerweile unterhält die Bonial International Group Ländergesellschaften in Deutschland, Frankreich, Spanien, Russland und Brasilien. In der Serie „Startup-Helden“ spricht KaufDA-CEO Gaiser über Werbeverweigerer, unternehmerische Weitsicht und die Zukunft des Desktop Computing.

Wer bist Du und was machst Du?

Mein Name ist Christian Gaiser, ich bin Gründer und CEO von KaufDA und der Bonial International Group mit mittlerweile 210 Mitarbeitern in eigenen Offices in Berlin, Paris, Barcelona, Moskau und São Paulo. Ich komme ursprünglich aus dem Schwarzwald und bin zu einer Hälfte Deutscher und zur anderen Italiener. Ich habe an der WHU BWL studiert und als Berater bei McKinsey in Wien und Zürich und als Investment-Banker bei Goldman Sachs in London gearbeitet. Aber im Grunde meines Herzens bin ich vor allem eines: ein leidenschaftlicher Unternehmer.

Was macht KaufDA einzigartig?

KaufDA bringt das traditionelle Werbewerkzeug des Einzelhandels – den Prospekt – ins 21. Jahrhundert und verleiht ihm dabei völlig neue Mehrwerte: KaufDA macht aus ungefragter Werbung zielgerichtete, emotionalisierende Informationen, die selbst von Werbeverweigerern aktiv abgerufen werden. Der Service von KaufDA stellt also einen Interessenseinklang zwischen den Einzelhändlern und Verbrauchern her. Die Innovation aus Deutschland bedient einen Massenmarkt und das stark zunehmend auch über das mobile Internet und auf internationalen Märkten.

Wie bist Du auf die Idee zu KaufDA gekommen?

Die Idee ist entstanden, als wir im Silicon Valley recherchiert haben. Wir hatten dort eine Studie entdeckt, die aufzeigte, wie viel Geld jährlich in Printwerbung des stationären Handels fließt – alleine in Deutschland sind es über zwei Milliarden Euro. Uns fiel auf, wie verschwindend gering dabei der Online-Anteil war. Und wir erinnerten uns an die Briefkästen in Deutschland, die regelmäßig mit Prospekten überfüllt sind. Die Idee mit digitalen Prospekten dann zu verwirklichen, war natürlich zu Beginn eine Herkules-Aufgabe, da zunächst niemand daran glaubte. Aber davon haben wir uns nicht beirren lassen.

Was wünschst Du dir für den Gründungsstandort Deutschland?

Deutsche Internet-Unternehmer sind aus meiner Sicht oftmals befangen: Originäre Ideen werden kaum entwickelt, sondern seit frühesten Tagen der deutschen Web-Geschichte meistens amerikanische Erfolgsmodelle kopiert und dann rasch und lukrativ an den Erfinder veräußert. Investoren und Internetunternehmer denken viel zu früh an Exit-Szenarien, oft schon bei ersten Finanzierungsgesprächen. Das zeugt von einer Mutlosigkeit, die oft durch fehlenden Erfolg abgestraft wird.

Hier würde ich mir für den Gründungsstandort Deutschland eindeutig mehr Weitsichtigkeit, Vertrauen und Mut wünschen. Menschen, die eine neue Idee zur Marktreife bringen, ein bodenständiges Unternehmen gründen, dort selbst am Hebel sitzen, entscheiden, ihr eigenes Konzept vorantreiben. Und nicht zuletzt mehr Wertschätzung für diese mutigen Unternehmer.

Welche Trends siehst Du im Internet?

Wir stellen in den vergangenen Monaten einen starken Zuwachs an mobilen Nutzern fest. Der Trend mobiler Innovationen mit direktem Standortbezug zum Nutzer wird sich zunehmend rasant weiterentwickeln. Die Bedeutung des klassischen Desktop Computing nimmt hingegen immer mehr ab. Es kommt zu einer immer schnelleren Disruption. Bestehende Online-Modelle werden zunehmend stärker herausgefordert oder gleich vollständig abgelöst. Als Internet-Unternehmer kann man sich nie für längere Zeit sicher sein und muss sich ständig um relevante Innovationen bemühen. Und das ist gut so, denn davon profitieren die Nutzer – und die Wirtschaft gleichermaßen.

Bild: KaufDA